8.8.2017: Forschung CH

Hohe Artenzahl von Brutvögeln in einem subalpinen Nadelwald

Grand nombre d’espèces d’oiseaux nicheurs dans une forêt subalpine de conifères



Pierre Mollet et al.

Eine Untersuchung in einem 70 ha grossen Nadelwald am zentralen Alpennordrand brachte 48 Brutvogelarten zutage. Im untersuchten Bergwald hatte der Orkan Lothar im Dezember 1999 zwei grosse Wurfflächen sowie viele kleinere Streuschadenflächen hinterlassen. Die Studie zeigt, dass auch reine Nadelwälder eine sehr vielfältige Artenzusammensetzung aufweisen können. Sie machte aber auch klar, dass es bei solchen Kartierungen grosse Unterschiede in der Beobachtungswahrscheinlichkeit geben kann, welche von der jeweiligen Art, dem Kartierdatum und dem Beobachter abhängen.

Une étude dans une forêt de conifères de 70 ha en bordure des Alpes centrales a permis d’identifier 48 espèces d’oiseaux nicheurs. En décembre 1999, l'ouragan Lothar avait occasionné deux grandes surfaces de châblis dans la forêt de montagne étudiée, ainsi que des nombreux petits dégâts épars. L’étude montre que des forêts pures de conifères peuvent présenter une composition en espèces très diversifiée. L’étude met aussi en évidence que de telles cartographies peuvent présenter de grandes différences en ce qui concerne la probabilité d'observation, principalement dues aux espèces, à la date de cartographie et à l’observateur.


In einem 70 ha grossen Nadelwald am zentralen Alpennordrand (1260 bis 1550 m ü. M.) wurde in den Jahren 2002 und 2013 mittels Punkt-Stopp-Zählungen sowie zusätzlicher Suche nach seltenen Arten die lokale Brutvogelfauna erfasst. Im Dezember 1999 hatte der Orkan Lothar im Untersuchungsgebiet zwei grosse Wurfflächen sowie viele kleinere Streuschadenflächen hinterlassen. Mit insgesamt 48 Brutvogelarten wurde eine für Bergwälder äusserst vielfältige Artenzusammensetzung vorgefunden. In den elf Jahren zwischen den Aufnahmen ging bei vier Arten die Verbreitung beziehungsweise die Abundanz zurück, bei sieben Arten nahm sie zu, bei vier Arten gab es keine Veränderung. Bei allen anderen Arten war es wegen zu kleiner Datensätze unmöglich, Veränderungen zu schätzen. Der Vergleich mit Waldstrukturdaten der WSL zeigte, dass für fünf Vogelarten die Veränderung in Verbreitung oder Abundanz zumindest teilweise mit der sukzessionsbedingten Waldentwicklung erklärt werden kann.
Dank einer jeweils dreifachen Kartierung innerhalb desselben Aufnahmejahres konnte die Beobachtungswahrscheinlichkeit für die häufigen Arten in Abhängigkeit von Jahr, Datum und Beobachter geschätzt werden. Der Unterschied zwischen den Beobachtern war auffallend gross. Will man realitätsnahe Verbreitungs- und Abundanzwerte generieren, muss man deshalb zwingend genügend grosse Stichproben erheben und mit geeigneten statistischen Methoden die Entdeckungswahrscheinlichkeiten für jede einzelne Art berücksichtigen.

Quelle: Schweizerische Vogelwarte

Keywords:
Waldreservat, Nadelwald, Brutvogelarten, Sturm Lothar

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Mollet P. et al. (2017): Die Brutvogelfauna eines Nadelwaldes der nördlichen Voralpen nach dem Sturm Lothar. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen 168, 59–66

http://www.vogelwarte.ch/publikationen.html

Kontaktadresse:
Pierre Mollet
Schweizerische Vogelwarte
Seerose 1
CH-6204 Sempach

pierre.mollet@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 41


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