8.5.2018: Forschung international

Pflanzen erobern Europas Berggipfel immer schneller

À la conquête des sommets d’Europe, des plantes toujours plus rapides



Manuel Steinbauer et al.

Je stärker die Klimaerwärmung, desto mehr steigt die Zahl der Pflanzenarten auf Berggipfeln an. Das zeigt eine in «Nature» publizierte Studie. Da die Neuankömmlinge im Durchschnitt grösser und konkurrenzstärker sind als die angestammten Gipfelbewohner, könnten diese auf längere Sicht verdrängt werden.

Plus le climat se réchauffe, plus le nombre d’espèces végétales augmente aux sommets des montagnes. C’est ce qui ressort d’une étude publiée dans «Nature». Comme les nouveaux venus sont généralement plus grands et plus concurrentiels que les habitants ancestraux des sommets, ces derniers pourraient être évincés à plus long terme.


Heute wachsen auf Berggipfeln deutlich mehr Pflanzenarten als noch vor 100 Jahren. Viele Studien haben bereits Hinweise darauf geliefert, dass dies mit der Erwärmung der Klimas zusammenhängt. Doch ein direkter Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und zunehmender Artenzahl konnte bisher nicht grossflächig nachgewiesen werden.
Dies ist nun einem internationalen Forscherteam gelungen. Dazu wurde die Vegetation auf Berggipfeln in ganz Europa unter die Lupe genommen. Insgesamt erhoben die Forschenden den Bestand der Arten auf 302 Gipfeln in den Alpen, den Pyrenäen, den Karpaten sowie in schottischen und skandinavischen Gebirgen. Ihre Aufzeichnungen verglichen sie mit älteren – teils historischen – Vegetationsaufnahmen derselben Gipfel. Dadurch entstand ein einmaliger Datensatz, der eine Zeitspanne von 145 Jahren umfasst.
Das Ergebnis zeigt, dass die Zahl der Arten auf europäischen Gipfeln generell zugenommen hat. Zudem erfolgte dieser Anstieg in den letzten Jahrzehnten immer schneller. Grund dafür ist die Klimaerwärmung, die sich ebenfalls immer mehr beschleunigt hat: Je stärker die Erwärmung in der Zeitspanne zwischen zwei Vegetationsaufnahmen auf einem Gipfel war, desto mehr hatte auch die Zahl der Pflanzenarten zugenommen.
Durch die gestiegenen Temperaturen gelingt es immer mehr wärmeliebenden Arten aus tieferen Lagen, in höhere Regionen vorzudringen, in denen sie früher nicht überleben konnten. Sie sind im Durchschnitt grösser und dadurch konkurrenzstärker als die angestammten Gipfelbewohner. Diese laufen deshalb auf längere Sicht Gefahr, verdrängt zu werden. Wie sich die Artenzusammensetzung auf Gipfeln mit dem Klimawandel langfristig verändert, wird sich jedoch erst in den nächsten Jahrzehnten zeigen.

Quelle: Eidg. Forschungsanstalt WSL

Keywords:
Klimawandel, Pflanzenarten, Berggebiete, Stickstoff

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Steinbauer M.J. et al. (2018): Accelerated increase in plant species richness on mountain summits is linked to warming. Nature, 19 pp. DOI:10.1038/s41586-018-0005-6.
https://www.nature.com/articles/s41586-018-0005-6

Kontaktadresse:
Dr. Sonja Wipf, Ökologie der Lebensgemeinschaften, Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf
sonja.wipf@slf.ch
Tel: +41 (0)81 417 02 76


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