23.9.2019: Forschung international

Der Druck auf globale Hotspots verstärkt sich weiter

La pression sur les hotspots mondiaux s’intensifie



Jan Christian Habel et al.

Ein internationales Forschungsteam hat Prognosen für 33 artenreiche und gleichzeitig besonders bedrohte Gebiete, sogenannten «Hotspots» der globalen Biodiversität, erstellt. Es kommt zum Schluss, dass die Zerstörung dieser wichtigen Lebensräume für Pflanzen und Tiere schneller und in grösserem Ausmass voranschreitet als bislang angenommen.

Une équipe de recherche internationale a réalisé des projections pour 33 régions riches en espèces et à la fois particulièrement menacées, appelées «Hotspots» de la biodiversité mondiale. Elle conclut que la détérioration de ces habitats importants pour les plantes et les animaux progresse plus rapidement et à une plus grande échelle que précédemment supposé.


Alle Biodiversitätshotspots zusammen entsprechen nur 2,5 Prozent der Erdoberfläche, beherbergen aber über 50 Prozent aller Pflanzen- und Wirbeltierarten der Erde. Erstmals berücksichtigten die Forschenden die Auswirkungen der beiden wichtigsten Faktoren: Landwirtschaft und Klimawandel.
Die Studie zeigt für die kommenden 30 Jahre, dass die Folgen der Ausbreitung landwirtschaftlicher Nutzflächen gravierend sind, weil sie die natürlichen Lebensräume unmittelbar zerstören. So verlieren 9 bis 13 der 33 Hotspots ihre gesamte unberührte Vegetation. Der Klimawandel hingegen wirkt sich «nur» in zwei bis sechs Hotspots auf mehr als der Hälfte der Fläche signifikant aus. Die Forschenden schliessen daraus, dass die Klimaänderung die Artenvielfalt eher langsam und schleichend beeinträchtigt, während die Landwirtschaft schneller grosse Zerstörung anrichten kann.
Stark gefährdet sind unter anderem Hotspots auf den Philippinen, den Karibischen Inseln, Madagaskar, im tropischen Afrika und im Amazonas-Regenwald, wo besonders viele Pflanzenarten heimisch sind. Gleichzeitig stehen hier nur wenige artenreiche Gebiete unter Naturschutz.
Die Ergebnisse zeigen zudem, dass gerade jene Hotspots besonders unter Druck stehen, in denen ohnehin nur noch wenige intakte Lebensräume vorhanden sind. In mindestens neun Hotspots sind alle der nur dort vorkommenden Arten vom Aussterben bedroht. Die Lage ist deshalb viel ernster als bisher angenommen, und Schutzmassnahmen sind dringend nötig. Die Forschenden appellieren an die Regierungen der Länder, sich dringend zu einem nachhaltigen Landmanagement zu verpflichten. Dies muss so umgesetzt werden, dass die Versorgung der Menschen, der Klimawandel und die biologische Vielfalt gemeinsam berücksichtigt werden.

Quelle: Universität Hamburg

Keywords:
Hotspots, Landwirtschaft, Klimawandel, Nachhaltigkeit

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Habel J.C., Rasche L., Schneider U.A., Engler J.O., Schmid E., Rödder D., Meyer S.T., Trapp N., Sos del Diego R., Eggermont H., Lens L., Stork N.E. (2019): Final countdown for biodiversity hotspots. Conservation Letters.

PDF Link

Kontaktadresse:
Dr. Livia Rasche
Universität Hamburg
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Bundesstrasse 53
D-20146 Hamburg

livia.rasche@uni-hamburg.de


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