23.9.2019: Forschung CH

Wildpflanzen sichern das Nahrungsangebot von Bestäubern und anderen Nützlingen in den Kulturen

Plantes sauvages sources de nourriture pour pollinisateurs et autres auxiliaires dans les cultures



Colette Bertrand et al.

In landwirtschaftlichen Kulturen finden Bestäuber und andere Nützlinge nur zeitweise genügend Pollen als Nahrung. Eine neue Studie zeigt, dass im ganzen Jahreserlauf rund zwei Drittel des Pollens in der Nahrung der untersuchten Insektenarten von blühenden Wildpflanzen stammt.

Dans les cultures agricoles, pollinisateurs et autres insectes utiles ne trouvent du pollen pour se nourrir que temporairement. Une nouvelle étude montre que tout au long de l’année, près de deux tiers du pollen présent dans l’alimentation des espèces d’insectes étudiées proviennent de plantes à fleurs sauvages.


Wildbienen helfen mit, landwirtschaftliche Kulturen zu bestäuben. Doch die in der Kulturlandschaft dominierenden Nutzpflanzen blühen nicht das ganze Jahr, und intensiv genutzte Wiesen verwandeln sich für Bestäuber spätestens mit dem Mähen in blütenlose Wüsten. Wenn im Kulturland aber keine Blüten mehr vorhanden sind, können Wildbienen nicht überleben. Dasselbe gilt für Nützlinge, welche im Larvenstadium zwar Blattläuse fressen, aber als Adulte auf Pollen angewiesen sind.
Um herauszufinden welche Blütenpflanzen für Bestäuber und andere Nützlinge wichtig sind, haben Forschende für zwei Wildbienenarten (Bombus terrestris und Osmia bicornis) und zwei Blattlausvertilger (Chrysoperla carnea und Harmonia axyridis die als Adulte Pollen fressen) untersucht, welchen Pollen diese Insekten im Jahresverlauf fressen. Dafür wurden die vier Zielarten in 12 Agrarlandschaften der Nordostschweiz und in 11 Agrarlandschaften aus Südwestdeutschland alle zwei Wochen von April bis Mitte Juli gefangen und der Pollen, den sie gefressen haben, bestimmt.
Die Insekten nutzen im Frühling vor allem blühende Bäume, etwa Ahorne, Eichen, Weiden und Steinobst (Prunus). Im Sommer sind blütenreiche Wiesen wichtig. Der nachgewiesene Pollen stammt vorwiegend von Blütenpflanzen aus Biodiversitätsförderflächen und halb-natürlichen Lebensräumen wie extensiv genutzten Wiesen, Hecken, Waldrändern, Blühstreifen und Säumen. Säume sind schmale Bereiche zwischen zwei Lebensraumtypen, etwa Stauden zwischen Wald und Wiese.
Rund zwei Drittel des Pollens in der Nahrung der untersuchten Insekten stammt von Wildpflanzen. Wildbienen und andere Nützlinge sind daher auf eine hohe Vielfalt an verschiedenen blütenreichen Lebensräumen angewiesen, die in den Agrarlandschaften zu verschiedenen Zeiten blühen. Nur so können die Tiere wertvolle Leistungen – Bestäubung und Schädlingsbekämpfung – für die Landwirtinnen und Landwirte erbringen. Die Studie liefert einen weiteren Hinweis, dass in Agrarlandschaften vielfältige Lebensräume für die Biodiversität und die Landwirtschaft von Vorteil sind.

Quelle: Agroscope

Keywords:
Bestäuber, Nützlinge, Pollen, Ausgleichsflächen, Wildpflanzen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Bertrand C. et al. (2019): Seasonal shifts and complementary use of pollen sources by two bees, a lacewing and a ladybeetle species in European agricultural landscapes. Journal of Applied Ecology.

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Kontaktadresse:
Matthias Albrecht und Felix Herzog
Agroscope
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich

matthias.albrecht@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 468 74 13


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