8.5.2018: Forschung international
Florale Schneckenpost: Nicht-heimische Schnecken gelangen über Blumenhandel nach Europa
Expédition de fleurs: mollusques non indigènes arrivés en Europe comme passagers clandestins
Ted von Proschwitz et al.
Ein internationales Forscherteam hat auf eine potenzielle Einschleppungsroute nordamerikanischer Tierarten hingewiesen. Verschiedene nicht-heimische Schneckenarten gelangten mit dem Import von Salal, einem Bindegrün für Blumensträusse, nach Schweden. Die Forschenden empfehlen, den Import von Zierpflanzen nach Europa stärker zu kontrollieren, um die Einfuhr potenziell invasiver Arten möglichst zu vermeiden.
Une équipe internationale de chercheurs a mis en lumière une voie de propagation potentielle d’espèces animales d’Amérique du Nord. Différentes espèces de limaces non indigènes ont rejoint la Suède avec l’importation de salal, feuillage utilisé pour les bouquets de fleurs. Les chercheurs recommandent de mieux surveiller les importations de plantes ornementales, pour prévenir autant que possible l’introduction d’espèces potentiellement invasives.
Um Blumensträussen mehr Volumen zu geben, wird ihnen häufig das Bindegrün Salal (Gaultheria shallon) beigefügt. Dieser hübsche «Füller» aus der Gattung der Scheinbeeren kann es aber in sich haben, so die Forschenden. Sie haben herausgefunden, dass mit dem Import von Salal auch unerwünschte Passagiere aus Nordamerika nach Europa gelangen können.
In verschiedenen schwedischen Blumengeschäften und in unmittelbarer Nähe wurden die nicht-heimischen Arten Ariolimax columbianus und Prophysaon foliolatum gefunden. Sowohl Salal als auch die Schnecken stammen ursprünglich von der Pazifikküste Nordamerikas. Die Nacktschnecke Ariolimax columbianus wird aufgrund ihrer Grösse und gelblichen Färbung auch häufig als «Bananenschnecke» bezeichnet und ist mit bis zu 25 Zentimetern die grösste landlebende Schnecke Nordamerikas. Die Schneckenart Prophysaon foliolatum wurde erstmalig in Europa nachgewiesen. Beide Arten leben in erster Linie am Boden feuchter Küstenregenwälder entlang der Westküste Nordamerikas. Dort gedeiht auch Salal als üppiger Unterwuchs und wird in riesigen Mengen in Wäldern geschnitten. Die Forschenden gehen davon aus, dass hierbei gelegentlich auch die Schnecken mitgenommen und verpackt werden. Begünstigend für die unabsichtliche Einfuhr sind die «schneckenfreundlichen» Transport- und Lagerbedingungen der Pflanzen.
Während viele europäische landlebende Schneckenarten, wie beispielsweise die Rote Wegschnecke oder der Tigerschnegel, bereits erfolgreich Populationen in Nordamerika etabliert haben, ist die Einfuhr in die entgegengesetzte Richtung bisher weniger bekannt. Um einer Einschleppung dieser Tiere entgegenzuwirken, empfehlen die Forschenden den Transportweg zukünftig besser zu kontrollieren. Während dies in den USA und Australien schon sehr gründlich geschieht, besteht diesbezüglich in Europa noch Nachholbedarf. Weil die untersuchten Arten relativ auffällig und gross sind, muss angenommen werden, dass viele andere, kleinere Organismen unbemerkt über diese Route nach Europa gelangen.
Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen
Keywords:
Invasive Arten, gebietsfremde Arten, Schnecken, Handel
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
von Proschwitz T. et al. (2017): Records of the slugs Ariolimax columbianus (Ariolimacidae) and Prophysaon foliolatum (Arionidae) imported into Sweden. Folia Malacologica 25, 267271.
Kontaktadresse:
Dr. Heike Reise, Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, Am Museum 1, D-02826 Görlitz
Heike.Reise@senckenberg.de
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