15.10.2018: Forschung international

Strukturreiche Agrarlandschaften können zur biologischen Schädlingskontrolle beitragen

La richesse en structures des paysages agricoles peut contribuer à la lutte biologique contre les ravageurs



Daniel S. Karp et al.

Strukturreiche Agrarlandschaften können Nützlinge und die damit verbundene biologische Schädlingskontrolle fördern. Im Rahmen einer globale Studie wurde nun die bisher grösste Datenbank zum Strukturreichtum von Agrarlandschaften erstellt und die Effekte der Landschaftsheterogenität auf die biologische Schädlingskontrolle ausgewertet. Die Analyse zeigt, dass heterogene, strukturreiche Landschaften sich oft positiv auf die biologische Schädlingskontrolle auswirken, doch hängen diese Effekte stark von den lokalen Gegebenheiten ab. Genaue Kenntnisse des Systems sind deshalb unabdingbar, um Vorhersagen zu den Auswirkungen auf Nützlinge, Schädlinge und den Ertrag machen zu können.

Des paysages agricoles riches en structures peuvent favoriser les auxiliaires et donc la lutte biologique envers les parasites. Dans le cadre d’une étude mondiale, la plus grande base de données à ce jour sur la richesse en structures des paysages agricoles a été établie, et les effets de l’hétérogénéité des paysages sur la lutte biologique contre les ravageurs ont été évalués. L’analyse montre que les paysages hétérogènes et riches en structures ont souvent un effet positif sur la lutte biologique contre les ravageurs, mais ces effets dépendent fortement des conditions locales. Des connaissances précises du système sont donc essentielles pour pouvoir prédire les effets sur les auxiliaires, les ravageurs et les récoltes.


Viele Studien haben in den letzten Jahren positive Effekte von Agrarlandschaften mit hohe Anteilen von (halb-)natürlichen Lebensräumen auf Nützlinge und die damit verbundene biologische Schädlingskontrolle nachgewiesen. Hecken, extensive Wiesen, Blühstreifen oder eine hohe Diversität an angebauten Kulturen bieten Nützlingen Ressourcen, die sie in intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften mit monotonen Fruchtfolgen nicht finden. Die Schaffung von (halb-)natürlichen Habitaten und die damit verbundene Erhöhung der Lebensraum-Heterogenität in Agrarlandschaften wirkt sich daher oft positiv auf die Populationen von Nützlingen und die von ihnen erbrachte biologische Schädlingskontrolle aus. Einige Studien haben aber nur schwache oder gar keine Effekte (und vereinzelte Studien sogar eine Zunahme der Schädlingsdichten) in solchen Landschaften gefunden.
Ein internationales Forscherteam hat nun die bisher grösste Datenbank solcher Studien zusammengetragen und die Effekte der Landschaftsstruktur auf Nützlinge, Schädlinge, biologische Schädlingskontrolle und den Ertrag von landwirtschaftlichen Kulturen systematisch ausgewertet. Auch Forscher der Agroscope, der Universität Bern und dem CABI in Delémont haben mit Datensätzen aus der Schweiz zu dieser Studie beigetragen. Die Auswertungen haben gezeigt, dass die Landschaftsstruktur, wie erwartet, einen wichtigen Effekt auf Nützlinge und Schädlinge ausübt. Es gab aber grosse regionale Unterschiede zwischen Landschaftselementen, Bewirtschaftungsformen und der Biologie von Nützlingen und Schädlingen in den untersuchten Agrarökosystemen. Die Studie kommt deshalb auch zum Schluss, dass (obwohl sich die Effekte einer heterogenen, strukturreichen Landschaft oft positiv auf die biologische Schädlingskontrolle auswirken) genaue Kenntnisse des Systems wichtig sind, um Vorhersagen zu den Auswirkungen auf Nützlinge, Schädlinge und Ertrag machen zu können. Des weiteren ist die biologische Schädlingskontrolle nur eine von vielen wichtigen Komponenten, und die Effekte auf andere wichtige Ökosystemleistungen wie zum Beispiel Bestäubung und Bodenschutz müssen gleichermassen in Konzipierung und Bewertung ökologischer Aufwertungsmassnahmen einbezogen werden.

Quelle: Schweizerische Vogelwarte

Keywords:
Biodiversität, Biologische Schädlingskontrolle, Landwirtschaft, Ökosystemleistungen, Nützlinge

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Karp D.S., et al. 2018: Crop pests and predators exhibit inconsistent responses to surrounding landscape composition. Proceedings of the National Academy of Sciences. DOI: 10.1073/pnas.1800042115
http://www.pnas.org/content/115/33/E7863

PDF-Link

Kontaktadresse:
Dr. Matthias Tschumi
Schweizerische Vogelwarte, CH-6204 Sempach
matthias.tschumi@vogelwarte.ch
Tel: + 41 (0)41 462 99 24


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