28.7.2016: Forschung international

Neuentdeckte europäische Schlange steht vor dem Aussterben

Un nouveau serpent européen se trouve déjà en voie d’extinction



Samuele Ghielmi et al.

Wissenschaftler haben in den westlichen italienischen Alpen eine bisher unbekannte Vipern-Art entdeckt. Die Schlange ist jedoch vom Aussterben bedroht.

Des scientifiques ont découvert une nouvelle espèce de vipère dans l’ouest des Alpes italiennes. Le serpent est cependant menacé d’extinction.


Die Spezies mit dem Namen Vipera walser kommt im Piemont, Italien, vor. Das Verbreitungsgebiet der Schlange ist sehr klein, und die Anforderungen an ihren Lebensraum sind sehr spezifisch. Die Art bewohnt bevorzugt offene, von Felsen durchzogene Flächen und scheint Waldgebiete zu meiden. Deshalb profitierte die Vipera walser wohl von der Ausdehnung von Weiden und Heidelandschaften, wie sie in den Alpen bis ins 19. Jahrhundert stattgefunden hat.
Der Rückgang der Viehhaltung auf Naturweiden in den letzten 100 Jahren und die damit verbundene Zunahme von Waldflächen im Alpenraum gefährden heute jedoch den Lebensraum der Viper. Diese Entwicklung bedeutet für die neuentdeckte Art eine unmittelbare Bedrohung, so die Forscher, wobei auch Trophäenjäger und Sammler ein Problem darstellen. Die Wissenschaftler empfehlen deshalb, die Vipera walser als gefährdete Art einzustufen.
Dass die neue Art in der piemontesischen Bergregion entdeckt wurde, ist kein Zufall. Zum einen leben dort Kreuzottern (Vipera berus), die geografisch von den Populationen im übrigen Europa isoliert sind. Zum anderen hatten Forscher vor rund zehn Jahren beobachtet, dass in den Westalpen der Lebensraum der Schlangen mit dem einer eierlegenden Eidechsenart (Zootoca carniolica) übereinstimmt, und nicht mit dem der lebendgebärenden Waldeidechse (Zootoca vivipara), welche in weiten Teilen Europas die wichtigsten Beutetiere darstellen. Das liess die Forscher vermuten, dass in den westlichen Alpen kleine und räumlich isolierte Kreuzotter-Gemeinschaften vorkommen könnten, die sich von anderen Populationen unterscheiden.
Aufgrund morphologischer und genetischer Untersuchungen konnten die Forscher feststellen, dass es sich bei der Vipera walser um eine Art handelt, die sich sowohl von der Kreuzotter als auch von anderen Vipern in Westeuropa genetisch deutlich unterscheidet. Im Aussehen ist sie der Kreuzotter jedoch sehr ähnlich, lässt sich aber in vielen Fällen anhand der Anzahl Schuppen am Kopfschild und um die Augen erkennen.

Detaillierte Untersuchungen zu den genauen Anforderungen an den Lebensraum sollen nun zeigen, wie historische und gegenwärtige Veränderungen der Landnutzung die Art tangieren haben, und wie diese so gestaltet werden könnte, dass die neuentdeckte Spezies geschützt werden kann.

Quelle: Universiät Basel

Keywords:
Schlange; Alpen; Biogeografie

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Ghielmi S. et al. (2016): A new vertebrate for Europe: the discovery of a range-restricted relict viper in the western Italian Alps. Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research. doi: 10.1111/jzs.12138
https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Neuentdeckte-europaeische-Schlange-steht-vor-dem-Aussterben.html&pk_campaign=uninews&pk_kwd=20160714

Kontaktadresse:
Dr. Sylvain Ursenbacher
Departement Umweltwissenschaften
Universität Basel
St. Johanns-Vorstadt 10
CH-4056 Basel

s.ursenbacher@unibas.ch
Tel: +41 (0)61 267 08 58


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