16.11.2017: Forschung CH
Asthaufen – Lebensraum für vielfältige Fauna
Les tas de branches, un milieu de vie pour de nombreux animaux
Olivia Koller
Asthaufen gelten als wertvolle Kleinstrukturen und werden oft im Rahmen von Naturschutzprojekten angelegt. Zu ihrem tatsächlichen Nutzen für die Tierwelt liegen jedoch kaum Untersuchungen vor. In einer Feldstudie in der Region Pfannenstil (Zürich) wurden nun in 25 Asthaufen zahlreiche Wirbeltier- und Schneckenarten nachgewiesen, darunter auch gefährdete. Zudem wurden in jedem Haufen durchschnittlich 58 verschiedene Gliederfüsser gefunden.
Les tas de branches passent pour des petites structures précieuses et sont souvent aménagés dans le cadre de projets de protection de la nature. Cependant, peu de recherches sont disponibles sur leurs avantages réels pour la faune. Dans une étude de terrain dans la région de Pfannenstil (Zurich), de nombreuses espèces de vertébrés et de mollusques ont été trouvées dans 25 tas de branches, parmi elles certaines menacées de disparition. En outre, 58 arthropodes étaient présents en moyenne dans chaque tas de branchages.
Die Feldstudie erfolgte im Sommer 2016 am rechten Ufer des Zürichsees in der Region Pfannenstil, wo im Rahmen eines Vernetzungsprojektes in den letzten Jahren über 250 Asthaufen errichtet worden waren. Um herauszufinden, ob die Eigenschaften von Asthaufen die Häufigkeit und Präsenz von Tierarten beeinflussen, wurde eine Stichprobe von 25 Asthaufen unterschiedlicher Grösse und verschiedenen Alters untersucht. Zudem wurden mehrere Parameter zum Zustand, zur Lage und zum Aufbau der Asthaufen erfasst sowie während vier Wochen acht Fotofallen eingesetzt. Bei den erfassten Schnecken, Amphibien, Reptilien und Säugetieren erfolgte die Klassifizierung auf Artniveau. Gliederfüsser wurden dagegen nach Ähnlichkeit sortiert (Morphospezies).
Insgesamt konnten 25 Gliederfüsser-Ordnungen nachgewiesen werden, mit durchschnittlich rund 58 verschiedenen Morphospezies pro Asthaufen. Webspinnen, Springschwänze, Käfer und Hautflügler wurden in sämtlichen Haufen gefunden. Asseln, Weberknechte, Steinläufer, Ohrwürmer, Wanzen und Insektenlarven traten in mehr als 70 Prozent der Haufen auf. Die Artenvielfalt der Gliederfüssler stieg mit zunehmendem Asthaufenvolumen leicht an. Landschnecken waren in allen Asthaufen mit insgesamt rund 20 Arten vertreten. Darunter befanden sich auch seltene und gefährdete Arten. 40 Prozent der Haufen beherbergten mindestens eine der drei Amphibienarten Grasfrosch (Rana temporaria), Erdkröte (Bufo bufo) und Bergmolch (Ichthyosaura alpestris). Sowohl die Artenzahl der Schnecken als auch die Individuenzahl der Amphibien stieg mit zunehmendem Asthaufenalter signifikant an. Bei den Reptilien konnten Zaun- (Lacerta agilis) und Mauereidechse (Podarcis muralis) sowie Blindschleiche (Anguis fragilis) beobachtet werden. Spuren von Kleinsäugern waren in den Austhaufen sehr häufig: 80 Prozent aller Asthaufen wiesen Nester oder Nahrungsreste auf. Die Wildkameras zeichneten u. a. Iltis (Mustela putorius), Hermelin (Mustela erminea) und Steinmarder (Martes foina) in oder auf Asthaufen auf. Vögel nutzten die Haufen als Sitzwarte oder als Nistplatz.
Die faunistische Untersuchung der Asthaufen bestätigt die Bedeutung solcher Strukturen für verschiedene Artengruppen. Sie dienen in verschiedenen Lebensphasen der Tiere als Unterschlupf, Nahrungsraum, Sitzwarte oder Nistplatz. Entsprechend der unterschiedlichen Ansprüche ihrer Bewohner scheint es sinnvoll, unterschiedliche Typen von Asthaufen zu erstellen.
Quelle: ZHAW
Keywords:
Asthaufen; Kleinstrukturen; Totholz; Artenzahlen; Stetigkeit
Art der Publikation:
Bachelorarbeit
Literatur:
Koller, O. (2016): Zustand und ökologische Bedeutung von Asthaufen in der Region Pfannenstil (ZH).
Bachelorarbeit. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Institut für Umwelt und
Natürliche Ressourcen IUNR, Wädenswil.
http://www.ngzh.ch/publikationen/zusatz/162/2/asthaufen-lebensraum-fuer-eine-vielfaeltige-fauna
Kontaktadresse:
Stefan Ineichen
ZHAW Life Sciences und Facility Management
Gertrudstrasse 15
CH-8401 Winterthur
stefan.ineichen@zhaw.ch
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