15.2.2005: Forschung CH
Dem Auerhuhn fehlt es nicht nur am Lebensraum
Fritsche B.
Der Auerhuhnbestand im Gebiet der Schwägalp hat im Laufe des 20. Jahrhunderts stark abgenommen. Die Vermutung, dass Veränderungen des Lebensraums für diese Entwicklung verantwortlich sind, konnte mit der Analyse von Luftbildern zwischen 1932/35 und 1999 nur bedingt bestätigt werden. Andere Faktoren wie Störungen und Prädation müssen die Auerhuhnpopulation ebenfalls entscheidend beeinflusst haben.
Die Bestände des Auerhuhns (Tetrao urogallus) haben in der Schweiz im Laufe des 20. Jahrhunderts stark abgenommen. Als wichtigste Ursache für diesen Rückgang gelten Lebensraumveränderungen und damit der Verlust geeigneter Habitate. Die negative Entwicklung des Auerhuhnbestands wurde auch auf der Schwägalp festgestellt, der Landschaft nördlich des Säntis auf dem Gebiet beider Appenzell und St. Gallen. Mit einer Analyse von Luftbildern der Jahre 1932/35, 1960 und 1999 habe ich in diesem Gebiet nach Veränderungen des Auerhuhnhabitats gesucht. Erfasst wurden die Entwicklung der Waldfläche und der auerhuhnrelevanten Waldstrukturparameter. Dazu gehören die Entwicklungsstufe, der Deckungsgrad und das vertikale Gefüge der Bestände. Mit einem anhand der Luftbilddaten von 1999 und Spurentaxationen zwischen 1990 und 2003 kalibrierten logistischen Regressionsmodell wurde die aktuelle Verbreitung des Auerhuhns in Beziehung zu den aufgenommenen Habitatfaktoren gesetzt. Als entscheidende Faktoren für die aktuelle Verbreitung im Untersuchungsgebiet erwiesen sich der Deckungsgrad, die Variabilität des Lebensraumes und die Hangneigung. Die Anwendung des Regressionsmodells auf die Daten der Zeitpunkte 1932/35 und 1960 zeigt im Vergleich mit 1999, dass die geeignete Habitatfläche auf der Schwägalp um lediglich 5% abgenommen hat. Der Verlust geeigneter Lebensräume kann den starken Rückgang der Auerhuhnpopulation deshalb nur teilweise erklären. Andere Faktoren wie Populationsdynamik, Störungen und Prädation, welche in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt werden konnten, haben beim Rückgang der Auerhuhnpopulation vermutlich ebenfalls eine grosse Rolle gespielt.
Auf der Schwägalp befindet sich nach dem logistischen Regressionsmodell gegenwärtig mehr geeigneter Lebensraum als von den Auerhühnern genutzt wird. Für eine längerfristig überlebensfähige Population müsste sich die Bestandsdichte vergrössern und zusätzliches Gebiet besiedelt werden. Um dies zu ermöglichen, sind intensive Schutzbestrebungen zur Förderung des Auerhuhnbestands notwendig. Dazu gehören Massnahmen, welche die Qualität des Lebensraumes erhalten oder verbessern. Sollte sich der Einfluss von Störungen und Prädation bestätigen, müssen auch Massnahmen zur Begrenzung dieser Faktoren getroffen werden.
Keywords:
Auerhuhn Tetrao urogallus, Habitateignung, Habitatveränderung, Luftbildanalyse, Schwägalp
Art der Publikation:
Diplomarbeit
Literatur:
Fritsche, B. (2004): Die Entwicklung der Wälder auf der Schwägalp im 20. Jahrhundert und ihre Bedeutung für den Lebensraum des Auerhuhns (Tetrao urogallus). Diplomarbeit Departement Umweltwissenschaften, Studiengang Forstwissenschaften der ETH Zürich, erarbeitet an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf.
Kontaktadresse:
Beat Fritsche, Schlossstrasse 42, CH-9100 Herisau
beat_fritsche@bluewin.ch
Tel: +41 (0)71 351 27 08
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