28.2.2017: Forschung CH

Höhere Fischvielfalt, höherer Ertrag

La diversité des poissons comme gage de rendement



Alexander T.J., Vonlanthen P., Seehausen O.

Der Mensch beeinflusst die Evolution. Im Fall der Felchen in den Schweizer Seen führt dies dazu, dass spezialisierte Arten durch wenige Generalisten ersetzt werden. Weil die vorhandenen Ressourcen effizienter genutzt werden, wenn die Vielfalt gross ist, ist der Fischfangertrag relativ zur heutigen Produktivität eines Sees in denjenigen Seen höher, in denen die Vielfalt von Felchen noch gross ist.

L’homme exerce une influence sur l’évolution. Dans le cas des corégones des lacs suisses, cela entraîne une substitution des espèces spécialisées par quelques espèces généralistes. Comme les ressources disponibles sont mieux utilisées quand la diversité est grande, le rendement de la pêche est, au regard de la productivité actuelle d'un lac, plus élevé dans les lacs présentant encore une grande diversité de corégones.


Die britische Royal Society hat ein Themenheft publiziert über den Einfluss des Menschen auf die Evolution: «Human influences on evolution, and the ecological and societal consequences». Gleich die ersten zwei Artikel befassen sich mit Fischen: einer mit Anpassungen bei Fischen, die im verschmutzten Wasser leben, ein zweiter mit dem Einfluss der Eutrophierung in Seen namentlich auf die Fischvielfalt. Die Autoren zeigen darin auf, dass Eutrophierung die Primärproduktion erhöht und dadurch die ganze Nahrungskette verändert werden kann. Veränderungen der Produktivität wirken sich auf die physikalisch-chemischen Grössen aus, die ihrerseits, zum Beispiel über Selektionsprozesse, wieder Einfluss haben auf Fauna und Flora im See. Sie können aber auch die Bewohnbarkeit von Lebensräumen verändern und damit Unterschiede zwischen Arten in der Lebensweise oder im Verhalten verwischen, die zuvor zur ökologischen und genetischen Differenzierung von Arten beigetragen hatten. Die Eutrophierung führt damit häufig zu einem Verlust von ökologischer Spezialisierung sowie zu einer Homogenisierung der Arten und ihrer Anpassungen zwischen einzelnen Seen und zwischen verschiedenen Nischen im See.
Am Beispiel der Felchen verglichen die Forscher erstmals nicht nur die Folgen der Eutrophierung für die Vielfalt der Arten, sondern stellen die heutigen Fänge aus der Fischerei in ein Verhältnis zur verbliebenen funktionellen Vielfalt und den heute verfügbaren Nährstoffen. Die Bandbreite der funktionellen Vielfalt wurde über die Anzahl von Kiemenreusendornen gemessen: Fische mit wenigen Dornen auf den Kiemenbögen sind besser im Fressen von Nahrung aus den Sedimenten, können aber nicht effizient Plankton filtrieren. Bei Fischen mit vielen Kiemendornen ist es umgekehrt. Demnach ist der Fischfangertrag relativ zur heutigen Produktivität eines Sees in denjenigen Seen höher, in denen die Vielfalt von Felchen noch gross ist. Oder anders gesagt: In Seen wie dem Thuner- oder Vierwaldstättersee, die vor einer starken Eutrophierung verschont blieben, und die noch eine relativ vielfältige Felchengemeinschaft aufweisen, wird pro Phosphateinheit mehr Felchenbiomasse gefangen als etwa im Zuger- oder Genfersee. Die Forscher schliessen daraus auf eine effizientere Nutzung der vorhandenen Nahrungsreserven in diesen Seen.

Quelle: Eawag

Keywords:
Evolution, Evolution, Felchen, Gewässer, Eutrophierung, Homogenisierung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Alexander T.J., Vonlanthen P., Seehausen O. (2017): Does eutrophication-driven evolution change aquatic ecosystems? Phil. Trans. R. Soc. B 372: 20160041.
http://dx.doi.org/10.1098/rstb.2016.0041

Kontaktadresse:
Prof. Ole Seehausen
Eawag
Überlandstrasse 133
CH-8600 Dübendorf

ole.seehausen@eawag.ch
Tel: +41 (0)58 765 2121


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