12.4.2017: Forschung CH

Fledermausvielfalt in Waldnaturschutzgebieten mit Bioakustik erfasst

Diversité des chauves-souris de réserves forestières détectée à l’aide de la bioacoustique



Deplazes et al.

In fünf Waldnaturschutzgebieten des Kantons Zug wurde die Artenvielfalt von Fledermäusen mit bioakustischen Methoden erhoben. Mindestens zwölf verschiedene Fledermausarten wurden aufgezeichnet, davon drei Waldzielarten und drei Erstnachweise für den Kanton Zug. Gebiete mit vielfältigen, lichten Waldgesellschaften mit viel Tot- und Altholz erwiesen sich als attraktive Lebensräume. Auenwälder, offene Gewässer und das Vorkommen von alten Eichen beeinflussten die Artenvielfalt und die Fledermausaktivität positiv. Aufgrund der Resultate wurde für jedes der fünf Waldnaturschutzgebiete eine Zielart definiert, für welche Vorschläge für Fördermassnahmen erarbeitet wurden.

La biodiversité des chauves-souris a été étudiée à l'aide de méthodes bioacoustiques dans cinq réserves naturelles forestières du canton de Zoug. Au moins douze espèces de chauve-souris différentes ont été enregistrées, dont trois espèces forestières cibles et trois nouvelles attestations pour le canton de Zoug. Les surfaces avec des communautés forestières diversifiées et claires, avec beaucoup de bois mort et de vieux arbres, se sont avérées être des milieux attrayants. Forêts alluviales, eaux libres et la présence de vieux chênes avaient une influence positive sur la biodiversité et l'activité des chauves-souris. Sur la base de ces résultats, une espèce cible a été définie pour chacune des cinq réserves forestières et des mesures de promotion ont été proposées.


In der Schweiz leben 30 Fledermausarten, wovon 80% den Wald als Lebensraum nutzen. Sämtliche 22 national prioritären Fledermausarten werden als Waldarten eingestuft, zwölf davon gelten als Waldzielarten, für welche spezifische Fördermassnahmen ergriffen werden sollen. Aufgrund der verborgenen Lebensweise der Fledermäuse ist oft nicht bekannt, welche Arten in welchem Wald vorkommen. Kenntnisse über die lokale Artenzusammensetzung bilden jedoch die Basis für Fördermassnahmen.
Neue bioakustische Methoden mit Ultraschallaufnahmegeräten erlauben seit wenigen Jahren grosse Fortschritte bei Nachweisen von Fledermausarten im Wald. Ziel der vorliegenden Untersuchung war, mit diesen neuen Methoden die Artenvielfalt von Fledermäusen in fünf Waldnaturschutzgebieten im Kanton Zug aufzunehmen, zu vergleichen und zu bewerten. Während 258 Aufnahmenächten wurden insgesamt 30’522 Durchflüge von mindestens zwölf Fledermausarten aufgezeichnet. 23.5% der Nachweise stammen von Arten der Roten Liste. Da bei einigen der nachgewiesenen Arten eine sichere Bestimmung aufgrund der Ultraschallrufe kaum möglich ist, wäre eine Bestätigung mit zusätzlichen Methoden notwendig.
Der Nachweis von mindestens einem Drittel der Waldzielarten in fünf Waldnaturschutzgebieten zeigt das Potenzial der vielfältig strukturierten Bestände in den untersuchten Gebieten. In diesen Waldnaturschutzgebieten werden schon heute spezifische Fördermassnahmen für Waldarten aktiv umgesetzt. Zwischen den einzelnen Waldnaturschutzgebieten gab es allerdings grosse Unterschiede in Bezug auf die Fledermausaktivität. Insbesondere diejenigen Gebiete mit vielfältigen, lichten Waldgesellschaften mit gut strukturierten Waldrändern, mit viel Tot- und Altholz (Biotopbäumen, Altholzinseln) erwiesen sich als attraktive Lebensräume. Auenwälder oder Feuchtwälder mit offenen Wasserflächen, langsam fliessenden Gewässern und vernässten Waldstandorten und das Vorkommen von alten Eichen beeinflussten die Artenvielfalt und die Fledermausaktivität ebenfalls positiv. Diese bieten den Fledermäusen dank einer Vielzahl an Insekten ein reichhaltiges Nahrungsangebot und geeignete Jagdgebiete. Dieser Befund entspricht den Forderungen gemäss dem aktuellen Konzept Artenförderung Fledermäuse.

Quelle: Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen

Keywords:
Fledermäuse; Wald; Naturschutz; Waldreservat; Bioakkustik

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Deplazes et al. (2016): Grosse Fledermausvielfalt in den Waldnaturschutzgebieten des Kantons Zug. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen 167, 278–285.

http://szf-jfs.org/doi/10.3188/szf.2016.0278?code=swis-site

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