23.9.2019: Forschung CH
Robuste Rinderrassen fördern pflanzliche Artenvielfalt
Races bovines robustes pour favoriser la diversité végétale
Caren M. Pauler et al.
Weiden, auf denen produktionsorientierte Rinderrassen grasen, unterscheiden sich in ihrer Pflanzenzusammensetzung deutlich von solchen, die mit Hochlandrindern beweidet werden. Letztere weisen eine höhere Pflanzenvielfalt auf, einen niedrigeren Anteil an verholzten Arten, weniger beweidungstolerante Pflanzenarten und mehr Arten, die sich durch Anhaften am Fell der Tiere verbreiten. Der Grund: Hochlandrinder haben einen geringeren Futterbedarf und sind beim Fressen weniger wählerisch
La composition de la végétation est nettement différente entre les pâturages où paissent des races bovines orientées sur la productivité et des vaches Highland. Avec ces dernières, les pâturages présentent une plus grande diversité végétale, une plus faible proportion de plantes ligneuses, moins d’espèces tolérantes au piétinement et plus d’espèces qui se dispersent par transport sur le pelage des animaux. La raison: les Highlands ont des besoins nutritifs moins importants et sont moins exigeants dans le choix de ce qu’ils mangent.
Um herauszufinden, welche Auswirkungen eine Rinderrasse auf die Vegetation hat, verglichen Forschende die botanische Zusammensetzung auf Flächen, die seit vielen Jahren von Hochlandrindern (Schottische Hochlandrinder und Galloway) beweidet werden, mit angrenzenden Weiden, auf denen leistungsstärkere Rinderrassen (z.B. Charolais, Angus, Braunvieh oder Simmentaler) grasen. Insgesamt wurden 50 Flächen an 25 Standorten in Bergregionen in der Schweiz und in Süddeutschland untersucht.
Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Rinderrassen: Insgesamt war die Artenvielfalt auf Weiden von Hochlandrindern höher als auf den Vergleichsflächen. Die Forscherinnen und Forscher stellten zudem fest, dass der Unterschied in der Artenvielfalt umso klarer ausfiel, je länger eine Weide schon mit diesen Rinderrassen beweidet wurde.
Unabhängig vom Standort wiesen Weiden mit produktionsorientierten Rassen bedeutend mehr Pflanzen mit einer hohen Weide- und Tritttoleranz auf. So kamen zum Beispiel auf Weiden, die mit Hochlandrindern beweidet wurden, viermal weniger Distel-Arten (Gattungen Carduus, Carlina und Cirsium) vor, dafür wurden aber einige trittempfindliche Arten (z.B. Dactylorhiza maculata, Viola canina und Sanguisorba officinalis) gefunden. Auf Weiden mit Hochlandrindern kamen mehr Arten vor, deren Samen sich im Tierfell festhaken und so verbreiten (z.B. Geum urbanum). Darüber hinaus war der Anteil an Sträuchern auf den Hochlandrinderweiden niedriger als auf den Vergleichsflächen – ein Hinweis darauf, dass Hochlandrinder weniger anspruchsvoll in der Wahl ihres Futters sind.
Die Resultate zeigen, dass die Hochlandrinder ein grosses Potenzial als Gärtner in artenreichen Weiden haben, so die Forschenden. Sie verhindern unerwünschtes Wachstum von Gehölzpflanzen und erhalten und fördern die Artenvielfalt.
Quelle: Agroscope
Keywords:
Rinderrassen, Beweidung, Artenvielfalt, Landwirtschaft, Verbuschung
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Pauler C.M., Isselstein J., Braunbeck T., Schneider M.K. (2019): Influence of Highland and production-oriented cattle breeds on pasture vegetation: a pairwise assessment across broad environmental gradients. Agriculture, Ecosystems and Environment, 284, 106585,
Link zur Studie
Kontaktadresse:
Manuel K. Schneider
Agroscope
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
manuel.schneider@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0) 58 468 75 98
Zurück zur Liste