15.1.2018: Forschung CH

Wie gut funktionieren Amphibientunnel und -leitsysteme?

Quelle efficacité pour les crapauducs ?



Stephan Brenneisen, Alexander Szallies

Forschende haben erstmals die Wirksamkeit von Amphibientunneln und -leitsystemen in der Schweiz untersucht. Dabei zeigte sich, wie wichtig die Qualität der Anlagen ist; unsachgemässe Einrichtungen schaden mehr als sie nützen. Die höchsten Querungsraten weisen die nach heutigen Standards (VSS) gebauten Anlagen auf.

Les chercheurs ont étudié pour la première fois l’efficacité des crapauducs en Suisse. Ils ont montré que la qualité de l’installation était essentielle ; des aménagements inappropriés font plus de dégâts qu’ils ne sont utiles. Le plus grand nombre de traversées ont lieu dans les installations construites avec les standards actuels (VSS).


Bei der Wanderung zum Laichgewässer überqueren Amphibien an vielen Orten Strassen und werden in grosser Zahl überfahren. Zur Lösung des Problems werden oft Amphibientunnel mit Leitsystemen gebaut. Wenn möglichst viele der anwandernden Amphibien die Tunnel erfolgreich durchqueren, sollten die Populationen nach dem Bau der Tunnel grösser werden. Dies wird auch deswegen erwartet, weil bei den Rettungsaktionen in der Regel nur die Amphibien auf dem Weg zum Laichgewässer geschützt werden. Tunnel schützen zusätzlich auch die erwachsenen Amphibien auf der Rückwanderung zum Landlebensraum und die Jungtiere bei der Abwanderung vom Gewässer.
Zwischen 2010 und 2014 wurden 17 verschiedene Amphibientunnel und -leitsysteme verglichen. Die Erhebungen zeigten ein grosses Spektrum an Querungsraten (10-100%), wobei es teilweise Unterschiede zwischen Grasfrosch und Erdkröte gab. In den allermeisten Fällen war die Querungsrate deutlich unter 100%. Dies bedeutet, dass ein Teil der Amphibien, welche an Tunneln und Leitsystemen ankommen, in den Landlebensraum zurückwandert. Tunnel und Leitsysteme können damit für Amphibien ein Hindernis sein – insbesondere, wenn sie schlecht gebaut sind.
Die Untersuchung ergab im Bereich der Populationsentwicklungen der beiden untersuchten Arten grosse Unterschiede: Gesamthaft über alle Anlagen zeigte sich erfreulicherweise, dass bei Querungsraten von > 75% die Populationen in der Regel angestiegen sind. Bei geringeren Querungsraten (<75%) wurden die Populationen meistens kleiner. Weiter konnte nachgewiesen werden, dass je breiter die Tunnels waren, die Querungsrate anstieg. Unsachgemässe Einrichtungen können dagegen erhebliche negative Auswirkungen (Barrieren) auf die Amphibienpopulationen haben.
Die Erkenntnisse des Projekts müssen systematisch in Normen und Richtlinien integriert werden. Weiter müsste geprüft werden, welche Formen an Weiterbildungen und Publikationen geeignet sind, um kantonale und kommunale Fachstellen sowie lokale Naturschutzorganisationen zu informieren. Bei einigen Anlagen müssten konkret Verbesserungen geprüft werden, insbesondere bzgl. Optimierung der Rückwanderung. Grundsätzlicher Forschungsbedarf besteht bei der Akzeptanz und Nutzung von Amphibienschutzanlagen an Strassen durch juvenile Amphibien.

Quelle: ZHAW

Keywords:
Amphibien; Wirksamkeit; Erfolgskontrolle; Artenschutz

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Brenneisen S. und Szallies A. 2017. Wie gut erfüllen Amphibientunnel und –Leitsysteme ihren Zweck? Akzeptanz und Erfolgskontrolle unterschiedlicher Anlagetypen in der Schweiz - Schlussbericht der Feldstudie 2010-2014. ZHAW Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen, Wädenswil: 126 S.
http://www.karch.ch/karch/de/home/amphibien-fordern/an-verkehrswegen.html

pdf der Publikation

Kontaktadresse:
Dr. Stephan Brenneisen
ZHAW Life Sciences und Facility Management
Grüental
8820 Wädenswil
stephan.brenneisen@zhaw.ch
Tel: +41 (0) 58 934 59 29


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