18.6.2019: Forschung CH
Bevölkerung und ExpertInnen sehen invasive Arten unterschiedlich
Population et expert·es voient différemment les espèces invasives
Xenia Junge et al.
In einer schweizweiten Umfrage wurden Expertinnen und Experten und die breite Bevölkerung zu Wahrnehmung, Kenntnisstand und Präferenzen für unterschiedliche Managementmassnahmen in Bezug auf invasive Neophyten befragt. Obwohl in der Bevölkerung invasive Pflanzenarten weitgehend unbekannt sind, befürworten die befragten Personen deren Bekämpfung. Eine bessere Kenntnis der Problematik erhöht dabei die Akzeptanz für intensivere Managementmassnahmen.
Dans une enquête menée dans toute la Suisse, des expertes et experts et le large public ont été interrogés sur leur perception, leur niveau de connaissances et leurs préférences quant aux différentes mesures de gestion concernant les néophytes invasifs. Bien que les espèces végétales invasives soient largement méconnues de la population, les personnes interrogées approuvaient la lutte contre ces espèces. Une meilleure connaissance du problème entraîne une plus grande acceptation de mesures de gestion intensives.
Invasive Neobiota bedrohen die Biodiversität und können zudem ökonomische sowie gesundheitliche Schäden verursachen. Die Sensibilisierung der Bevölkerung und damit auch die Förderung von Akzeptanz für die Neobiotakontrolle und -bekämpfung sind daher wichtige Massnahmen im Neobiota-Management.
Im Rahmen einer schweizweiten Umfrage wurden 151 Expertinnen und Experten und 1146 zufällig ausgewählte Nicht-Fachleute aus der Bevölkerung zur Wahrnehmung, zum Kenntnisstand und zum Management von invasiven Neophyten befragt. In der Bevölkerung sind invasive Pflanzenarten weitgehend unbekannt; der Begriff «invasive gebietsfremde Arten» ist hingegen 40% der Befragten bekannt, weitere 27% haben bereits davon gehört, kennen aber die genaue Bedeutung nicht.
Sowohl die ExpertInnen als auch befragten Personen aus der Bevölkerung befürworten die Bekämpfung von invasiven Neophyten; sie unterscheiden sich jedoch in ihren Prioritäten und in ihrer Zahlungsbereitschaft für Managementmassnahmen. Während die Bevölkerung bereit ist, pro Haushalt durchschnittlich 2,01 CHF/Jahr für die Bekämpfung des Stauden-Knöterichs und 3,78 CHF/Jahr für den Riesenbärenklau aufzubringen (was schweizweit in einer Summe von 7,0 Mio. resp. 13,2 Mio. CHF/Jahr resultiert), weisen die ExpertInnen eine Zahlungsbereitschaft zwischen 29,8 Mio. CHF/Jahr für den Riesenbärenklau und 37,9 Mio. CHF/Jahr für den Stauden-Knöterich auf.
Unterschiede innerhalb der Schweizer Bevölkerung zeigten sich in einer besseren Kenntnis des Themas und einer höheren Zahlungsbereitschaft für Managementmassnahmen in der Süd- und Westschweiz. Die Umfrage konnte zudem zeigen, dass die Informationsvermittlung zum Thema Neobiota die ästhetische Attraktivität invasiver Pflanzenarten reduziert. Darüber hinaus erhöht eine bessere Kenntnis der Problematik die Akzeptanz für intensivere Managementmassnahmen.
Trotz einer grundsätzlich positiven Einstellung der Bevölkerung gegenüber Bekämpfungsmassnahmen im Neophytenmanagement gibt es bezüglich Zahlungsbereitschaft grosse Unterschiede zwischen ExpertInnen und der Bevölkerung, vermutlich weil das artenspezifische Schadenspotenzial als auch die Herausforderungen der Bekämpfung in der Bevölkerung zu wenig bekannt sind.
Die Ergebnisse bieten wichtige Grundlagen für Sensibilisierungsmassnahmen, um die Akzeptanz gegenüber Bekämpfungsmassnahmen noch weiter zu erhöhen und um das Risiko der Einschleppung weiterer invasiver Arten durch geeignete Informationskampagnen zu minimieren.
Quelle: Dialog N
Keywords:
Invasive Neophyten, Zahlungsbereitschaft, Neophytenmanagement, Umfrage, Akzeptanz
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Junge X., Hunziker M., Bauer N., Arnberger A., Olschewski R. (2019). Invasive Alien Species in Switzerland: Awareness and Preferences of Experts and the Public. Environmental Management 63(1), 80-93.
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Kontaktadresse:
Dr. Xenia Junge
Dialog N Forschung und Kommunikation für Mensch, Umwelt und Natur
Seestrasse 121
CH-8610 Uster
xenia.junge@dialog-n.ch
Tel: +41(0)79 824 6661
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