22.3.2019: Forschung CH
Welche Biodiversitätsförderflächen fördern Biodiversität?
Quelles surfaces de promotion de la biodiversité favorisent la biodiversité?
Silvia Zingg et al.
Eine neue Studie zeigt: Ab einer bestimmten Dichte und Qualität tragen Biodiversitätsförderflächen zur Erhaltung der Biodiversität auf Landschaftsebene bei. Im Mitteland sind die Defizite aber riesig.
Une nouvelle étude montre qu’à partir d’une certaine densité et qualité, les surfaces de promotion de la biodiversité contribuent à la préservation de la biodiversité au niveau du paysage. Cependant, les lacunes sont énormes sur le Plateau.
Die Biodiversität im Kulturland hat im letzten Jahrhundert stark abgenommen. Mit dem Ziel, diesen Rückgang zu stoppen und umzukehren, wurden in der Schweiz in den 1990er-Jahren die Biodiversitätsförderflächen (BFF, ehemals ökologische Ausgleichsflächen) eingeführt. Landwirtinnen und Landwirte müssen mindestens 7% ihrer Flächen als Biodiversitätsförderflächen bewirtschaften, um den ökologischen Leistungsnachweis zu erfüllen, der sie zum Bezug von Direktzahlungen berechtigt.
Die Wirksamkeit der Biodiversitätsförderflächen wurde wiederholt in Frage gestellt, da auch nach ihrer Einführung der Rückgang der Biodiversität, einschliesslich charakteristischer Zielarten des Kulturlandes, nicht gestoppt werden konnte. In der vorliegenden Studie haben Forschende untersucht, welche Eigenschaften der Förderflächen die Biodiversität von Vögeln und Tagfaltern auf Landschaftsebene beeinflussen.
Insgesamt wurden im Schweizer Mittelland 46 Flächen von je einem Quadratkilometer genauer unter die Lupe genommen. Erhoben wurde der Anteil der Biodiversitätsförderflächen an der Gesamtfläche sowie die Qualität, die Grösse, die Distanz, die Vielfalt und die Form der Förderflächen.
In Bezug auf die Tagfalter zeigte sich, dass der Anteil Förderflächen im Kulturland der wichtigste der untersuchten Faktoren ist. Artenvielfalt und Dichte der Tagfalter nahmen um 22% bzw. 60% zu, wenn der Biodiversitätsförderflächen-Anteil im Kulturland von 5% auf 15% stieg. Dieser Zusammenhang zeigte sich auch bei den Brutvögeln.
Die Studie verdeutlicht, dass Förderflächen nicht nur lokal, sondern auch auf Landschaftsebene positive Auswirkungen auf die Populationen von Brutvögeln und Tagfaltern haben. Zudem wirken sich Biodiversitätsförderflächen mit hoher Qualität positiv auf die Populationen von charakteristischen und prioritären Brutvogelarten des Kulturlandes und der Roten Liste aus. Allerdings hatten nur zwei von 46 untersuchten Landschaften einen hohen Anteil an Biodiversitätsförderflächen mit hoher Qualität, was den verheerenden Mangel an naturnahen Flächen im Schweizer Mittelland verdeutlicht. Um die «Umweltziele Landwirtschaft» des Bundes im Bereich Biodiversität zu erreichen, sollte daher gemäss den Forschungsergebnissen der Anteil Biodiversitätsförderflächen deutlich erhöht und die Qualität bestehender Flächen dringend aufgewertet werden.
Quelle: Universität Bern
Keywords:
Artenreiche Wiesen, Biodiversitätsförderflächen, UZL, Vögel, Schmetterlinge
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Zingg S., Ritschard, E., Arlettaz R., Humbert J.-Y. (2019): Increasing the proportion and quality of land under agri-environment schemes promotes birds and butterflies at the landscape scale. Biological Conservation 231, 3948. https://doi.org/10.1016/j.biocon.2018.12.022
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0006320718305470?via%3Dihub
Kontaktadresse:
Dr. Silvia Zingg
Berner Fachhochschule
Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften
Länggasse 85
CH-3052 Zollikofen
silvia.zingg@bfh.ch
Tel: +41 (0)31 910 21 32
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