4.9.2018: Forschung CH
Mehr Frostschäden wegen Klimaerwärmung?
Plus de dégâts dus au gel en raison du réchauffement climatique?
Yann Vitasse et al.
Entgegen den Erwartungen nehmen Frostschäden an der Vegetation oberhalb von 800 m.ü.M. zu. Wegen dem Klimawandel beginnen die Blattbildung und die Blütezeit früher, während der Spätfrost in höheren Lagen fast unverändert auftritt. Insbesondere der Frost im Frühling 2017 war in Kombination mit der vorangehenden Wärmeperiode ein noch nie dagewesenes klimatisches Ereignis. Dieses führte zu grossen Schäden für den Obst- und Weinbau, aber auch für die natürliche Vegetation.
Contre toute attente, les dommages à la végétation causés par le gel augmentent au-dessus de 800 mètres d’altitude. En raison du changement climatique, la feuillaison et la floraison commencent plus tôt, alors que les gelées tardives surviennent en revanche de manière quasi inchangée. Notamment le gel du printemps 2017, combiné avec une période précédente chaude, a été un événement climatique sans précédent. Cela a causé d’importants dégâts aux cultures fruitières et viticoles, mais aussi à la végétation naturelle.
Forschende der WSL, des SLF, von Agroscope und der Universität Neuenburg haben untersucht, ob mit dem Klimawandel in der Schweiz Spätfröste abnehmen und damit auch das Risiko von Frostschäden zurückgeht. Dazu analysierten sie langjährige Klimadaten sowie Tausende von Beobachtungen von Bürgerinnen und Bürgern zur Blattbildung und Blütezeit von Buche und Fichte sowie Apfel- und Kirschbaum. Die Ergebnisse zeigten etwas Unerwartetes: Während die Vegetation immer früher zu wachsen beginnt, tritt der letzte Spätfrost in höheren Lagen trotz Klimawandel kaum zeitiger im Jahr auf. Dadurch steigt oberhalb von 800 m ü. M. das Risiko, dass junge Blätter oder Blüten dem Frühjahrsfrost ausgesetzt sind.
Längerfristig dürften diese Baumarten in höheren Lagen also öfter unter Spätfrost leiden als heute. Die Arbeit zeigt jedoch auch, dass es derzeit nicht unbedingt sinnvoll ist, Obstbaumarten oder Waldbäume zu fördern, die besser an ein immer wärmeres Sommerklima angepasst sind. Da sie häufig früher im Jahr zu wachsen beginnen, sind sie besonders durch Fröste gefährdet. In einer weiteren Studie konnte der Frühling 2017 als noch nie da gewesenes Ereignis eingestuft werden. Über die letzten 150 Jahre betrachtet war aber nicht der Kälteeinbruch Mitte April besonders spät, sondern die Dauer der vorangehenden Wärmeperiode. Da es sich bei den Frostschäden im Frühling 2017 aber um einen extremen Ausreisser handelt, kann man aus diesem Ereignis keinen generellen Trend zu mehr Frostschäden ableiten.
Quelle: WSL
Keywords:
Klimawandel, Frostschäden, Phänologie, Berggebiete, Landwirtschaft
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Huovinen C. (2018): Kälteliebende Pflanzen reagieren auf den Klimawandel. Diagonal 1/18, WSL, 16-18
Vitasse Y., Schneider L., Rixen C., Christen D., Rebetez M. (2018): Increase in the risk of exposure of forest and fruit trees to spring frosts at higher elevations in Switzerland over the last four decades. Agricultural and Forest Meteorology 248, 60-69.
Vitasse Y., Rebetez M. (2018): Unprecedented risk of spring frost damage in Switzerland and Germany in 2017. Climatic Change 149(2), 233-246.
https://www.wsl.ch/de/publikationensuchen/diagonal-das-wsl-magazin/schwerpunkte/kalt/kaelteliebende-pflanzen-im-klimawandel.html
https://link.springer.com/article/10.1007/s10584-018-2234-y
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168192317303003
Kontaktadresse:
Dr Yann Vitasse, Forest Dynamics, Disturbance Ecology, Swiss Federal Research Institute WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf
yann.vitasse@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 20 73
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