13.11.2019: Forschung CH
Globaler Samenhandel verbreitet Schadorganismen
Propagation d’organismes nuisibles par le commerce mondial de semences
Iva Franic, Simone Prospero et al.
Der weltweite Handel mit Baumsamen ist nicht so sicher wie bisher angenommen. Forschende aus der Schweiz, Frankreich und den USA wiesen nach, dass mit dem Saatgut auch zahlreiche schädliche Insekten und Pilze verbreitet werden. Diese stellen ein grosses Risiko für Bäume und Waldökosysteme dar.
Le commerce mondial de semences d’arbres n’est pas aussi sûr qu’on ne le pensait jusqu’ici. Des chercheurs suisses, français et américains ont montré que les graines propagent également de nombreux insectes et champignons nuisibles. Ils représentent un risque majeur pour les arbres et les écosystèmes forestiers.
Nicht einheimische Insektenschädlinge und krankheitserregende Pilze können die Ökologie von Wäldern erheblich stören und wirtschaftliche Verluste verursachen. So tötete zum Beispiel der Asiatische Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis) in Nordamerika grossflächig die dort vorkommenden Eschen. Das Insekt hat unterdessen bereits Eschen in Westrussland befallen und gilt damit als Bedrohung für europäische Eschenarten. In ähnlicher Weise hat der Pilzerreger Cryphonectria parasitica Anfang des 20. Jahrhunderts in Nordamerika die dort einheimische amerikanische Kastanie fast ausgerottet, was die Baumartenzusammensetzung ursprünglich kastanienreicher Wälder deutlich veränderte.
Mittels Röntgen- und DNA-Analyse haben die Forschenden in den vergangenen Jahren den Insekten- und Pilzbefall an 58 im Handel erhältlichen Saatgutpartien von 11 Nadel- und Laubbaumarten aus Nordamerika, Europa und Asien untersucht. Die Analysen haben gezeigt, dass in allen Saatgutpartien Pilze vorkamen. Auf nicht-selektivem Agar liessen sich in 96 Prozent der Saatgutpartien Pilze nachweisen. Rund 30 Prozent der Samenpartien enthielten Insektenlarven. Die Forschenden fanden zudem heraus, dass die Pilzhäufigkeit und -vielfalt viel grösser ist als die Insektenvielfalt, insbesondere bei Saatgut von Laubbaumarten.
Der hohe Befall kommerziell angebotener Saatgutpartien sei ein deutlicher Hinweis darauf, wie oft potenzielle Schadorganismen über gehandeltes Saatgut verbreitet werden können, so die Forschenden. Die Tatsache, dass in den Samen Organismen mitreisen, die bereits als Schädlinge bekannt sind, sei ein starkes Indiz dafür, dass unbedingt Massnahmen ergriffen werden sollten, um das Verschleppungsrisiko zu verringern. Denn die Anzahl der aus China importierten und für den Anbau in Europa vorgesehenen Pflanzen hat sich zwischen 2000 und 2018 versechsfacht; die Importe aus China sind nun gleich hoch wie die Importe aus Nordamerika. Diese Zunahme führt an den Aussengrenzen der EU zu einer grossen Herausforderung für die Kontrollorgane.
Aufgrund der Ergebnisse geben die Autoren Empfehlungen ab, wie sich die Risiken durch mit Saatgut übertragene Schadorganismen verringern liessen. Als wichtige Massnahme müssen die Nachweismethoden der Pflanzenschutzinspektoren an den Landesgrenzen verbessert werden.
Quelle: WSL
Keywords:
Gebietsfremde invasive Arten, Wald, Krankheiten, Pilze, Insekten
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Franic I., Prospero S., Hartmann M., Allan E., Auger-Rozenberg M.-A., Grünwald N.J., Kenis M., Roques A., Schneider S., Sniezko R., Williams W., Eschen R. (2019): Are traded forest tree seeds a potential source of nonnative pests? Ecological Applications 29(7):e01971. 10.1002/eap.1971
https://esajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/eap.1971
Kontaktadresse:
Dr. Simone Prospero
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
simone.prospero@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 22 48
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