16.5.2017: Forschung international

Eingeschleppte Pilzkrankheit bedroht die europäischen Salamander

Une maladie fongique introduite menace les salamandres européennes



Stegen G. et al.

Eine neue, aus Asien eingeschleppte Pilzkrankheit bedroht die europäischen Salamander. In den Niederlanden, in Belgien und in Deutschland hat der invasive Pilz in letzter Zeit zu einem Massensterben der Feuersalamander geführt. Nur kleine Bestände des schwarz-gelben Amphibiums überlebten die Invasion durch Batrachochytrium salamandrivorans. Der aggressive Pilz, der vermutlich über den Handel mit Amphibien nach Europa gelangte, befällt die Haut der Tiere, es bilden sich Hautnekrosen und die Tiere sterben innert kürzester Zeit.

Une nouvelle maladie fongique venant d’Asie menace les salamandres européennes. Aux Pays-Bas, en Belgique et en Allemagne, le champignon envahissant a récemment conduit à une extinction massive de la salamandre tachetée. Seules de petites populations de cet amphibien ont survécu à l'invasion par Batrachochytrium salamandrivorans. Ce champignon agressif, probablement arrivé en Europe par le commerce d’amphibiens, affecte la peau des animaux et forme des nécroses et les animaux meurent dans un délai très court.


Fang- und Wiederfang-Daten zeigen, dass nur 13 Prozent der erkrankten Salamander einen 10-Tage-Intervall überleben. Damit ist die Sterberate extrem hoch. Die Zahlen zeigen ebenfalls, dass sich im selben Zeitraum ein Drittel der gesunden Salamander mit der Pilzkrankheit anstecken. So ist zum Beispiel eine befallene Population innert weniger Wochen um mehr als 90 Prozent geschrumpft und dann erloschen. Infektionsexperimente zeigen auch, dass Salamander keine Resistenz gegen den Krankheitserreger aufbauen können. Zudem reicht bereits der Kontakt mit wenigen Pilzsporen für eine Ansteckung, die immer tödlich endet. Der Pilz verfügt über resistente Sporen, die sehr witterungsbeständig sind und lange in der Umwelt überdauern können.
Andere Amphibienarten wie etwa der Bergmolch reagieren weniger empfindlich auf Batrachochytrium salamandrivorans. Dies ist zwar gut für den Bergmolch, birgt jedoch eine weitere Gefahr: Robustere Arten können als Reservoire wirken. So bleibt der Pilz erhalten, auch wenn empfindliche Tiere wie der Feuersalamander schon lange weggestorben sind. Alle diese Faktoren machen es nahezu unmöglich, eine Salamander-Population im natürlichen Umfeld zu retten, wenn sie einmal befallen ist. Auch eine Wiederansiedlung wäre wenig erfolgsversprechend, da die Sporen lange in der Natur überdauern.
Breitet sich der Pilz in Europa weiter aus, wird er zu einer grossen Gefahr für die Diversität der europäischen Salamander. Viele von ihnen sind bereits jetzt gefährdet und stehen in vielen Ländern auf der Roten Liste. In der Schweiz wurde der aggressive Pilz aus Asien bisher nicht nachgewiesen. Gemäss den Forschenden muss alles daran gesetzt werden, dass dies so bleibt und sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet. Die Europäische Union hat ein Forschungsprojekt lanciert, um rasch wissenschaftliche Grundlagen für die Bekämpfung des Pilzes zu schaffen.
Träger der Pilzkrankheit können exotische Salamander und Molche sein. Diese werden oft als Haustiere gehalten und in grosser Zahl eingeführt: Zwischen 2001 und 2009 wurden zum Beispiel über zwei Millionen ostasiatische Feuerbauchmolche in die USA transportiert. Die Schweiz hat deshalb, wie die USA, im Jahr 2015 präventiv den Import von Salamandern und Molchen verboten. Im Falle von invasiven Krankheiten ist dies eine unumgängliche Massnahme, so die Forschenden, auch wenn Handelseinschränkungen unpopulär sind.

Quelle: Universität Zürich


Keywords:
Feuersalamander; Amphibien; Pilz; Krankheit; Neobiota

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Stegen et al. (2017): Drivers of Batrachochytrium salamandrivorans mediated salamander extirpation. Nature. DOI: 10.1038/nature22059
http://www.nature.com/nature/journal/v544/n7650/abs/nature22059.html

Kontaktadresse:
Dr. Benedikt Schmidt
Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
8057 Zürich

Benedikt.Schmidt@unine.ch
Tel: +41 (0)78 719 69 16


Zurück zur Liste