1.12.2004: Forschung CH
Neues aus dem Leben des Steinbocks
Walter Daniel Abderhalden
Eine vor kurzem abgeschlossene Studie gibt neue Einblicke in die Raumnutzung des Steinbocks. Der Zugang zu Futterressourcen und die Reduktion des Prädationsrisikos spielen eine grundlegende Rolle im Verhalten der Steinböcke. Ausserdem konnte gezeigt werden, dass männliche und weibliche Steinböcke den Raum unterschiedlich nutzen.
Die Steinbockkolonie Albris/Schweizerischer Nationalpark liegt im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Italien in den Zentralalpen und umfasst auf einer Fläche von 1100 Quadratkilometern etwa 1500 Steinböcke. Zur Untersuchung der Raumnutzung des Steinbocks wurden 94 Böcke und 51 Geissen markiert und während fünf Jahren beobachtet. Es konnte gezeigt werden, dass die Böcke mit Ausnahme des Frühjahrs immer in Höhenlagen über den Geissen leben. Der Gesamtverlauf der Aufenthaltshöhe von Böcken und Geissen über die Sommermonate folgte dem allgemeinen Verlauf der Temperatur und der Vegetationsentwicklung. Ausserdem zeigen die Ergebnisse, dass sich die Böcke beim Liegen bis 250 Meter höher aufhalten als beim Äsen.
Ausser dem bekannte Grundmuster der Verschiebungen zwischen Sommer- in den Wintereinstand hat sich gezeigt, dass subadulte bis adulte Böcke während der Brunft (November – Dezember) grosse Wanderungen unternehmen. Die Geissen bleiben ihren Sommer- und Wintereinständen treu. Ein Teil der Geissen bleibt im Sommer und im Winter im selben Einstand. Andere haben räumlich getrennte Sommer- und Wintereinstände. Sowohl die Jahresstreifgebiete als auch die saisonalen Streifgebiete der Böcke sind grösser als jene der Geissen.
Geissen meiden Bereiche mit hohem Prädationsrisiko stärker als Böcke. Beiden Geschlechtern gemeinsam ist die Präferenz von Südexpositionen. Die räumliche Verteilung von Böcken und Geissen zeigt, dass nur im Sommer eine partielle räumliche Trennung der Geschlechter stattfindet. Während der Brunft erreicht sie ihren Tiefstand. Strategien, welche das Prädationsrisiko reduzieren und solche, welche den Zugang zu den Futterressourcen optimieren, spielen eine grundlegende Rolle im Verhalten der Steinböcke und leisten einen wesentlichen Beitrag zur sexuellen Segregation.
Keywords:
Steinbock, Raumnutzung, Habitatwahl, Schweizerischer Nationalpark
Art der Publikation:
Dissertation
Literatur:
Raumnutzung und sexuelle Segregation beim Alpensteinbock Capra ibex ibex. Dissertation, Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brsg. 195 S. (2004).
Kontaktadresse:
Walter Abderhalden, ARINAS, CH-7530 Zernez
arinas@spin.ch
Tel: +41 (0) 81 856 16 66
Fax: +41 (0) 81 856 19 64
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