14.2.2019: Forschung international

Landschaften für die Biodiversität und den Menschen

Des paysages pour la biodiversité et pour l’homme



Claire Kremen und Adina M. Merenlender

Schutzgebiete sind für viele Lebensräume und Arten überlebenswichtig. Trotzdem lässt sich mit Schutzgebieten allein die Biodiversität nicht erhalten – vielmehr müssen auch die durch Menschen genutzten Flächen biodiversitätsfördernd bewirtschaftet werden. Was die Strategie Biodiversität Schweiz von 2012 unter dem Stichwort «nachhaltige Nutzung» als wichtiges Ziel aufgenommen hat, bestätigt nun ein grosses Review in der renommierten Zeitschrift Science. Eine solche Nutzung unterstützt die Erhaltung der biologischen Vielfalt, sichert aber auch langfristig die Produktion von Nahrungsmitteln, Treibstoff, Holz und vieles mehr und stabilisiert die Produktionssysteme.

Les zones protégées sont vitales pour la survie de nombreux habitats et espèces. Cependant, les zones protégées ne peuvent pas à elles seules préserver la biodiversité – il faut plutôt utiliser des surfaces exploitées par l’homme qui favorisent la biodiversité. Ce que la Stratégie Biodiversité Suisse de 2012 a fixé comme important objectif sous le terme «utilisation durable», est à présent confirmé dans une grande revue de recherches dans la célèbre revue Science. Une telle utilisation favorise la conservation de la diversité biologique, assure également la production à long terme de nourriture, de combustible, de bois et bien plus encore, et stabilise les systèmes de production.


Die globalen Herausforderungen des Anthropozäns sind gewaltig: Es gilt, den Biodiversitätsverlust zu stoppen, den Klimawandel zu mindern und Anpassungsmassnahmen zu ergreifen sowie die nötigen Ressourcen für die wachsende Weltbevölkerung bereitzustellen. Und für alles braucht es Land. Was die Erhaltung der Biodiversität betrifft, reichen Schutzgebiete bei weitem nicht aus. Denn diese sind meist zu klein und zu isoliert, um langfristig überlebensfähige Populationen zu halten. Zudem leben viele Arten und Populationen ausserhalb von Schutzgebieten. Zusätzliche Flächen benötigen Pflanzen und Tiere auch für die Fortpflanzung, um ihren Lebenszyklus zu vollenden und für Wanderungen sowie um sich dem Klimawandel oder anderen veränderten Umweltbedingungen anzupassen. Dies bedeutet, dass die von Menschen genutzten Flächen ausserhalb der Schutzgebiete – die Landschaftsmatrix – ebenfalls massgeblich zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt beitragen müssen. Die Wissenschaft spricht von «Working lands conservation», was sich mit «biodiversitätsfördernde Landnutzung» übersetzen lässt.
Forscherinnen zeigen nun im Rahmen eines Reviews, dass es auf diese Weise gelingen kann, die Biodiversität zu unterstützen, die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln, Treibstoffen, Fasern und Holz langfristig zu sichern und die Produktionssysteme vor Überschwemmungen, Trockenheit und Krankheiten zu bewahren. Als biodiversitätsfördernde Nutzungen bezeichnen sie etwa Agroforstsysteme und eine diversifizierte Landwirtschaft (siehe auch HOTSPOT 39/19, www.biodiversity.ch/hotspot) sowie eine ökosystembasierte Waldbewirtschaftung.
Anreize, Marktinstrumente, Umweltregulierungen und eine kluge Politik sind wichtig, um diese Ansätze zu unterstützen. Die Transformation hin zu einer biodiversitätsfördernden Landnutzung kann aber gemäss den Autorinnen nur «bottom up» gelingen durch Initiativen von lokalen Gemeinschaften, soziale Bewegungen und einer breiten Koalition von BürgerInnen, Unternehmen, Nonprofit- und Regierungsorganisationen.

Quelle: Science

Keywords:
Kulturlandschaft, Ökosystemleistungen, nachhaltige Nutzung, Landschaftsmatrix

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Kremen C., Merenlender A.M. (2018): Landscapes that work for biodiversity and people. Science 362(6412), DOI: 10.1126/science.aau6020
http://science.sciencemag.org/content/362/6412/eaau6020

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Kontaktadresse:
Claire Kremen
Department of Environmental Science, Policy and Management
University of California Berkeley
Berkeley, CA 94720
USA
ckremen@berkeley.edu


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