8.5.2018: Forschung CH

Abschalten bei schwachem Wind reduziert das Kollisionsrisiko von einigen Fledermausarten an Windkraftanlagen

Déclencher les éoliennes lorsque la vitesse du vent est faible réduit le risque de collision de certaines chauves-souris



Sascha D. Wellig et al.

Windkraftanlagen stellen für Vögel und Fledermäuse ein Risiko dar. Forschende konnten nun anhand der vertikalen Flugaktivitätsprofile von Fledermäusen zeigen, dass ein Abschalten von Windturbinen bei Windgeschwindigkeiten von weniger als 5,4 m/s das Kollisionsrisiko von einheimischen Fledermäusen mit den Rotoren um 95% reduziert. Diese Massnahme ist einfach umsetzbar und würde nur einen marginalen Verlust der Stromproduktion bedeuten.

Le rapide développement de l’énergie éolienne n’est pas sans danger pour les oiseaux et les chauves-souris. Des chercheurs de l’Université de Berne montrent, en reconstituant les profils verticaux d’activité des chiroptères, que si l’on n’exploite pas les turbines éoliennes lorsque la vitesse de vent est inférieure à 5,4 m/s, on évite 95% des risques de collision des chauves-souris avec les pales. Cette mesure de protection est à la fois facile à mettre en œuvre et efficace, tout en n’entraînant qu’une perte marginale de production d’électricité.


Stromproduktion durch Windkraft boomt, jedoch nicht ohne Konsequenzen: Vögel und Fledermäuse laufen Gefahr, mit den riesigen Rotorblättern zu kollidieren. Deren Geschwindigkeit erreicht an ihren Enden bis über 300 km/h. Gerade für seltene und gefährdete Arten können die durch Windkraftanlagen verursachten Verluste verhängnisvoll sein. Eine Forschungsgruppe des Instituts für Ökologie und Evolution der Universität Bern hat nun die vertikalen Flugaktivitätsprofile von Fledermäusen in Abhängigkeit der Windgeschwindigkeit dargestellt. Dafür installierten die Forschenden Ultraschalldetektoren an Kabeln, die mit Hilfe eines Teleskopkrans vom Boden bis auf eine Höhe von 65 Metern gespannt wurden. Die Extrapolation der Flugaktivitätsprofile zeigt, dass bei normalen Bedingungen – das heisst ohne Wind oder bei schwachem Wind – nur einige Fledermausarten innerhalb des Rotorbereichs (50 – 150 m über dem Boden) aktiv sind. Die meisten Fledermausarten meiden diese Höhen komplett, sobald die Windgeschwindigkeit 5,4 m/s überschreitet.
Im Rhonetal, wo bereits Windkraftanlagen errichtet und weitere geplant sind, konnten insgesamt 19 Fledermausarten von den Forschenden registriert werden. Vor allem für eine Art besteht ein reales Kollisionsrisiko: für die Europäische Bulldoggfledermaus (Tadarida teniotis), eine der grössten Fledermausarten in Europa. Fast alle anderen Fledermausarten verlassen die Höhen der Rotoren, sobald die Windintensität zunimmt. Sie jagen dann näher am Boden, vor allem in der schützenden Vegetationsschicht. Die Forschenden stellten fest, dass bei Windgeschwindigkeiten von über 5,4 m/s nur rund 5% der normalen Flugaktivität innerhalb des kritischen Rotorbereichs stattfindet. Dies bedeutet: Werden die Rotoren von Windkraftanlagen erst ab dieser Windgeschwindigkeit in Gang gesetzt, kann das Kollisionsrisiko für Fledermäuse stark reduziert werden.
Diese einfache Anpassung des Betriebs von Windkraftanlagen müsste im natürlichen Verbreitungsgebiet der Bulldoggfledermaus im Wallis und Tessin angewendet werden, sobald die Umgebungstemperaturen über dem Gefrierpunkt liegen, weil die Europäische Bulldoggfledermaus das ganze Jahr durch aktiv ist.
Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass sich diese Resultate nur auf einheimische Fledermausarten beziehen. Es bleibt offen, ob sich solche Schutzmassnahmen auch vorteilhaft auf wandernde Fledermausarten auswirken, die bei ihren saisonalen Durchflügen vor allem auf dem Jura und auf den Alpenpässen mit Windkraftanlagen konfrontiert werden.

Quelle: Universität Bern

Keywords:
Biodiversität, Naturschutz, Artenschutz,Windenergie, Fledermäuse

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Wellig S.D. et al. (2018): Mitigating the negative impacts of tall wind turbines on bats: vertical activity profiles and relationships to wind speed. PLoS ONE 13(3), 16 pp.
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0192493

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Kontaktadresse:
Sascha D. Wellig, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW , Institut für Umwelt und Natürliche Resourcen IUNR, Forschungsgruppe Wildtiermanagement, Grüentalstrasse 14, CH-8820 Wädenswil
sascha.wellig@zhaw.ch
Tel: +41 (0)58 934 57 88


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