8.12.2016: Forschung international

Einführungspfade von invasiven Arten

Les sentiers empruntés par les espèces invasives



Wolf-Christian Saul et al.

Eingeschleppte Arten sind weltweit zu einer Bedrohung für die biologische Vielfalt geworden. Massnahmen zur Verhinderung ihrer Einführung zu treffen ist schwierig, weil die Wege, auf denen die Pflanzen und Tiere zu uns gelangen, sehr unterschiedlich und meist nicht vollständig erfasst sind. Forschende haben nun zwei der wichtigsten Datenbanken zu invasiven Arten miteinander verknüpft und die enthaltenen Informationen ausgewertet. Dabei fanden sie heraus, dass die schädlichsten invasiven Arten besonders viele Pfade nutzen und häufig sowohl absichtlich als auch unabsichtlich eingeführt werden.

Les espèces introduites sont devenues une menace pour la biodiversité dans le monde entier. Il est très difficile de prendre des contre-mesures, car les voies empruntées par les plantes et les animaux sont très variables et généralement que partiellement connues. Les chercheurs ont maintenant interconnecté les deux bases de données les plus importantes sur les espèces envahissantes. Ils ont constaté que les espèces envahissantes les plus nuisibles utilisent de très nombreux chemins et qu’elles sont souvent introduites de façon volontaire en ce qui concerne les vertébrés et les plantes et de façon involontaire pour les autres organismes.


Invasive Arten können heimische Arten verdrängen oder Krankheiten einschleppen. Auch ökonomisch machen sich invasive Tier- und Pflanzenarten negativ bemerkbar: Die Schäden, die sie in der EU anrichten, werden auf mehr als zwölf Milliarden Euro jährlich geschätzt.
Wichtig für den Schutz vor gebietsfremden Arten ist es, die Wege zu kennen, auf denen sie in neue Gebiete gelangen – zum Beispiel an Schiffsrümpfen, in Koffern heimkehrender Touristen oder indem sie bewusst eingeführt werden, etwa als Zierpflanze. Informationen zu diesen sogenannten Einführungspfaden finden sich in zahlreichen Datenbanken, die überall auf der Welt geführt werden. Um diese verstreuten Informationen besser nutzbar zu machen, haben Forschende zwei wichtige Datenbanken (Global Invasive Species Database und European Invasive Alien Species Gateways) zu invasiven Arten hinsichtlich der darin enthaltenen Informationen zu den Einführungspfaden miteinander verknüpft und ausgewertet.
Die Forschenden konnten zeigen, dass der Einführungspfad «Entkommen aus Gefangenschaft oder Haltung» der wichtigste bei Pflanzen und Wirbeltieren ist. «Entkommen» meint zum Beispiel eingeschleppte Zierpflanzen, die aus einem eingehegten Bereich wie einem botanischen Garten «ausbrechen», indem ihre Samen nach aussen geweht werden, oder aus exotischen Regionen eingeführte Tiere, die der menschlichen Obhut entkommen und in die freie Natur gelangen. Für Wirbellose, Algen, Pilze und Mikroorganismen überwiegen die unabsichtlichen Pfade; so wandern beispielsweise Algen häufig an Schiffsrümpfen oder mit Ballastwasser ein.
Die Wissenschaftler analysierten auch, wie sich invasive Tier- und Pflanzenarten mit besonders starken negativen Auswirkungen von anderen eingewanderten Arten unterscheiden. Sie konnten feststellen, dass Arten mit besonders negativen Auswirkungen insgesamt über eine grössere Zahl von Pfaden eingeführt werden, und dabei häufiger sowohl absichtlich als auch unabsichtlich. Das heisst, diese Arten zu stoppen, ist eine besonders grosse Herausforderung.

Quelle: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Keywords:
Neobiota; Invasive Arten



Literatur:
Saul W.-C. et al. (2016): Assessing patterns in introduction pathways of alien species by linking major invasion data bases. Journal of Applied Ecology, DOI: 10.1111/1365-2664.12819.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12819/abstract?campaign=wolacceptedarticle

Kontaktadresse:
Dr. Wolf-Christian Saul
IGB & Freie Universität Berlin
Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie
AG Ecological Novelty
Königin-Luise-Str. 1-3
D-14195 Berlin
saul@igb-berlin.de


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