15.1.2018: weitere Publikationen

Die Steinfräse – eine Gefahr für die Juraweiden

Girobroyage – Fléau des pâturages du Jura



Nadine Apolloni et al.

Zahlreiche bedrohte Arten, die in den Tieflagen keine geeigneten Lebensräume mehr finden, kommen in extensiven Juraweiden noch vor. Doch der Einsatz von Steinfräsen zur Entfernung von steinigen Strukturen seit Mitte der 1990er-Jahre sowie die generelle Intensivierung der Landwirtschaft bedrohen diese Lebensgemeinschaften. Allerdings sind über das Ausmass der Steinfräseneinsätze keine verlässlichen Zahlen vorhanden. Zudem bestehen grosse Unterschiede in der Gesetzgebung und im Vollzug, der oft inexistent, lückenhaft und durch mühsame Verfahren verlangsamt ist. Es existieren aber auch gute Bewirtschaftungskonzepte und Mehrjahresprogramme, die zeigen, wie die Situation verbessert werden könnte.

De nombreuses espèces menacées, ne trouvant plus de milieux favorables à basse altitude, poussent encore dans les pâturages boisés extensifs jurassiens. Or, la pratique du girobroyage qui permet, depuis le milieu des années 1990, d’éliminer les structures rocheuses, ainsi qu’une intensification générale de l’agriculture, menacent ces biocénoses. Il n’existe cependant pas de chiffres fiables sur l’étendue de l’utilisation des girobroyeurs. De plus, il y a de grandes différences dans la législation et dans son application, souvent inexistante, lacunaire et ralentie par des procédures fastidieuses. Il existe cependant un bon concept de gestion et un programme pluriannuel qui montrent comment la situation pourrait être améliorée.


Die extensiv genutzten Juraweiden gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Schweiz. Zahlreiche bedrohte Arten, die in den Tieflagen keine geeigneten Lebensräume mehr finden, kommen in de extensiven Juraweiden noch vor. In den letzten 20 Jahren hat die Grünlandintensivierung jedoch auch die mittleren Höhenstufen erreicht, und zahlreiche Wiesen und (Wyt-)Weiden des Juras wurden intensiviert. Die Intensivierungsmethoden sind zahlreich, jedoch ist der Einsatz von Steinfräsen zur Entfernung von Steinstrukturen die brachialste, mit irreversiblen Folgen für diese wertvollen Lebensräume. Die für die Biodiversität so wichtigen Kleinstrukturen werden innerhalb von kürzester Zeit eliminiert. Das Gelände wird geglättet und damit für eine intensivere und maschinelle Bewirtschaftung vorbereitet.
Obwohl der erste Einsatz von Steinfräsen bereits Mitte der 1990er-Jahre erfolgte, ist die Problematik vielerorts unbekannt und das Ausmass in den verschiedenen Jurakantonen nicht abschätzbar. Bisher gab es keine Übersicht über die Gesetzeslage und den Vollzug in diesen Kantonen, und es war nicht klar, ob zusätzliche Massnahmen nötig sind, um die Praxis einzudämmen.
Die Vogelwarte versuchte diesen Fragen nachzugehen, in dem sie Gespräche mit den Kantonen, verschiedenen Instutionen und Vertretern der NGO’s geführt hat. Die Untersuchungen zeigen, dass keine verlässlichen Zahlen über das Ausmass der Steinfräseneinsätze vorhanden sind. Obwohl in den meisten Jurakantonen heute Gesetze existieren und der Einsatz von Steinfräsen eingeschränkt ist, bestehen grosse Unterschiede in der Gesetzgebung. Der Gesetzesvollzug ist dabei oft inexistent oder lückenhaft und durch mühsame Verfahren verlangsamt.
Selbst 20 Jahre nach dem ersten Einsatz von Steinfräsen werden diese heute immer noch mit oder ohne Bewillgung eingesetzt, mit verheerenden Folgen für die Biodiversität. Die Gesetze müssen dringend verbessert werden (dort wo sie unzureichend sind), aber auch der Vollzug muss verbessert werden. Damit der Jura auch noch in Zukunft seltenen Arten Lebensraum bieten kann, muss der Erhalt sowie die Förderung von extensiven, strukturreichen Weiden eine hohe Priorität geniessen. Eine ganzheitliche und nachhaltige Bewirtschaftung der Juraweiden ist dabei unabdingbar. Gute Beispiele existieren bereits heute mit gewissen Bewirtschaftungskonzepten oder dem Mehrjahresprogramm Natur und Landschaft des Kantons Solothurn. Auch andernorts muss die Problematik wahrgenommen werden, denn die Steinfräsen machen heute nicht mehr nur vor den Juraweiden halt.

Quelle: Vogelwarte Sempach

Keywords:
Steinfräse; Grünlandintensivierung; Kleinstrukturen; Juraweiden; Landwirtschaft

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Apolloni N. et al. (2017): Intensification des pâturages maigres et des pâturages boisés dans la chaîne jurassienne. Station ornithologique suisse, Sempach.
http://www.vogelwarte.ch/de/vogelwarte/news/avinews/august-2017/die-steinfraese-eine-gefahr-fuer-die-juraweiden
http://www.vogelwarte.ch/de/projekte/publikationen?publicationId=1453
http://www.vogelwarte.ch/fr/station/news/avinews/aout-2017/girobroyage-fleau-des-paturages-du-jura

Kontaktadresse:
Nadine Apolloni, Schweizerische Vogelwarte, Seerose 1, CH-6204 Sempach
nadine.apolloni@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 99 33


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