30.7.2018: Forschung international

Raubzüge ins Rapsfeld

Razzia dans le champ de colza



Fabian A. Boetzl et al.

Naturnahe Flächen in der Agrarlandschaft bringen Vorteile: Sie sind gute Refugien für räuberische Käfer und Spinnen – und diese wiederum helfen den Landwirten beim Kampf gegen Schädlinge. Forschende fanden auf Rapsfeldern, die an Blühflächen, ökologischen Vorrangflächen, oder natürlichen Kalkmagerrasen grenzen, doppelt so viele räuberische Laufkäfer wie auf anderen Rapsfeldern.

Les zones naturelles dans le paysage agricole ont des avantages : ce sont de bons refuges pour les prédateurs tels que coléoptères et araignées - qui à leur tour aident les agriculteurs à lutter contre les ravageurs. Les chercheurs ont trouvé deux fois plus de carabes prédateurs dans les champs de colza bordés de bandes fleuries, de zones écologiques prioritaires ou de prairies calcaires naturelles que dans d'autres champs de colza.


Auf Rapsfeldern tummeln sich etliche Insekten, die bei Landwirten nicht gern gesehen sind. Der Rapsglanzkäfer zum Beispiel. Seine Larven ernähren sich von den Rapsblüten, so dass keine Früchte entstehen und Ernteeinbussen drohen. Eine Vorliebe für Raps haben auch die Larven verschiedener Rüsselkäfer-Arten: Sie fressen sich in die Stängel der Pflanzen hinein, wodurch die Pflanzen verkümmern und absterben. Diese hungrigen Insekten werden in der konventionellen Landwirtschaft in der Regel chemisch bekämpft. Man kann die Schädlinge aber auch regulieren, indem man ihren natürlichen Feinden hilft. Zu diesen gehören zum Beispiel Laufkäfer, Spinnen und andere räuberische Insekten.
Doch wie kann man die Feinde der Rapsfresser in der modernen Agrarlandschaft stärken? Ein Forschungsteam hat herausgefunden, dass dies vergleichsweise einfach möglich ist – mit Hilfe von Blühflächen und anderen sogenannten Agrarumweltmassnahmen. In der Studie wurden in Nordbayern um Würzburg vier verschiedene Agrarumweltmassnahmen untersucht: Ältere und jüngere Blühflächen (unter dem Kulturlandschaftsprogramm KULAP, ohne Management), ökologische Vorrangflächen und natürliche Kalkmagerrasen.
Blühflächen und ökologische Vorrangflächen sind nicht bewirtschaftete Äcker, die mit blühenden Pflanzen eingesät sind oder sich zu wiesenartigen Habitaten weiterentwickelt haben. Auf solchen Arealen finden die Feinde der Rapsfresser dauerhaft gute Lebensbedingungen vor. Daher fanden die Forschenden auf Rapsfeldern, die an die untersuchten Agrarumweltmassnahmen grenzen, doppelt so viele räuberische Laufkäfer wie auf anderen Rapsfeldern. Mit wachsender Distanz zur naturnahen Fläche hat die Zahl der räuberischen Arten und Individuen abgenommen. Die Distanz ist also ein entscheidender Faktor, denn für eine wirkungsvolle natürliche Schädlingsbekämpfung ist sowohl die Anzahl als auch die Artenvielfalt von Räubern ausschlaggebend. Es wäre nun spannend zu wissen, wie sich an Rapsfelder angrenzende Biodiversitätsförderflächen und andere naturnahe Lebensräume in der Schweiz auf die Raps-Schädlinge auswirken; es dürften ähnliche Ergebnisse zu erwarten sein.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Keywords:
Biologische Schädlingsbekämpfung, Ökosystemleistungen, Landwirtschaft, Raps, Käfer

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Boetzl F.A. et al. (2018): Agri-environmental schemes promote ground-dwelling predators in adjacent oilseed rape fields: diversity, species traits and distance-decay functions. Journal of Applied Ecology. DOI: 10.1111/1365-2664.13162
https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/1365-2664.13162

Kontaktadresse:
Fabian Bötzl, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie, Biozentrum der Universität Würzburg, Am Hubland, D-97074 Würzburg

fabian.boetzl@uni-wuerzburg.de


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