7.5.2019: Forschung international

Spätfliegende Wildbienen sind besonders gefährdet.

Les abeilles sauvages tardives sont particulièrement menacées



Michaela M. Hofmann, Constantin M. Zohner, Susanne S. Renner

Viele Wildbienenarten gelten als gefährdet. Eine aktuelle Studie aus Deutschland zeigt, dass vor allem spätfliegende Bienen betroffen sind. Der wahrscheinlichste Grund ist der Mangel an spätblühenden Pflanzen in der intensiv genutzten Agrarlandschaft, was zu einem ungenügenden Nahrungsangebot führt.

De nombreuses espèces d’abeilles sauvages sont considérées comme étant menacées. Une étude récente menée en Allemagne montre que ce sont surtout les abeilles apparaissant en fin d’été qui sont touchées. La cause la plus probable est le manque de plantes à floraison tardive dans les paysages agricoles exploités intensivement, ce qui conduit à une insuffisance en ressources alimentaires.


Wildbienen sind als Blütenbestäuber ökologisch unverzichtbar und von enormem ökonomischem Nutzen. Doch von den über 500 Wildbienenarten Deutschlands sind mehr als die Hälfte bedroht oder lokal schon ausgestorben. Anhand von Veränderungen der Roten Liste haben Forschende untersucht, welche Faktoren den Rückgang der Wildbienen verursachen.
Der Gefährdungsstatus einheimischer Wildbienenarten wird in Deutschland seit mehr als 40 Jahren erfasst. Auf dieser Basis wurde analysiert, welche artspezifischen Eigenschaften (z.B. Habitatwahl, Pollen-Spezialisierung, Körpergrösse, Nistplatzwahl, Dauer der Flugaktivität, Zeitpunkt des Auftretens während der Saison) statistisch den Gefährdungsstatus beziehungsweise das Aussterben einer Art voraussagen.
Insgesamt konnten die Forschenden 445 der 561 in Deutschland bekannten Bienenarten in ihre Analyse einbeziehen und somit 79 Prozent der deutschen Bienenfauna abdecken. Dabei zeigte sich zu ihrer Überraschung, dass die Spezialisierung auf bestimmte Blüten entgegen ihrer Erwartung keinen Effekt hatte. Allerdings waren Habitatpräferenz – also die Spezialisierung auf einen Lebensraum – und eine Flugzeit erst im Spätsommer extrem stark mit einer Gefährdung korreliert.
Das Bienenvorkommen in den Städten ist vergleichsweise stabil, und auch die Bienen, die im Frühling ausfliegen, wie etwa die gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), gelten als nicht gefährdet. Im Gegensatz dazu erhöhten enge Lebensraumpräferenzen, eine kurze Flugzeit und das Auftreten erst im Spätsommer das Aussterberisiko. Dass Spätflieger in ländlichen Gegenden (z.B. die Zahntrost-Sägehornbiene) besonders gefährdet sind, interpretieren die Forschenden als Folge eines ungenügenden Nahrungsangebotes. Landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen sind im Spätsommer von Blüten ausgeräumt, während es im Frühling wenigstens noch Massenpflanzen wie Raps und blühende Obstplantagen gibt. Dieser Faktor ist für die Wissenschaftler der wahrscheinlichste Grund für den Rückgang der Wildbienenarten in Deutschland. Helfen würden nach Ansicht der Wissenschaftler beispielsweise eine seltenere Mahd, die Anlage von Blühstreifen oder das Stehenlassen von Ackerrandstreifen mit Ackerunkräutern.

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München


Keywords:
Wildbienen, Landwirtschaft, Gefährdungsursachen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Hofmann M.M., Zohner C.M., Renner S.S. (2019): Narrow habitat breadth and late-summer emergence increases extinction vulnerability in Central European bees. Proceedings of the Royal Society B, 286(1898). https://doi.org/10.1098/rspb.2019.0316
https://royalsocietypublishing.org/doi/pdf/10.1098/rspb.2019.0316

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Kontaktadresse:
Susanne Renner, Ludwig-Maximilians-Universität München
Systematische Botanik und Mykologie, Menzinger Straße 67, D-80638 München

renner@lmu.de
Tel: +49 (0)89 17861 250


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