7.5.2019: Forschung CH

Familien- und Hausgärten haben einen hohen ökologischen und sozialen Wert

Les jardins ouvriers et les jardins privés ont une grande valeur écologique et sociale



Robert Home et al.

Grünräume wie Familien- oder Hausgärten in städtischen Ballungszentren können ein Hort der Biodiversität sein und haben zudem eine grosse soziale Bedeutung, wie eine Umfrage ergeben hat. Gärten sind Begegnungsorte für viele Menschen und bieten Naturnähe, Ruhe und Erholung.

Les espaces verts comme les jardins ouvriers et les jardins privés dans les grands centres urbains peuvent être un refuge pour la biodiversité et revêtir une grande importance sociale, comme l’a montré un sondage. Les jardins sont des lieux de rencontre pour de nombreuses personnes, et ils offrent une proximité avec la nature, de la tranquillité et de la détente.


Mit Feldaufnahmen und umfangreichen Umfragen wurden die tatsächliche Pflanzenvielfallt, die geschätzte natürliche Vielfalt und der soziale Wert von Familien- und Hausgärten untersucht. Die Forschenden wollten zudem wissen, was die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter dazu bringt, einen Garten auf eine bestimmte Weise zu pflegen und welche Motivationen und Einstellungen ihr Handeln beeinflussen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich eine grosse Mehrheit der Besitzerinnen und Pächter von Familien- und Hausgärten gerne in der Natur aufhält, um Abstand zum Alltag zu gewinnen. Zudem fühlt sich die Mehrheit der befragten Personen nach dem Gartenaufenthalt viel entspannter als vorher; besonders deutlich ist dieser Effekt in den Familiengärten.
Die Mehrheit der Befragten bekennt sich klar zur Förderung der biologischen Vielfalt. Dies hängt direkt mit der empfundenen Schönheit der Natur zusammen, aber auch mit der ökologischen Verantwortung der Befragten. Konkret fördern die Gärtnerinnen und Gärtner die Biodiversität, indem sie Gemüse- und Blumenbeete anlegen und Lebensräume wie Asthaufen für Igel, Nistkästen für Vögel oder Wiesenflächen für Insekten schaffen und Bienenhotels aufstellen. Die Anlage von Trockensteinmauern ist besonders in Hausgärten beliebt. Die Studie belegt, dass extensiv gepflegte Gärten mit vielen unterschiedlichen Strukturen und Lebensräumen insgesamt reicher an Tier- und Pflanzenarten und -individuen sind als intensiv bewirtschaftete Gärten mit homogeneren Strukturen wie beispielsweise Rasenflächen.
Neben der Erholung haben Stadtgärten auch eine wichtige soziale Funktion: Sie sind Orte der Begegnung und werden nicht nur von ihren Pächterinnen oder Eigentümern genutzt, sondern auch von Gästen aus der Nachbarschaft und dem Freundeskreis. Darum legen die Ergebnisse dieser Studie nahe, dass es klug wäre, privat bewirtschaftete Flächen in die Biodiversitätsstrategien und -konzepte der Städte aufzunehmen und so vom Engagement der Freizeitgärtnerinnen und -gärtner zu profitieren. Dies schliesst die Familiengärten am Rand der Stadt mit ein, die einen wichtigen Beitrag leisten, um extensiv bewirtschaftetes Grünland zu erhalten. Würde dies alles bei der Stadt- und Raumentwicklung berücksichtigt, die zumeist in Richtung einer Verdichtung führt, liesse sich die Wohnqualität in Ballungszentren gesamthaft gesehen erhöhen.

Quelle: WSL


Keywords:
Ökosystemleistungen, Siedlungsraum, Wohlbefinden, Gärten

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Home R. et al. (2019): Effects of garden management practices, by different types of gardeners, on human wellbeing and ecological and soil sustainability in Swiss cities. Urban Ecosystems 22(1), 189-199. https://doi.org/10.1007/s11252-018-0806-2

Young C., Frey D., Moretti M., Bauer N. (2019): Research Note: Garden-owner reported habitat heterogeneity predicts plant species richness in urban gardens. Landscape and Urban Planning 185, 222-227. https://doi.org/10.1016/j.landurbplan.2019.01.013

Kontaktadresse:
Robert Home
Departement für Sozioökonomie
FiBL
Ackerstrasse 113
CH-5070 Frick

robert.home@fibl.org
Tel: +41 (0)62 865 72 15


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