16.11.2017: Aufgegriffen
Wer hat meine Raupe gefressen? Hilfe von Schulklassen gefragt
Qui a mangé mes chenilles? Appel aux écoles pour un projet de science participative
Forschende der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL appellieren an die Hilfe von Schulklassen für ein grosses Citizen-Science Projekt: Sie wollen herausfinden, welche Insekten auf Eichen fressen und wie sich diese Bäume quer durch alle Klimazonen Europas gegen die Fressfeinde verteidigen. Nächsten Frühling werden sie mit Kollegen aus acht Ländern von Portugal bis Schweden Hunderte von Raupen aus Knetmasse auf Eichenbäumen platzieren. Die Schnabel-, Zahn- oder Mandibelspuren, die von den Fressfeinden hinterlassen werden, verraten die Aktivität der Fressenden. Lehrerinnen und Lehrer sind eingeladen, sich mit ihren Schulklassen an diesem Forschungsprojekt zu beteiligen.
Les scientifiques de l'Institut fédéral de recherches WSL lancent un appel aux enfants des écoles suisses pour un vaste projet de science participative: ils veulent savoir quels insectes se nourrissent sur les chênes et comment les arbres se défendent contre les prédateurs à travers toutes les zones climatiques d’Europe. Du Portugal à la Suède, ils se sont associés à des scientifiques de huit pays pour cacher au printemps prochain des centaines de fausses chenilles en pâte à modeler dans des chênes. Les traces de dents, de bec ou de mandibules leur révéleront l’activité des prédateurs de ces chenilles. Enseignantes et enseignants sont invités à participer avec leurs classes à ce projet de recherche.
Die Eiche ist in Europa eine der Baumarten, welche die grösste Vielfalt an pflanzenfressenden Insekten beherbergt. Meistens fressen diese Insekten nur einen kleinen Teil der Blätter, doch wenn dies Jahr für Jahr geschieht, kann es die Eichen schwächen und ihr Wachstum verlangsamen. Massenentwicklungen von Schädlingen wie des Schwamm- oder Prozessionsspinners können Eichen sogar töten, wenn sie mit Krankheiten oder anderen Stressfaktoren zusammenfallen – zum Beispiel Trockenheit als Folge des Klimawandels.
Die Eichen sind jedoch nicht wehrlos, sie produzieren abstossende oder giftige Substanzen in ihren Blättern. Ausserdem stehen die pflanzenfressenden Insekten auf dem Speisezettel von vielen Fressfeinden wie Vögeln, Raubinsekten, Spinnen und Säugetieren. Die Bäume werden von den Feinden ihrer Feinde geschützt – dies nennt man eine trophische Kaskade.
Viele Forschende gehen der Frage nach, wie der Klimawandel auf diese trophische Kaskade wirken wird. Es ist nämlich schon lange bekannt, dass pflanzenfressende Insekten in wärmeren Regionen mehr Schaden anrichten als in kalten. Mit steigenden Temperaturen werden Insekten im Frühling bzw. Sommer früher und im Herbst länger aktiv sein. Dies könnte die Eichen schwächen – nicht nur im Süden, sondern auch im Norden Europas. Es sei denn, die Eichen investieren auch mehr in ihre Verteidigung.
Wissenschaftler aus acht Ländern starten ein Projekt, das den Frass von Raupen sowie die Verteidigung der Eichen quer durch alle Klimazonen Europas dokumentieren soll. Sie werden so viele Raupenimitate wie möglich beobachten. Dank der Hilfe von Schulklassen können sie wesentlich mehr Bäume überwachen, was den Vergleich erst aussagekräftig macht.
Die Schülerinnen und Schüler werden dafür Raupen aus Knetmasse und Draht basteln, die sie im Frühling 2018 an einer Stieleiche (Quercus robur) in ihrer Nachbarschaft befestigen. Die Fressfeinde werden diese Köder angreifen, als ob sie echte Beute wären, und dabei Spuren mit ihrem Schnabel, ihren Zähnen oder Mandibeln (die Mundwerkzeuge von Insekten) hinterlassen.
Jeweils nach zwei Wochen und nach einem Monat werden die Schülerinnen und Schüler die Spuren der Fressfeinde zählen und fotografieren. Ausserdem werden sie einige Blätter an den Projektleiter schicken, der das Ausmass des Blattfrasses und den chemischen Inhalt der Blätter analysieren wird.
Mit der Hilfe der Schulklassen in den verschiedenen Ländern wird es somit möglich sein, chemische Verteidigung, Insektenfrass und Angriffe durch Räuber abhängig vom Klima zu vergleichen, und das von Süd- bis nach Nordeuropa.
Die Eichen, die für dieses Projekt ausgewählt werden, können einfacher und zuverlässiger im Herbst (vor dem Laubfall) als im Frühling bestimmt werden. Deshalb wird den Lehrerinnen und Lehrern, die bei diesem Forschungsprojekt mitmachen möchten, empfohlen, baldmöglichst mit dem Projektleiter für die Schweiz (siehe unten) Kontakt aufzunehmen
Quelle: WSL
Keywords:
Citizen Science; Klimawandel; Insekten; Eiche
https://sites.google.com/view/aboutoaks/accueil/deutsch
https://sites.google.com/view/aboutoaks/accueil/fran%C3%A7ais
http://www.wsl.ch/medien/news/CitizenScience_Raupen/index_FR
Kontaktadresse:
Dr. Martin Gossner (Deutsch, Englisch)
Michèle Kaennel Dobbertin (en français)
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
Martin.gossner@wsl.ch, michele.kaennel@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 25 88, +41 (0)44 739 25 96
Zurück zur Liste