10.12.2018: Forschung CH

Förderung von Feuchtgebietsarten dank Reisanbau in der Nordschweiz – Fiktion oder Zukunft?

Promouvoir les espèces des milieux humides grâce à la riziculture dans la Suisse septentrionale – fiction ou réalité future?



Thomas Walter

Zeitweise überflutete Flächen gelten als weniger wertvolles Ackerland und wurden daher in der Schweiz mittels Bodenaufschüttungen sowie Entwässerungs-Anlagen «aufgewertet». Viele dieser Anlagen sind heute sanierungsbedürftig; neue Lösungen sind daher gesucht. Eine Möglichkeit mit Wertschöpfungspotenzial könnte gemäss Fachleuten der Reisanbau in der Nordschweiz sein. Dies würde gleichzeitig zu neuen Feuchtgebiete führen und die in solchen Gebieten vorkommenden Arten fördern.


Les surfaces temporairement inondées sont considérées comme des terres cultivables de moindre valeur. En Suisse, elles ont été «revalorisées» au moyen de terre de remblai et de systèmes de drainage. Or, bon nombre de ceux-ci ont aujourd’hui besoin d'être remis en état. De nouvelles solutions sont donc cherchées. Selon les spécialistes, la culture du riz pourrait être une option dans le nord de la Suisse avec un potentiel de valeur ajoutée. En même temps, cette option permettrait de créer de nouveaux milieux humides et contribuerait à promouvoir les espèces de ces milieux.



Agroscope-Fachleute führten Pilotversuche auf Feuchtackerflächen durch: In der Grenchner Witi wurde 2017 Reis auf einer temporär gefluteten Fläche in verschiedenen Verfahren angebaut. Nach der Bodenbearbeitung wurde die Parzelle mit Drainagewasser überflutet, damit der Reis (Sorte Loto) Anfang Mai als Setzlinge gepflanzt werden konnte. Die Setzlinge entwickelten sich erfreulich, die reifen Körner konnten Ende August geerntet werden.
Langjährige Erfahrungen aus dem Tessin mit Trockenreisanbau zeigen: Die Nachfrage nach inländischem Risottoreis ist sehr hoch. Das aktuelle Ertragspotenzial im Tessin beträgt vier bis sieben Tonnen pro Hektare. Diese Werte erreichte man auch im diesjährigen Agroscope-Pilotversuch mit Reis auf temporär gefluteter Fläche, bei welchem zudem keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden. Bei einem Direktverkaufswert von fünf bis sechs Franken pro kg für die verwendete Reissorte besteht somit ein beachtliches Wertschöpfungspotenzial.
Das Fazit der Agroscope-Studie: Vor einer Erneuerung von Be- und Entwässerungs-Systemen und Bodenverbesserungs-Massnahmen sollten Alternativen in Betracht gezogen werden. Der Anbau von Reis als Nischenprodukt auf temporär gefluteten Flächen kann wirtschaftlich sein. Gleichzeitig kann die Natur profitieren, da sich stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können, die auf solche Lebensräume angewiesen sind. Im Reisfeld wurden u.a. Laubfrosch, Kreuzkröte und verschiedene Libellenarten beobachtet.

Quelle: Agroscope

Keywords:
Landwirtschaft, Feuchtgebiete, Produktivität, Amphibien

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Jacot K., Churko G., Burri M., Walter T. (2018): Reisanbau im Mittelland auf temporär gefluteter Fläche möglich. Ein Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt in der Schweiz. Agroscope Transfer Nr. 238 / 2018, 8.
http://www.feuchtacker.ch
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-72615.html

PDF-Link

Kontaktadresse:
Thomas Walter
Agroscope
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich

thomas.walter@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 468 72 68


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