8.8.2017: Forschung international
Quantifizierung des Handels von marinen Zierfischen in Europa
Quantification du commerce de poissons marins d’aquarium en Europe
Monica V. Biondo
Eine Untersuchung von Importdokumenten lebender Tiere zeigt, dass die Schweiz eine wichtige Rolle beim europäischen Handel von Korallenriff-Fischarten einnimmt. Die Studie bemängelt ein fehlendes Überwachungssystem des internationalen Handels mit marinen Zierfischen in allen europäischen Länder.
Une analyse des documents d’importation pour animaux vivants montre que la Suisse occupe une place importante dans le commerce européen des poissons des récifs coralliens. L’étude dénonce l’absence d’un système de contrôle du commerce international des poissons marins d’aquarium dans tous les pays européens.
Jedes Jahr werden Millionen von marinen Zierfischen international gehandelt. Über die Hälfte der bekannten rund 4000 Korallenriff-Fischarten werden mit schlechter oder gar keiner Überwachung gehandelt – und die Nachfrage steigt. Diese Studie untersucht den Handel in und durch die Schweiz durch die Analyse von Importdokumenten für lebende Tiere.
Im Jahr 2009 wurden 151 Einfuhranmeldungen mit angehängten Artenlisten für marine Zierfische aus Nicht-EU-Ländern registriert und 28’356 Korallenfische importiert. Die 62% der in der Schweiz verbleibenden Fische umfassten 440 Arten aus 45 Familien, der Rest wurde in EU- und Nicht-EU-Länder versandt. Trotz des anerkannten grossen Handelsvolumens für die europäische Region werden aufgrund bilateraler Vereinbarungen keine Daten für Einfuhren aus der EU erhoben. Abgeleitete Daten zeigen jedoch, dass jährlich mehr als 200‘000 marine Zierfische in die Schweiz importiert und eine unbekannte Menge wieder exportiert werden können.
Kein europäisches Land besitzt ein geeignetes Datenerfassungssystem für diesen Handel. Das EU-Handelskontroll- und Expertensystem (TRACES), das der Prävention von Tierseuchen dient, könnte angepasst werden und obligatorische Information für die EU und die Schweiz sammeln. Mehr als die Hälfte der in die Schweiz eingeführten Arten sind von der IUCN nicht beurteilt und daher als «nicht bewertet» auf der Roten Liste eingestuft. Insgesamt wurden 70% aller bekannten Korallenriff-Fischarten nicht evaluiert. Wenn Korallenriff-Fische aufgrund grosser, möglicherweise nicht nachhaltiger Zahlen bedroht oder gefährdet sind, sollte der Handel mit diesen Arten durch das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten (CITES) überwacht werden.
Quelle: Universität Bern
Keywords:
Fische; marine Zierfische, internationaler Handel; Artschutzabkommen CITES; Rote Liste
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Biondo MV. (2017): Quantifying the trade in marine ornamental fishes into Switzerland and an estimation of imports from the European Union. Global Ecology and Conservation, Volume 11, 95105
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S235198941730094X
Kontaktadresse:
Monica Biondo
Institute of Ecology and Evolution
University of Bern
Baltzerstrasse 6
CH-3012 Bern
+41 (0)76 592 49 60
monica.biondo@iee.unibe.ch
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