8.8.2017: Forschung CH
Invasive Neophyten bedrohen Schmetterlinge in der Schweiz
Des néophytes envahissantes menacent les papillons en Suisse
Gallien L. et al.
Neobiota stellen weltweit eine der Hauptgefährdungsursachen für die Biodiversität dar. Basierend auf Daten des Biodiversitätsmonitorings wurde in der Schweiz der Einfluss von 31 invasiven Neophyten der Schwarzen Liste auf die Artenzahl von Schmetterlingen untersucht. Es zeigt sich, dass die lokale Vielfalt der Schmetterlinge mit zunehmender Anzahl invasiver Neophytenarten abnimmt. Keine einzige Schmetterlingsart scheint von den invasiven Neophyten zu profitieren; vielmehr sind 24% der Schmetterlingsarten von der Anwesenheit der Neophyten negativ betroffen.
Les néobiontes représentent dans le monde entier un des principaux dangers pour la biodiversité. Sur la base des données du monitoring de la biodiversité, l’influence de 31 néophytes envahissants de la liste noire sur le nombre d’espèces de papillons a été étudiée en Suisse. Les résultats montrent que la diversité locale des papillons diminue avec une augmentation des espèces de néophytes envahissantes. Aucune espèce de papillon ne semble profiter des néophytes envahissantes, alors que 24% des espèces de papillons semble être affectés négativement par la présence des néophytes.
Im Biodiversitätsmonitoring Schweiz werden auf 393 Transekten durch 1x1 km Flächen sowohl Schmetterlinge als auch Pflanzen erfasst. In der vorliegenden Analyse wurde untersucht, ob die Artenzahl invasiver Neophyten in diesen Flächen die lokale Artenzahl von Schmetterlingen beeinflusst. Dazu wurden 31 terrestrische invasive Pflanzenarten und verschiedene Umweltsituationen (topographische und klimatische Variabeln, Habitattypen und Vielfalt, Urbanisierung) berücksichtigt. Zusätzlich stand die Frage im Raum, ob sich die Auswirkungen der invasiven Neophyten auf die lokale Artenzahl der Schmetterlinge je nach Schmetterlingsgruppe oder Region unterscheiden.
Dabei zeigte sich, dass die lokale Vielfalt der Schmetterlinge mit der Anzahl Arten invasiver Neophyten abnimmt. Keine einzige Schmetterlingsart scheint von den invasiven Neophyten zu profitieren, während 28 Schmetterlingsarten (24% der erfassten Arten) von der Anwesenheit der Neophyten negativ beeinflusst werden. Dabei sind insbesondere weniger mobile Schmetterlingsarten betroffen. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass diese wenig mobilen Arten geeignete Raupenfutterpflanzen weniger gut erreichen, wenn diese durch invasive Neophyten verdrängt werden. Die nahe Verwandtschaft der besonders stark betroffenen Arten weist zudem darauf hin, dass gewisse Verwandtschaftsgruppen (Taxa) der Schmetterlinge besonders sensibel auf invasive Neophyten reagieren. Dies birgt das Risiko, dass mit zunehmender Etablierung von invasiven Neophyten die phylogenetische Diversität von Schmetterlingslebensgemeinschaften sinkt.
Des Weiteren wurde analysiert, in welchen Regionen das Risiko am höchsten ist, dass die Schmetterlinge von der Anwesenheit invasiver Neophyten negativ betroffen sind. Es handelt sich dabei v.a. um die Regionen mit Vorkommen der besonders sensiblen Arten. Dies sind v.a. die Berggebiete der Schweiz (Jura, Südschweiz, Alpen). Zudem scheint sich die Anwesenheit invasiver Neophyten auf Schmetterlinge besonders stark an kühlen Standorten in Waldnähe, in Gebieten mit wenig Feuchtgebietsfläche und in Gebiete mit einer hohen Anzahl Frosttage pro Jahr auszuwirken. Dies deutet darauf hin, dass an Standorten mit ungünstigen Bedingungen für Schmetterlinge die invasiven Neophyten die Verfügbarkeit von Ressourcen für die Schmetterlinge noch weiter vermindern.
Quelle: Eawag
Keywords:
Neobiota, invasiv, Schmetterlinge, Pflanzen, Schweiz
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Gallien L. et al. (2017): Invasive plants threaten the least mobile butterflies in Switzerland. Diversity and Distributions 23(2), 185-195.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddi.12513/full
Kontaktadresse:
Florian Altermatt
Eawag
Department of Aquatic Ecology
Überlandstrasse 133
CH-8600 Dübendorf
florian.altermatt@eawag.ch
Tel: +41 (0)58 765 55 92
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