22.3.2019: Forschung international
Natürliche Wiederansiedlung der Steinkäuze in der Nordschweiz scheint möglich
Réintroduction naturelle de la chevêche d’Athéna semble possible dans le Nord de la Suisse
Severin Hauenstein et al.
Während der Steinkauz in der Nordwestschweiz ausgestorben ist, verfügt er in Deutschland direkt an der Grenze zur Schweiz über stabile Populationen. Forschende konnten mit Hilfe eines Modells zeigen, dass eine natürliche Wiederansiedlung der Steinkäuze in der Nordschweiz von Deutschland her generell möglich ist, wenn auch eingeschränkt.
Alors que la chevêche d’Athéna a disparu du Nord-Ouest de la Suisse, elle montre des populations stables en Allemagne juste derrière la frontière. À l’aide d’un modèle, des chercheurs ont montré qu’une réintroduction naturelle de la chevêche d’Athéna dans le Nord-Ouest de la Suisse depuis l’Allemagne est globalement possible, quoique limitée.
Der Steinkauz (Athene noctua) ist eine kleine nachtaktive Eule und gehört zu den auf der deutschen und der schweizerischen Roten Liste als gefährdet eingestuften Vogelarten. In den letzten Jahren ist es gelungen, die bestehenden Steinkauzpopulationen im Südwesten Deutschlands stabil zu halten, teilweise steigen die Zahlen sogar. In der benachbarten Nordschweiz haben sich dagegen immer noch keine Populationen etabliert, obwohl die Bedingungen für die Art geeignet erscheinen. Ein Forscherteam hat nun untersucht, ob junge Steinkäuze aus Deutschland die Nordschweiz erreichen könnten und so eine natürliche Wiederansiedlung gelingen könnte.
Die Ausbreitungsmuster von Tieren vorherzusagen, ist schwierig. Deshalb haben die Forschenden ein auf Individuen basiertes Computermodell entwickelt. Mittels Simulationen können die Forschenden beurteilen, ob Individuen aus derzeit expandierenden Steinkauz-Populationen im Südwesten Deutschlands in der Lage sind, in geeignete Lebensräume in der Nordschweiz zu migrieren. Aufgrund der intensiven Landwirtschaft und des stetigen Lebensraumverlusts, ist der Steinkauz in der Schweiz nahezu ausgestorben.
Die Bewegungsparameter in dem Modell wurden über Verfahren der Bayes’schen Statistik basierend auf Radiotelemetriedaten von juvenilen Steinkäuzen geschätzt. Unter anderem konnten die Forschenden so plausible Unterschiede zwischen Individuen und Geschlechtern nachweisen – weibliche Jungkäuze fliegen geradliniger und legen längere Einzelstrecken während der Migrationsphase zurück, während sich ihre männlichen Pendants tendenziell durch längere Rastperioden und stärkere Lebensraumtreue auszeichnen.
Die gewonnenen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass eine natürliche Wiederansiedlung der Steinkäuze in der Nordschweiz generell möglich ist, wenn auch eingeschränkt. Besonders zersiedelte Gebiete wie zum Beispiel rund um das Drei-Länder-Eck bei Basel scheinen die Wanderbewegungen der juvenilen Steinkäuze stark einzuschränken. Ausserdem meiden Steinkäuze bewaldete Gebiete, da dort ihr natürlicher Feind, der Waldkauz, vorkommt, sowie höher gelegene Gebiete wie Jura, Schwarzwald und Schwäbische Alb. Die Wissenschaftler stellen in der Studie bestehende, aber enge Migrationskorridore heraus, wie beispielsweise das untere Aaretal oder auch das Fricktal südöstlich von Basel. Indem dort der Lebensraum für die Tiere aufgewertet wird, zum Beispiel durch die Extensivierung der Landwirtschaft oder das Bereitstellen von Nisthilfen, könnte die Ansiedlung der kleinen Eulen in der Nordschweiz beschleunigt werden
Quelle: Universität Freiburg
Keywords:
Steinkauz, Ansiedlung, Ausbreitung, Landwirtschaft
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Hauenstein S., Fattebert J., Grüebler M.U., Naef-Daenzer B., Peer G., Hartig F. (2019): Calibrating an individual-based movement model to predict functional connectivity for little owls. Ecological Applications. DOI: 10.1002/eap.1873
https://esajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/eap.1873
Kontaktadresse:
Dr. Martin U. Grüebler
Vogelwarte Sempach
Seerose 1
CH-6204 Sempach
martin.gruebler@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 22
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