28.2.2017: weitere Publikationen

Artenkenntnisse in der Schweiz: Bildungsangebote und Ausbildungsbedarf

Connaissance des espèces en Suisse: offres et besoins de formation



Christine Gubser

Der Bedarf an Artenkennerinnen und Artenkennern hat sich in den letzten Jahren kaum verändert, ja der Mangel an Artenspezialisten hat sich noch verstärkt. Insbesondere fehlen Personen, welche ihr Wissen in Projekten einsetzen möchten. Dies zeigt eine Analyse der sanu zu den Bildungsangeboten und zum Bedarf an Artenkenntnissen in der Schweiz. In einem Workshop wurden anschliessend an die Studie mit ausgewählten Arten-Experten Stossrichtungen für eine Verbesserung der aktuellen Situation formuliert.

Le besoin en spécialistes dans la connaissance des espèces n’a quasi pas changé ces dernières années; le manque de spécialistes s’est même plutôt accentué. En particulier manquent des personnes prêtes à mettre leurs connaissances au service de projets. C’est ce que montre une analyse par sanu des offres et besoins de formation en matière de connaissance des espèces en Suisse. Suite à cette étude, des experts du domaine de la connaissance en espèces ont formulé, lors d’un atelier, de grands axes pour améliorer la situation actuelle.


Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT veröffentlichte 2006 ein Positionspapier «Die Zukunft der Systematik in der Schweiz». Es stellte einen akuten Mangel an Artenspezialistinnen und -spezialisten und eine Abnahme des Ausbildungsangebotes in der Systematik fest. In den Jahren 2009 und 2012 machte die sanu future learning ag im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU Erhebungen zum damaligen Bildungsangebot im Bereich der Artenkenntnisse. In der Folge entstanden sowohl an Universitäten und Fachhochschulen als auch auf privater Basis einige neue Angebote. Die Koordination zwischen den Fachhochschulen wurde verstärkt.
Die Fachhochschulen Hepia und zhaw gelangten mit der Anfrage an sanu, die Analysen zu wiederholen als Basis für einen Workshop, an welchem mit Experten Massnahmen zur Förderung der Artenkenntnisse in den Folgejahren abgeleitet werden sollten. Die Analyse stützte sich für die Bewertung der Bildungsangebote und des Bedarfs auf das Kompetenzstufenmodell der Swiss Systematics Society. Es ergab sich folgendes Bild: Im Vergleich zu den Vorjahren dominieren dieselben «attraktiven» Organismengruppen (Gefässpflanzen, Vögel, Pilze) die Bildungsangebote. Insgesamt zeichnet sich jedoch eine Entwicklung zu mehr Angeboten ab. Allerdings ist ein kontinuierlicher Aufbau der persönlichen Kompentenzen anhand von Kursen und Mentoring von Stufe 1 (Sensibilisierung) bis Stufe 5 (Experte / Expertin) nur bei wenigen Organismengruppen möglich .
Die Verfügbarkeit von Spezialisten und Experten sowie von Nachwuchs ist insgesamt eher knapp, je nach Organismengruppen jedoch unterschiedlich. Für naturschutzfachlich relevante, häufig verwendete Organismengruppen wie beispielsweise Gefässpflanzen, ist Nachwuchs vorhanden, doch fehlt es an der Breite der Kenntnisse (d.h. Spezialisierung auf bestimmte Lebensräume) oder es besteht kein persönliches Interesse, sich zu vertiefen oder beruflich zu verpflichten. In weniger «attraktiven» oder weniger bekannten Organismengruppen wie beispielsweise den Moosen fehlen Artenspezialisten. Die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an Universitäten und Fachhochschulen sind jedoch vielversprechend, sodass sich interessierte Personen auch unbekannteren Organismengruppen annähern und sich z.B. über Diplom- oder Doktorarbeiten spezialisieren können.
Im Workshop zur Weiterentwicklung des Bildungsangebotes wurden mit den Experten folgende Stossrichtungen definiert: Nachwuchsföderung (Verstärkung tertiäre Ausbildung, niederschwellige Angebote für den Einstieg förden), Anreize schaffen (über Zertifizierung, Anforderungsraster für Monitoringprogramme und UVP), Wissen sichern (Aufbau eines Mentoren-Netzwerks, kontinuierliche Kompetenzkarriere ermöglichen). Ein entsprechender Massnahmenplan soll 2017 und in den Folgejahren umgesetzt werden.

Keywords:
Artenkenntnisse; Bildung; Kompetenzstufen; Experten;

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Gubser Christine (2016): Analyse der Bildungsangebote und des Bedarfs bezüglich
Artenkenntnissen in der Schweiz. sanu future learning ag. 19 Seiten


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Kontaktadresse:
Christine Gubser
Sanu future learning ag
General-Dufour-Strasse 18
2502 Biel

sanu@sanu.ch
Tel: +41 (0)32 322 14 33


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