14.2.2019: Forschung CH
Schadstoff-Cocktail in Flohkrebsen
Un cocktail de polluants dans les petits crustacés de rivières
Nicole Munz et al.
Das Wasser in Schweizer Flüssen ist mit zahlreichen Mikroverunreinigungen wie Insektiziden und Arzneimittelrückständen belastet. Nun wurde mit innovativen Messmethoden nachgewiesen, dass sich solche organische Spurenstoffe in Flohkrebsen (Gammariden) anreichern: Ein ganzer Cocktail an Stoffen wurde in den Tierchen festgestellt. Die gute Nachricht: Unterhalb einer speziell ausgerüsteten Kläranlage weisen die Gammariden praktisch keine Spurenstoffe mehr auf.
L’eau des rivières suisses est contaminée par de nombreux micropolluants comme des insecticides et des résidus de médicaments. Il a désormais été montré à l’aide de méthodes de mesure innovantes que de tels composés traces organiques s’accumulent dans les amphipodes (gammaridés) : tout un cocktail de substances a été détecté dans ces petits animaux. La bonne nouvelle: en aval d’une station d’épuration des eaux usées spécialement équipée, les gammaridés ne présentaient quasi plus aucun micropolluant.
Die Forschenden entnahmen ober- und unterhalb von 13 Abwasserreinigungsanlagen (ARAs) Wasserproben und sammelte Gammariden. Aus den Tierchen konnten insgesamt 63 verschiedene Stoffe extrahiert werden. Im Durchschnitt fanden sich in den Exemplaren oberhalb des ARA-Ausflusses vier, in denjenigen unterhalb 14 Substanzen.
Die am häufigsten nachgewiesenen Substanzen in den Flohkrebsen waren das Antidepressivum Citalopram, der UV-Filter Benzophenon, das Metall-Korrosionsschutzmittel Benzotriazol und das Insektizid Thiacloprid. Von letzterem ist bekannt, dass es toxisch auf Flohkrebse und andere wirbellose Tiere wirken kann.
Nebst Thiacloprid wurden drei weitere Insektiziden gefunden, und zwar Imidacloprid, Acetamiprid und Clodthianidin. Obwohl diese in den Wasserproben nur in geringen oder gar nicht messbaren Konzentrationen vorhanden waren, kamen sie überraschend häufig in den Gammariden vor – die Organismen scheinen die Substanzen im Körper anzureichern.
Interessant war der Fall der ARA Herisau: Diese wurde während den Forschungsarbeiten mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe aufgerüstet, die Mikroverunreinigungen eliminieren soll. Das Resultat: Vor dem Umbau steckten in einem Gramm Gammariden fast 40 Nanogramm Spurenstoffe, danach konnten keine mehr nachgewiesen werden. Dieses Ergebnis ist sehr ermutigend, denn aufgrund des neuen Gewässerschutzgesetzes sollen in der Schweiz bald rund hundert ARAs eine zusätzliche Reinigungsstufe erhalten.
Beim Wasser-Risikomanagement gewinnt das so genannte Biomonitoring, bei dem die Anreicherung von Stoffen in Lebewesen gemessen wird, immer mehr an Bedeutung. Das in der Studie entwickelte Verfahren zum Nachweis solcher Stoffe in Wasserorganismen ist ein wichtiger Baustein, um nachzuweisen, wie sich die Wasserbelastung auf Organismen auswirkt.
Quelle : EAWAG
Keywords:
Mikroverunreinigungen, Wasserbelastung, Biomonitoring
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
https://www.eawag.ch/de/news-agenda/news-plattform/news/news/ueberraschender-fund-von-schadstoffen-in-flohkrebsen/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=f9c31c29ec2a990d537ed73cb741bb45
https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.est.8b03632
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