8.8.2017: Forschung CH

Freizeitaktivitäten im Wald reduzieren Vielfalt und Abundanz von Vögeln

Les activités de loisir en forêt réduisent la diversité et l’abondance des oiseaux



Yves Bötsch, Zulima Tablado, Lukas Jenni

Mit einem Experiment haben Forscher gezeigt, dass Freizeitaktivitäten das Vorkommen von Brutvögeln in Wäldern verringern können. Die Anzahl Territorien wie auch die Anzahl der Arten waren in den Versuchsflächen (mit Freizeitaktivität) um 15% reduziert im Vergleich zu den Kontrollflächen (ohne Freizeitaktivität). Offenbrüter reagierten am stärksten auf die Störung im Vergleich zu Höhlen- und Bodenbrütern.

Des chercheurs ont montré à l’aide d’un essai sur le terrain que les activités de loisir peuvent réduire la présence d’oiseaux nicheurs en forêts. Le nombre de territoires et d’espèces a été réduit de 15% dans les surfaces d’essai (avec activités de loisir) comparé aux surfaces de contrôle (sans activités de loisir). Les nicheurs à ciel ouvert ont réagi le plus fortement au dérangement comparé aux nicheurs au sol et cavernicoles.


Freizeitaktivitäten finden oft draussen in der Natur statt und tangieren die Lebensräume und deren Bewohner. Viele Freizeitaktivitäten benötigen zudem gewisse Infrastrukturen wie z.B. Skilifte, Klettersteige oder Wanderwege, welche teilweise die Habitate der Arten stark verändern. Eine der häufigsten Infrastrukturen sind Wege und Strassen. Durch ihren Bau geht Fläche verloren, und das Habitat wird z.B. über veränderte Lichtverhältnisse oder beeinträchtigten Wasserhaushalt unmittelbar sowie in der nahen Umgebung verändert. Ausserdem zerschneiden Wege Lebensräume in kleinere Fragmente mit Folgen für die Tierwelt. 
Wenn die Auswirkungen menschlicher Freizeitaktivitäten auf die Tierwelt aufgezeigt werden soll, muss man berücksichtigen, dass neben dem direkten Effekt der Menschen auch indirekte Effekte durch die Infrastruktur einen Einfluss haben können. In dieser Studie wollten die Forscher nur den Effekt «Mensch» testen. Dafür haben sie experimentell in der «forêt domaniale de Chaux» im Département Franche-Comté in Frankreich den Effekt von Wanderern auf das Vorkommen von Waldvögeln getestet. Dazu sind sie von Anfang März bis Mitte April 1-3 mal täglich in kleinen Gruppen (2-3 Personen) durch 12 Versuchsflächen gegangen. Zu jeder der Versuchsflächen gab es eine ungestörte Kontrollfläche. Ab Mitte April wurde in drei Rundgängen in sämtlichen Flächen die Avifauna kartiert.
Langstreckenzieher, welche erst später im Jahr in ihrem Brutgebiet eintreffen, wurden von den Analysen ausgeschlossen, da sie die experimentellen Wandergruppen nicht miterlebten. Die menschliche Freizeitaktivität hatte eine Reduktion (-15%) der Anzahl Territorien wie auch Arten zufolge. Offenbrüter reagierten am stärksten auf die Störung im Vergleich zu Höhlen- und Bodenbrütern. Eine Einteilung der Arten mit Hilfe von Fluchtdistanz-Literaturdaten ergab, dass sensible Arten stärker reagierten als unsensiblere. 
Die Forscher schliessen aus diesem Experiment, dass bereits geringe Intensitäten an menschlicher Störung einen Einfluss auf die Avifauna in zuvor ungestörten Lebensräumen haben können. Somit sind ungestörte, für den Menschen nicht zugängliche Flächen äusserst wichtig.

Quelle: Schweizerische Vogelwarte

Keywords:
Freizeitaktivitäten, Outdoor sport, Waldvögel, Avifauna

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Bötsch Y., Tablado Z., Jenni L. (2017): Experimental evidence of human recreational disturbance effects on bird-territory establishment. Proc. R. Soc. B Biol. Sci. 284. doi: 10.1098/rspb.2017.0846.

http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/284/1858/20170846

Kontaktadresse:
Schweizerische Vogelwarte
Seerose 1
CH-6204 Sempach

Yves.boetsch@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 00


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