23.9.2019: Forschung international
Der Klimawandel stört ökologische Beziehungen
Le changement climatique perturbe les relations écologiques
Sandra Kehrberger und Andrea Holzschuh
Der Klimawandel kann die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Tieren stören. Dies haben Wissenschaftlerinnen gezeigt, die den Einfluss der Temperatur auf zwei Wildbienenarten sowie auf die Küchenschelle in Magerrasen in der Umgebung von Würzburg untersucht haben. Die Küchenschelle blüht aufgrund der steigenden Temperaturen immer früher im Jahr, die Bestäuber schlüpfen nicht ganz so schnell. Das kann dazu führen, dass die Pflanze keine Samen ausbildet und sich nicht vermehren kann, während die Bienen wegen des fehlenden Nahrungsangebots auf andere Pflanzen ausweichen müssen.
Le changement climatique peut perturber les interactions entre plantes et animaux. C’est ce qu’ont montré des scientifiques qui ont étudié l’influence de la température sur deux espèces d’abeilles sauvages ainsi que la pulsatille dans des prairies maigres autour de Würzburg. En raison de la hausse des températures, la pulsatille fleurit toujours plus tôt dans l’année et les pollinisateurs n’éclosent pas aussi rapidement. Cela peut avoir comme conséquence que la plante ne forme aucune graine et ne peut pas se reproduire tandis que les abeilles doivent se rabattre sur d’autres plantes en raison du manque de nourriture.
Im Fokus standen die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) sowie die gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris). Die Wissenschaftlerinnen haben Bienen-Kokons auf elf Magerrasen mit unterschiedlichen Expositionen und Durchschnittstemperaturen in ca. einem Meter Höhe in der Umgebung von Würzburg platziert. Auf sieben Magerrasen haben die Wissenschaftlerinnen zusätzlich die Blütenentwicklung der Küchenschelle dokumentiert. Untersucht wurde, wie sich unterschiedlichen Winter- und Frühlingstemperaturen auf den Zeitpunkt des Schlupfes der Bienen sowie auf die Blütezeit der Küchenschelle auswirken.
Das Ergebnis war eindeutig: Je höher die Temperatur, desto früher setzt die Blüte der Küchenschelle ein. Dem hinkt der Schlupfzeitpunkt der beiden Mauerbienen hinterher. Dadurch besteht die Gefahr, dass die ersten Blüten der Küchenschelle dann erscheinen, wenn noch keine geeignete Bestäuber da sind. Dies hat zur Folge, dass sich die Pflanze weniger gut vermehren kann, was zu einem Schwund der Population führen kann. Somit stellt der Klimawandel für die gewöhnliche Küchenschelle, die bereits heute auf der Deutschen und Schweizerischen Roten Liste als bedroht geführt wird, eine weitere Gefährdung dar. Aber auch für die Wildbienen kann sich dieses zeitliche Auseinanderdriften negativ auswirken, wenn sich dadurch die Verfügbarkeit von Nahrung verändert.
Quelle: Universität Würzburg
Keywords:
Klimawandel, Bestäuber-Pflanzen-Interaktion, Bienen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Kehrberger S., Holzschuh A. (2019): Warmer temperatures advance flowering in a spring plant more strongly than emergence of two solitary spring bee species. PLoS ONE 14(6): e0218824.
Link zur Studie
Kontaktadresse:
Sandra Kehrberger
Lehrstuhl für Zoologie III (Tierökologie)
Universität Würzburg
Sanderring 2
D-97070 Würzburg
sandra.kehrberger@uni-wuerzburg.de
Tel: +49 (0)931 31 89946
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