28.2.2017: Forschung CH

Citizen Science: Daten zeigen Bestandesückgang der Erdkröte

Sciences participatives: les données montrent un recul des populations de crapaud commun



Silviu Petrovan, Benedikt Schmidt

Jedes Frühjahr helfen Freiwillige in der Schweiz über 160’000 Amphibien, Strassen zu überqueren. Forschende haben die Daten, die im Rahmen von solchen Freiwilligeneinsätzen in der Schweiz und in Grossbritannien seit den 1970er-Jahren erhoben wurden, zur Abschätzung der nationalen und regionalen Populationstrends verwendet. Sie mussten feststellen, dass die Zahl der Erdkröten seit den 1980er-Jahren kontinuierliche sinkt.

Des bénévoles aident chaque printemps plus de 160'000 amphibiens à traverser les routes. Des chercheurs ont utilisé les données prélevées depuis les années 1970 lors de telles actions de bénévoles en Suisse et en Grande-Bretagne pour estimer les tendances nationales et régionales des populations. Ils en concluent que le nombre de crapauds communs diminuent continuellement depuis les années 1980.


Die Situation verschärft sich nicht nur bei vielen bereits seltenen Arten – mittlerweile sind auch einst häufige Arten regional bedroht, und ihre Bestände gingen in den letzten Jahren stark zurück. Anhand der Daten von fast 300 Populationen der Erdkröte ( Bufo bufo) aus der Schweiz und Grossbritannien, die seit 1970 durch Freiwillige erhoben wurden, zeigten Forscher aus den beiden Ländern, dass die Bestände dieser häufigen Art seit mehreren Jahrzehnten stark zurückgeht. Die Rückgänge sind so stark, dass die Art nach den Richtlinien der IUCN beinahe als Rote Liste-Art eingestuft werden müsste. Und dies trotz den alljährlichen Arbeitseinsätzen während den Amphibienwanderung von unzähligen Freiwilligen. Der prozentuale Verlust pro Jahr liegt bei ein bis fünf Prozent. Die in der Schweiz erhobenen Daten zeigen zusätzlich, dass die Populationen des Grasfrosches (Rana temporaria), auch eine häufige Art, relativ stabil waren, doch seit 2003 werden ebenfalls Anzeichen von Bestandeseinbrüchen festgestellt.
Wegen der bei Amphibien üblichen jährlichen und regional unterschiedlichen Populationsschwankungen werden generelle Trends nur durch die Analyse von Langzeitdaten von vielen Populationen mess- und sichtbar. Die Gründe für den grossräumigen Rückgang sind indess unklar. Da häufige Arten insbesondere auch ausserhalb von Schutzgebieten in Räumen ohne spezifische Schutzmassnahmen vorkommen, ist es wahrscheinlich, dass die intensive Landnutzung zu einer langsamen aber stetigen Abnahme der Lebensraumqualität für Amphibien führt.
Die Studie zeigt zudem, dass die von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz Schweiz (karch) und Froglife koordinierten Unterstützungsmassnahmen bei der Amphibienwanderung, die von einer grosse Anzahl von engagierten Freiwilligen getragen wird, nicht nur dem Amphibienschutz im engeren Sinn dienen, sondern dass dabei auch wichtige Daten (sogenannte Citizen Science-Daten) für die Berechnung längerfristiger Bestandestrends aufgenommen und ausgewertet werden können.

Keywords:
Amphibien, Citizen Science, Populationen, Entwicklung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Petrovan, S. O., & Schmidt, B. R. (2016). Volunteer Conservation Action Data Reveals Large-Scale and Long-Term Negative Population Trends of a Widespread Amphibian, the Common Toad (Bufo bufo). PloS one, 11(10), e0161943.
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0161943

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Kontaktadresse:
Benedikt Schmidt
KARCH
Passage Maximilien-de-Meuron 6
2000 Neuchâtel

benedikt.schmidt@ieu.uzh.ch
Tel: +41 (0)32 718 36 12


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