15.2.2005: Forschung CH

Lebensraum Berggipfel




Arnold M., Leugger S.

Welche Faktoren beeinflussen die Pflanzenvielfalt auf Bergspitzen in der subnivalen Zone? Um diese Frage zu beantworten, wurden 14 Berggipfel zwischen 2600 und 3000 m.ü.M. mit unterschiedlichem Isolationsgrad im östlichen Alpengebiet der Schweiz untersucht. Die Artenzahlen wurden mit ökologischen und historischen Faktoren korreliert. Der Grad der Vegetationsbedeckung sowie die Höhenlage hatten einen grösseren Einfluss auf die Gesamtartenzahl als der Isolationsgrad der Bergspitze.


Die Klimaerwärmung wird die Vegetation in den Alpen in den kommenden Jahrzehnten massgeblich beeinflussen – beispielsweise durch ein Aufwärtswandern konkurrenzkräftiger Arten in höher gelegene und bisher noch dünn besiedelte Gipfelregionen. In diesem Zusammenhang sind die Einflussfaktoren, die sowohl die aktuelle Artenzusammensetzung als auch die Artenvielfalt bedingen, von grossem Interesse. In der vorliegenden Diplomarbeit wurden 14 Berggipfel zwischen 2600 und 3000 m.ü.M. vom Gotthardgebiet bis zur Haldensteiner Calanda bei Chur ausgewählt. Untersucht wurde die subnivale Flora, welche sich durch eine lückenhafte Vegetationsdecke auszeichnet. Auf jedem Gipfel wurden standardisierte Vegetationsaufnahmen durchgeführt. Die Artenzahlen wurden mit ökologischen Faktoren (Höhe, Hangneigung, Exposition, pH, Karbonatgehalt, Vegetationsdeckungsgrad) und historischen Faktoren (Isolation des Gipfels, Arealgrösse der subnivalen Zone) korreliert.
Die Beziehungen zwischen Artenzahl und Arealgrössen sowie Isolation waren widersprüchlich. Die Resultate waren abhängig vom Gesteinstyp des untersuchten Berges: Kalkgipfel beherbergen grundsätzlich mehr Pflanzenarten als die untersuchten Silikatgipfel. Das gilt auch für die einzelnen 25 m2-Plots. Dagegen sind auf Silikat-Plots die mittleren Artenzahlen für strikte Alpenpflanzen höher als auf Kalk-Plots. Bei den ökologischen Faktoren korrelierten Höhe, Vegetationsdeckungsgrad sowie Karbonat mit der Artenzahl. Der Vegetationsdeckungsgrad war die wichtigste erklärende Variable. Dieses Resultat deutet darauf hin, dass «Faciliation» (= positive Interaktionen zwischen Arten) in diesem Lebensraum eine sehr wichtige Rolle spielen dürfte. Verglichen mit den ökologischen Faktoren ist der Einfluss der historischen Faktoren sehr gering. Die Artenzusammensetzung hängt eindeutig vom Gesteinstyp des Gipfels ab: Silikat- und Kalkgipfel sind sich jeweils untereinander am ähnlichsten – und dies unabhängig von der geografischen Distanz.

Keywords:
Alpen, Artenvielfalt, Berggipfel, Klimaerwärmung, Isolation

Art der Publikation:
Diplomarbeit

Literatur:
Arnold M., Leugger S. (2005): Influence of historical and ecological factors on vascular plant biodiversity in the subnival zone on 14 mountaintops in the Eastern Swiss Alps. ETH Zürich. 68 S.

Kontaktadresse:
Thomas Wohlgemuth, Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111,
CH-8903 Birmensdorf
thomas.wohlgemuth@wsl.ch
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