22.3.2019: weitere Publikationen
Vom «eroberten Land» zum Renaturierungsprojekt – Geschichte der Feuchtgebiete in der Schweiz seit 1700
De «la conquête des terres» au projet de renaturation – histoire des zones humides en Suisse depuis 1700
Martin Stuber, Matthias Bürgi
Warum wurden in der Schweiz seit dem Jahr 1700 so viele Feuchtgebiete entwässert? Welche Folgen hatte dies für Pflanzen, Tiere und Menschen, und was wurde durch die Wiedervernässung trockengelegter Flächen bisher erreicht? Das soeben erschienene Buch «Vom eroberten Land zum Renaturierungsprojekt» beleuchtet die Geschichte der Umgestaltung der Feuchtgebiete in der Schweiz und die Konsequenzen für ihre Biodiversität und die Landschaft.
Pourquoi tant de zones humides ont-elles été drainées en Suisse depuis 1700? Quelles en ont été les conséquences pour les plantes, les animaux et les hommes, et qu’est-ce qui a été atteint jusqu’à présent avec la remise en eau de surfaces asséchées? Le livre «Vom eroberten Land zum Renaturierungsprojekt» (de la conquête des terres aux projets de renaturation), qui vient de paraître en allemand, met en lumière l’histoire du réaménagement des zones humides en Suisse et les conséquences pour leur biodiversité et le paysage.
Bis ins 19. Jahrhundert wurden viele Flusstäler und Ebenen des Mittellandes periodisch überschwemmt. Die Böden waren mancherorts so nass, dass an eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung oder gar an eine Besiedlung mit grossflächiger Überbauung nicht zu denken war. Dann begann der Mensch, Moore trockenzulegen, Flüsse zu begradigen und Auenwälder und andere Feuchtgebiete zu entwässern. Damit gewann er fruchtbares Ackerland, auf dem sich teilweise heute noch – sofern es nicht überbaut wurde – hohe Erträge erzielen lassen. Doch je mehr sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche und der besiedelte Raum vergrösserten, umso mehr nahm vielerorts die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume ab.
Hinter diesen in aller Einfachheit formulierten Veränderungen stecken komplexe gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Prozesse. Martin Stuber vom Historischen Institut der Universität Bern und Matthias Bürgi von der Eidg. Forschungsanstalt WSL gingen den Entwicklungen der letzten Jahrhunderte auf den Grund. Unterstützt wurden sie von einem Team von Fachleuten aus Zoologie, Botanik, Naturschutz und Landwirtschaft.
Die Autoren beschreiben die historische Entwicklung der Feuchtgebiete in der Schweiz bewusst weder als Fortschritts- noch als Verlustgeschichte. Im Vordergrund stehen für sie vielmehr die unterschiedlichen historischen Akteure, ihre Ziele und Praktiken im jeweiligen zeitgenössischen Kontext sowie die Folgen ihres Tuns mit Blick auf Landschaft und Ökologie. Ihre Recherchen zeigen, wie fundamental sich die gesellschaftliche Bewertung der Feuchtgebiete von der ökonomischen Aufklärung im 18. Jahrhundert über die grossflächigen Meliorationen in der Industriegesellschaft bis hin zu Moorschutz und Renaturierungsprojekten gewandelt hat. Der interdisziplinäre Ansatz des Buches stellt nicht nur die menschliche Sicht auf die Feuchtgebiete dar, sondern auch die Ansprüche der Pflanzen, Amphibien, Vögel und Wirbellosen. Damit verdeutlicht das Buch exemplarisch, dass für ein modernes Verständnis von Ökosystemen zwingend eine Gesamtschau nötig ist, die möglichst viele unterschiedliche Sichtweisen berücksichtigt.
Quelle: WSL
Keywords:
Feuchtgebiete, Moore, Geschichte, Nutzung, Renaturierung
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Stuber S., Bürgi M. (2018): Vom «eroberten Land» zum Renaturierungsprojekt Geschichte der Feuchtgebiete in der Schweiz seit 1700. Haupt Verlag Bern, 262 S. ISBN: 978-3-258-08115-1
http://www.haupt.ch/Verlag/Buecher/Natur/Umwelt-Oekologie/Vom-eroberten-Land-zum-Renaturierungsprojekt.html?listtype=search&searchparam=feuchtgebiet
Kontaktadresse:
Matthias Bürgi
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
matthias.buergi@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 23 54
Zurück zur Liste