13.12.2017: Forschung CH
Blauflügelige Ödlandschrecke: Wiederansiedlung, Vernetzung und Populationsentwicklung
Criquet à ailes bleues : repeuplement, mise en réseau et développement des populations
Baur B., Thommen G. H., Coray A.
1995 wurde die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) auf Kiesflächen mit spärlicher Vegetation im Naturschutzgebiet Reinacherheide BL wieder angesiedelt. Um ihre Ausbreitung zu fördern, wurden später neue Kiesflächen sowie Ausbreitungskorridore angelegt. Die Populationen haben sowohl an den Wiederansiedlungsstandorten als auch an einigen selbstständig neu besiedelten Standorten überlebt; allerdings erlitten sie mittlere bis starke Bestandsrückgänge. Dies liegt wohl an der natürlichen Sukzession der Vegetation auf diesen Flächen. Damit die Heuschrecke auch langfristig in der Reinacherheide Lebensraum findet, ist eine spezifische, auf ihre Bedürfnisse ausgerichtete Bewirtschaftung unerlässlich.
En 1995, le criquet à ailes bleues (Oedipoda caerulescens) a été réintroduit sur des surfaces de gravier recourtes de végétation éparse dans la réserve naturelle de Reinacherheide dans le canton de Bâle-Campagne. Afin d’encourager leur dispersion, de nouvelles surfaces de gravier ainsi que des corridors de migration ont été aménagés dans un deuxième temps. Les populations ont survécu dans les endroits de réintroduction ainsi que dans quelques endroits nouvellement colonisés, mais ont cependant moyennement, parfois fortement, régressé, en raison à la succession de la végétation sur ce type de surface. Afin de garantir que le criquet à ailes bleues puisse trouver à long terme des milieux favorables dans la Reinacherheide, une gestion de l’habitat spécifique à ses besoins est indispensable.
Im Naturschutzgebiet Reinacherheide in der Nähe von Basel starb die Blauflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) in den 1960er-Jahren aus. Im Sommer 1995 wurden auf zwei wiederhergestellten Kiesflächen mit spärlicher Vegetation 110 Individuen (50 weibliche und 60 männliche) beziehungsweise 204 Individuen (101 weibliche und 103 männliche) ausgesetzt. Mittels Transektzählungen wurden die Populationsgrössen der Blauflügeligen Ödlandschrecke 1995–2004 sowie 2015–2016 erfasst. Zusätzlich wurde das besetzte Gebiet aufgenommen. An beiden Wiederansiedlungsstandorten haben die Populationen überlebt und sind signifikant grösser geworden.
In Folge der Anlage von drei Ausbreitungskorridoren und vier neuen Kiesflächen zweieinhalb Jahre nach der Wiederansiedlung bildeten sich zudem vier neue Subpopulationen. Sieben Jahre nach Projektbeginn hatte die Blauflügeligen Ödlandschrecke an den zwei Wiederansiedlungsstandorten sowie an den vier neu besiedelten Flächen hohe Abundanzen erreicht. Gleichzeitig wurde die Vegetation auf den Ausbreitungskorridore zunehmend dichter und bot 2015 keinen geeigneten Lebensraum mehr für die Art.
Die Zählungen 21 Jahre nach der Wiederansiedlung zeigten, dass die Abundanzen der Blauflügeligen Ödlandschrecke in den gebildeten Subpopulationen stark und an den ursprünglichen Wiederansiedlungsstandorten mittelmässig abgenommen haben. Dies kann auf die natürlich stattfindende Sukzession und fehlende Störungen der Vegetation zurückgeführt werden, wodurch die für die Art geeignete Lebensraumfläche um 59% abgenommen hat.
Die Studie zeigt, dass für langfristig erfolgreiche Wiederansiedlungen auch der geeignete Unterhalt langfristig gesichert werden muss. Im vorliegenden Fall handelt es sich dabei um die Offenhaltung genügend grosser Flächen.
Keywords:
Wiederansiedlung; Vernetzung; Korridor; Bewirtschaftung; Heuschrecken
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Baur B., Thommen G. H., Coray A. (2017): Dynamics of Reintroduced Populations of Oedipoda caerulescens (Orthoptera, Acrididae) over 21 Years. Journal of Insect Science 17(1).
https://academic.oup.com/jinsectscience/article/17/1/10/2769351
Publikation / publication (pdf)
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Bruno Baur
Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz (NLU)
Professur für Naturschutzbiologie
St. Johanns-Vorstadt 10
CH-4056 Basel
bruno.baur@unibas.ch
Tel: +41 (0)61 207 08 29
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