8.12.2016: Forschung CH
Ökologische Defizite bei Vernetzungsprojekten
Déficit écologique des projets de mise en réseau
Matthias Hertach
Können die definierten Ziel- und Leitarten mit Vernetzungsprojekten in der Landwirtschaft gefördert werden? Dies wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit in 11 Projekten im Schweizer Mittelland untersucht. Grundlage für diese Untersuchung sind Angaben aus den jeweiligen Projektberichten, die mit den Vorgaben der Direktzahlungsverordnung und kantonalen Richtlinien verglichen wurden. Bei der Mehrzahl der Projekte scheint die Förderung der ausgewählten Ziel- und Leitarten mit den realisierten Massnahmen unwahrscheinlich. Die Forscher empfehlen, aufgrund dieser Ergebnisse, eine vertiefte Evaluation des Instruments Vernetzungsprojekte durchzuführen.
Est-ce que les espèces cibles et indicatrices peuvent être promues par l’intermédiaire de projets de réseaux écologiques agricoles ? Dans le cadre d’un travail de bachelor, 11 projets du Plateau suisse ont été étudiés. Les données utilisées dans cette étude proviennent des différents rapports des projets et ont été comparées aux objectifs de l’ordonnance des paiements directs et des directives cantonales. Pour la majorité des projets, la promotion des espèces cibles et indicatrices sélectionnées est peu probable à l’aide des mesures réalisées. Les chercheurs conseillent, vu les résultats, de procéder à une évaluation approfondie de l’instrument projet de mise en réseau.
Um den stetigen Verlust der Artenvielfalt im Landwirtschaftsgebiet aufzuhalten und bedrohte Arten zu fördern, hat der Bund verschiedene agrarpolitische Instrumente geschaffen. Eines dieser Instrumente sind Vernetzungsprojekte. Damit soll die regionaltypische Vielfalt an Pflanzen und Tieren gezielt gefördert werden. In Vernetzungsprojekten sollen Biodiversitätsförderflächen räumlich so platziert und bewirtschaftet werden, dass Arten, für welche die Landwirtschaft eine hohe Verantwortung hat, wieder günstige Lebensbedingungen finden und sich besser ausbreiten können.
Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde überprüft, ob das Instrument «Vernetzungsprojekt» tatsächlich einen wirksamen Beitrag zur Förderung von ausgewählten Ziel- und Leitarten leistet. Es wurden 11 Vernetzungsprojekte im Mittelland aus 4 verschiedenen Kantonen geprüft. Dabei wurden nur Projekte ausgewählt, welche die erste Vernetzungsphase von sechs Jahren abgeschlossen hatten. Die Untersuchungsstichprobe ist klein und nicht repräsentativ. Als Grundlage für die Bewertung dienten die Angaben aus den jeweiligen Projektberichten. Mittels eines Punktesystems (Skala 1-5) wurde bewertet, wie gut die Projekte die Vorgaben der Direktzahlungsverordnung DZV und der kantonalen Richtlinien erfüllten. Zudem wurde die Plausibilität der formulierten Flächenziele für die Fördermassnahmen mit relevanten Literaturangaben verglichen. Die Bewertung einzelner Fragen wurde stark erschwert, weil die Daten in den Projektberichten in vielen Fällen zu wenig detailliert und zu wenig differenziert waren.
Trotz der dünnen Datengrundlage zeigt die Arbeit klare Defizite in einzelnen Bereichen der Vernetzungsprojekte auf. Viele Defizite erklären sich aus den unkonkret formulierten Vorgaben der DZV und der entsprechenden Richtlinien der Kantone. Die Analyse der Projekte offenbarte auch, dass die Konzepte vieler Projekte, aber auch die Umsetzung und Zielerreichung in einigen Kantonen, unbefriedigend begleitet und kontrolliert werden. Ernüchternd ist, dass bei einer Mehrheit der untersuchten Vernetzungsprojekte (8 von 11 untersuchten Projekten) eine Förderung der ausgewählten Ziel- und Leitarten mit den realisierten Massnahmen wenig wahrscheinlich oder sogar unrealistisch ist.
Quelle: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW
Keywords:
Landwirtschaft, Artenvielfalt, Handlungsempfehlungen, Vernetzungsprojekte, Zielarten
Art der Publikation:
Bachelorarbeit
Literatur:
Hertach M. (2015): Evaluation der Umsetzung von Vernetzungsprojekten in den Kantonen Bern, Freiburg, Schaffhausen, Zürich. Bachelorarbeit, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Wädenswil
Kontaktadresse:
Schweizerische Vogelwarte
Markus Jenny
Seerose 1
CH-6204 Sempach
markus.jenny@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)44 954 05 35
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