21.6.2018: weitere Publikationen

Rote Listen Deutschlands bestätigen Rückgang der Vielfalt der Insekten

Les listes rouges d’Allemagne confirment le déclin de la diversité des insectes



Nicht nur die Biomasse der Insekten schwindet, auch deren Vielfalt nimmt erkennbar ab, und das seit Jahrzehnten. Das zeigt die aktuelle Rote Liste der wirbellosen Tiere in Deutschland. Eine ähnliche Entwicklung ist in anderen Ländern Mitteleuropas zu erwarten.

Non seulement la biomasse des insectes diminue, mais leur diversité recule aussi sensiblement, et cela depuis des décennies. C’est ce que montre la liste rouge actuelle des invertébrés en Allemagne. On peut s'attendre à une évolution similaire dans d'autres pays d'Europe centrale.


Die Veröffentlichung einer Studie zum dramatischen Rückgang der Biomasse der Insekten in Deutschland mit Daten des Entomologischen Vereins Krefeld führt seit Oktober 2017 europaweit zu Diskussionen. Um Aussagen über Ausprägung und Auswirkungen des Insektenschwundes machen zu können, sind neben Informationen zur Stärke des Rückgangs auf Ebene der Biomasse jedoch auch Informationen zu Veränderungen auf der Ebene der Einzelarten nötig. Genau diese liefern die Roten Listen.
In den Roten Listen der gefährdeten Arten Deutschlands werden seit den 1970er Jahren tausende Insektenarten bewertet. Vor einem Rückgang der Artenvielfalt wird darin seit langem gewarnt. Auch die Botschaft der aktuellen Roten Listen der wirbellosen Tiere, Teil 1 und Teil 2, ist eindeutig: Der Rückgang vieler Arten überwiegt weiterhin die Zunahme einiger weniger Arten deutlich. Die aktuellen Roten Listen bieten über die oft zitierten Informationen zur Gefährdungssituation hinaus eine wertvolle aggregierte Sicht auf Häufigkeit und Verbreitung und zur Entwicklung der Bestände aller untersuchten Arten.
Bisher wurden 25 Insektengruppen hinsichtlich ihrer Bestandsentwicklung in den letzten 50 bis 150 Jahren bewertet. Bei im Schnitt 44 Prozent aller Arten ist es zu einem deutlichen Rückgang gekommen. Die heimischen Zikaden weisen mit 52 Prozent überdurchschnittlich viele Arten mit langfristig rückläufigen Trends auf. Ebenso sind die Bestände der oft als Bioindikatoren verwendeten Laufkäfer bei 45 Prozent der Arten zurückgegangen. Es sind demnach nicht nur Insekten betroffen, die sich vornehmlich fliegend fortbewegen, sondern auch solche, die überwiegend am Boden leben. Eine Zunahme konnte dagegen nur bei insgesamt zwei Prozent der Insektenarten festgestellt werden.
Die bundesweiten Roten Listen geben Auskunft über die Entwicklungen der Arten in ganz Deutschland und sind somit weder regional noch auf bestimmte Biotoptypen oder Erfassungsmethoden beschränkt. Überdies bieten sie eine vollständige Übersicht über die Vielfalt der betrachteten Gruppen, da alle in Deutschland etablierten Arten aufgelistet werden. Dementsprechend werden auch weniger häufige Arten bearbeitet, die etwa bei Biomasseuntersuchungen deutlich unterrepräsentiert sind. Die in diesem Jahr vom Bundesamt für Naturschutz initiierte Analyse der Gefährdungsursachen für die Arten der Roten Listen wird zukünftig weitere Informationen über die Gründe für die Rückgänge aufzeigen.

Quelle: Bundesamt für Naturschutz Deutschland

Keywords:
Insekten, Biomasse, Rote Listen, Gefährdung

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Binot-Hafke M. et al. (Red.) (2011): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3). 716 S.

Gruttke H. et al. (Red.) (2016): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands
Band 4: Wirbellose Tiere (Teil 2). Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (4). 598 S.
http://www.lv-h.de/bfn

Weiterführende Informationen zum Rückgang der Insekten:


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