8.5.2018: weitere Publikationen
Lichtemissionen im Naturpark Gantrisch: Ist- und Sollzustand
Émissions lumineuses dans le parc naturel du Gantrisch: situation actuelle et objectifs
James Hale et al.
Die künstliche Beleuchtung hat Einfluss auf zahlreiche lichtsensible Arten. Im Naturpark Gantrisch liegen die meisten Biotope von nationaler Bedeutung in dunklen Gebieten. Ein hoher Anteil der Amphibienlaichgebiete und Flachmoore sind aber Lichtemissionen aus Plaffeien und Belp ausgesetzt. Viele problematische Lichtquellen im Park stammen nicht etwa von Strassenlampen, sondern von kaum abgeschirmten Flutlichtern, Werbeschriften oder Kugelleuchten. In der Nähe von Flussufern übt LED-Beleuchtung eine Anziehungswirkung auf aquatische Insekten aus. Die Studien zeigen nicht nur den Ist-Zustand, sondern geben auch Hinweise, wie die Lichtemissionen im Park verkleinert werten könnten.
L’éclairage artificiel a une influence sur de nombreuses espèces sensibles à la lumière. Dans le Parc naturel du Gantrisch, la plupart des biotopes d’importance nationale se situent dans des zones sombres. Toutefois, une part importante des sites de reproduction des amphibiens et des bas-marais est exposée aux émissions de lumière de Plaffeien et de Belp. De nombreuses sources de lumières problématiques du parc ne proviennent pas de l’éclairage public, mais de projecteurs à peine protégés, d’enseignes publicitaires ou de luminaires boules. Près des berges, l’éclairage par LED attire les insectes aquatiques. Les études présentent l’état actuel et donnent des indications sur la manière de réduire les émissions de lumière dans le Parc.
In der Schweiz findet man noch Gebiete mit besonders dunklem Himmel. So weist unter anderem der Naturpark Gantrisch nach wie vor wertvolle «Dunkel-Lebensräume» auf. Für den Park wurden nun lichtsensible Arten und Habitate eruiert, der Zustand der Nachtdunkelheit im Park bestimmt und Dunkelkorridore und Konfliktherde mit prioritärem Massnahmenbedarf für verschiedene Arten und Lebensräume identifiziert.
Die Literaturrecherche zu lichtsensiblen Arten zeigte, dass sich die meisten relevanten wissenschaftlichen Publikationen mit Fledermäusen und aquatischen Insekten beschäftigen. Für Säugetiere und weitere Taxa besteht hingegen eine Forschungslücke. Trotzdem wären in den meisten Fällen genügend Anhaltspunkte vorhanden, um Vorsorgemassnahmen zur Verminderung von Lichtemissionen in der Nähe von lichtsensiblen Lebensräumen zu begründen.
Für die flächige Erhebung von Lichtemissionen existieren verschiedene Methoden. Aus ökologischer Perspektive erwiesen sich im Naturpark Gantrisch VIIRS-Satellitenbilder (Visible Infrared Imaging Radiometer Suite), ISS-Fotografien (International Space Station) und Lampeninventare als geeignet. Lampeninventare standen für den grössten Teil des Parks zur Verfügung. Zusätzliche Inventare wurden in Gebieten mit hohen Emissionen und in der Nähe von sensiblen Habitaten durchgeführt. Es zeigte sich, dass viele problematische Lichtquellen nicht von Strassenlampen stammen. Lichtemissionen entlang von Zugstrecken, bei Sportanlagen, Banken oder weiteren Geschäften, Schulen, Spitälern und Altersheimen, Kirchen, Garagen und Tankstellen entstehen oftmals aus kaum abgeschirmten Flutlichtern, Werbeschriften oder Kugelleuchten. Ein vollständigeres Inventar könnte mit einem Citizen science-Projekt erreicht werden.
Mit Hilfe einer VIIRS-Sichtbarkeitsanalyse von hellen Lichtorten wurde ein räumlicher Indikator für ökologisch relevante Lichtverschmutzung entwickelt. Dieser wurde weiter verfeinert, um dunkle Kernzonen auszuscheiden, welche sich für zusätzliche Schutz-, Aufwertungs- und Abdunkelungs-Projekte eignen. U.a. wurde eine Zone identifiziert, in der mittels Licht-Eindämmungsmassnahmen eine Beeinträchtigung des Vogelzuges vermindert werden könnte. Die meisten Biotope von nationaler Bedeutung im Naturpark befinden sich bereits in den dunklen Gebieten. Aber ein hoher Anteil der Amphibienlaichgebiete und Flachmoore sind Erhellungen aufgrund des Lichts aus Plaffeien und Belp ausgesetzt.
Ein zusätzliches im Naturpark durchgeführtes Experiment im Rahmen einer Masterarbeit zeigte, dass eine LED-Beleuchtung innerhalb von 80 m Entfernung von Flussufern Einfluss auf adulte Ephemeroptera, Trichoptera und Diptera hat. Um dies zu vermeiden, wäre bei zahlreichen Lichtquellen entlang Flüsse eine Verminderung der Lichtemissionen erforderlich.
Quelle: Naturpark Gantrisch
Keywords:
Lichtemissionen, Strassenbeleuchtung, Lichtverschmutzung, LED, Dunkelkorridore
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Hale, J. et al. (2018): Ecological light pollution in the Gantrisch Naturpark, Research Project Report, Conservation Biology Division, University of Bern, S. 48.
Kontaktadresse:
Naturpark Gantrisch, Schlossgasse 13, CH-3150 Schwarzenburg
info@gantrisch.ch
Tel: +41 (0)31 808 00 20
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