10.12.2018: weitere Publikationen

Zustand der Vogelwelt in der Schweiz: dramatische Rückgänge, aber auch Lichtblicke

État de l’avifaune en Suisse: déclins dramatiques et lueurs d’espoir



Schweizerische Vogelwarte Sempach

Der Zustandsbericht 2018 enthält die Quintessenz des «Schweizer Brutvogelatlas 2013–2016» und zieht damit eine Bilanz über die Entwicklung der Brutvogelbestände über die letzten zwanzig Jahre. Die Bestände zahlreicher Waldarten nahmen zu, die Vögel des Kulturlandes und Langstreckenzieher hingegen erlitten grosse Verluste. Zudem zeigt sich, dass spezifische Artenförderungsmassnahmen wirkungsvoll sind.

Le rapport 2018 sur l’état de l’avifaune contient l’essentiel de l’«Atlas des oiseaux nicheurs de Suisse 2013–2016» et fait ainsi le point sur l’évolution des effectifs d’oiseaux nicheurs au cours des vingt dernières années. Les effectifs de nombreuses espèces sylvicoles ont augmenté, tandis que les oiseaux des milieux agricoles et les migrateurs au long cours ont subi des grandes pertes. Il montre également que les mesures spécifiques de conservation des espèces sont efficaces.


Der Zustand der Vogelwelt widerspiegelt den Umgang des Menschen mit der Natur. Dieser Umgang unterscheidet sich von Lebensraum zu Lebensraum. Der Zustandsbericht 2018 der Schweizerischen Vogelwarte Sempach enthält die Quintessenz des «Schweizer Brutvogelatlas 2013–2016» und zieht damit eine Bilanz über die Entwicklung der Brutvogelbestände über letzten zwanzig Jahre.
Die Resultate im Kulturland sind dabei ernüchternd: Die Vögel des Landwirtschaftsgebiets mussten seit den Neunzigerjahren weiter Federn lassen. Diese Entwicklung ist nicht nur im Flachland zu sehen, sondern vermehrt auch im Berggebiet. Die Landwirtschaft hat sich seit 1950 grundlegend gewandelt. Flurbereinigungen, die Entwässerung von Feuchtgebieten, die Rodung vieler Hochstamm-Obstgärten und Hecken, die Mechanisierung und der Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern haben das Kulturland biologisch weitgehend entwertet. Es muss eine Priorität des Vogelschutzes sein, diese Entwicklung zu stoppen, indem beispielsweise mehr qualitativ hochstehende Biodiversitätsförderflächen bereitgestellt und Vorschriften konsequent umgesetzt werden, und Biodiversität und Ökologie einen höheren Stellenwert in der Aus- und Weiterbildung erhalten.
Generell gingen Zugvögel zurück, Generalisten nahmen zu. Dies kann vermehrt zu Konflikten mit ungeliebten Arten führen. Auch die Klimaerwärmung hinterlässt ihre Spuren in der Vogelwelt: Während einzelne Arten einwandern, sind insbesondere Alpenvögel dazu gezwungen, in immer höhere Lagen auszuweichen.
Viele Waldvögel hingegen haben seit den Neunzigerjahren im Bestand zugenommen. Sie profitieren von naturnaher Waldbewirtschaftung ohne Dünger und Pestizide, der Zunahme von Totholz und der Ausdehnung der Waldfläche im Alpenraum. Ebenfalls erfreulich ist insbesondere, dass sich viele Vogelarten durch gezielte Massnahmen fördern lassen. Die Bestände von Wiedehopf, Bartgeier, Flussseeschwalbe, Kiebitz und Steinkauz haben in den letzten 20 Jahren wieder zugenommen. Auch viele Greifvogelarten haben sich von ihren Bestandstiefs erholt. Grund dafür ist ein verbesserter Schutz. Sie reagieren aber nach wie vor empfindlich auf Eingriffe.

Source: Schweizerische Vogelwarte Sempach

Keywords:
Monitoring, Atlas, Vogelwarte, Sempach

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Schmid, H., M. Kestenholz, P. Knaus, L. Rey & T. Sattler (2018): Zustand der Vogelwelt in der Schweiz: Sonderausgabe zum Brutvogelatlas 2013–2016. Schweizerische Vogelwarte, Sempach.

Schmid, H., M. Kestenholz, P. Knaus, L. Rey & T. Sattler (2018): État de l’avifaune en Suisse : Édition spéciale liée à l’atlas des oiseaux nicheurs 2013-2016. Station ornithologique suisse, Sempach.

Schmid, H., M. Kestenholz, P. Knaus, L. Rey & T. Sattler (2018): Situazione dell’avifauna in Svizzera: Edizione speciale per l’Atlante degli uccelli nidificanti 2013-2016. Stazione ornitologica svizzera, Sempach.

Schmid, H., M. Kestenholz, P. Knaus, L. Rey & T. Sattler (2018): The State of Birds in Switzerland: Special Issue on the Breeding Bird Atlas 2013–2016. Swiss Ornithological Institute, Sempach.

https://www.vogelwarte.ch/de/projekte/entwicklung/zustandsbericht/

PDF-Link

Kontaktadresse:
Schweizerische Vogelwarte, Seerose 1, 6204 Sempach
info@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 00


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