26.7.2016: Aufgegriffen
Grosse Defizite beim biologischen Zustand der Schweizer Fliessgewässer
Gros déficits dans l’état biologique des cours d’eau suisses
Manuel Kunz et al.
Die Resultate der nationalen Beobachtung der Oberflächengewässer ergeben ein unterschiedliches Bild vom Zustand der Fliessgewässer: Die Belastung mit Phosphor und Nitrat hat abgenommen, diejenige durch Mikroverunreinigungen jedoch wächst, und der biologische Zustand weist teilweise erhebliche Defizite auf. Diese Befunde bestätigen, dass im Hinblick auf die Wiederherstellung und Erhaltung der Gewässerqualität grosser Handlungsbedarf besteht.
Les premiers résultats de l’Observation nationale de la qualité des eaux de surface dressent un tableau contrasté de l'état des cours d'eau: la charge de phosphore et de nitrate s'est réduite, mais celle due aux micropolluants s'accroît, et l'état biologique est parfois sérieusement déficitaire. Ces résultats confirment que de nombreuses mesures sont à prendre pour rétablir et maintenir la qualité des eaux.
Dank dem Bau von Abwasserreinigungsanlagen hat sich die Wasserqualität seit den 1980er-Jahren erheblich verbessert. Es gelangen deutlich weniger Nitrat und insbesondere Phosphor in die Gewässer. Die Belastung in kleinen und mittelgrossen Fliessgewässern, in die grosse Mengen gereinigtes Abwasser eingeleitet werden oder zahlreiche Nährstoffe aus der Landwirtschaft gelangen, ist aber noch immer zu hoch.
Die Mikroverunreinigungen stellen ein Problem für die Wasserqualität dar. 2012 wurden in einer systematischen Untersuchung an fünf für das Mittelland repräsentativen mittelgrossen Fliessgewässern über 230 verschiedene Mikroverunreinigungen nachgewiesen. Die teilweise hohen Konzentrationen sind für den Menschen ungefährlich. Sie deuten aber auf eine Mitverantwortung für die Defizite in der Artenvielfalt hin, die in den Gewässern festgestellt wurden.
Um die Qualität von Gewässern als Lebensräume zu messen, wurden vier Kategorien von Lebewesen untersucht. Aufgrund der Zusammensetzung und Dichte an Wirbellosen und Wasserpflanzen wurde der biologische Zustand an zwei Dritteln der Messstandorte als gut bis sehr gut bewertet. Die Qualität des Gewässerökosystems ist also an mindestens 30 Prozent der betrachteten Messstandorte erheblich beeinträchtigt. Für die Fische sind die Befunde noch schlechter: Nur an einem Drittel der Messstellen war die Qualität des Gewässers gut bis sehr gut, zwei Drittel waren beeinträchtigt.
Die Resultate bestätigen, dass Handlungsbedarf besteht, um sowohl den Zustand der Fliessgewässer als auch ihre Widerstandskraft – vor allem mit Blick auf den Klimawandel und seine negativen Folgen für die aquatischen Ökosysteme – zu verbessern. Nur in einem guten Zustand können die Gewässer alle ihre Funktionen erfüllen, sei es als Trinkwasserlieferanten, als Naherholungsgebiete für die Bevölkerung oder als Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Besondere Aufmerksamkeit muss dabei den kleinen Fliessgewässern gewidmet werden. Sie machen 75% des Gewässernetzes aus und sind wichtig für die Biodiversität.
Umfangreiche Arbeiten zur Verringerung der Mikroverunreinigungen und zur Renaturierung der Gewässer wurden bereits in Angriff genommen. Zur Minderung der Mikroverunreinigungen hat das Parlament grünes Licht gegeben für die Aufrüstung ausgewählter Abwasserreinigungsanlagen. Sie sollen eine zusätzliche Reinigungsstufe für die Elimination von Spurenstoffen im Abwasser erhalten. Um Mikroverunreinigungen aus der Landwirtschaft zu verhindern, müssen Massnahmen an der Quelle getroffen werden.
Parallel zur Verringerung der Schadstoffeinträge müssen die Gewässer zudem naturnäher werden. Gemäss Gewässerschutzgesetz müssen die Kantone mit Unterstützung des Bundes bis Ende dieses Jahrhunderts 4000 der insgesamt 15’000 Kilometer Fliessgewässer, die einen schlechten Zustand aufweisen, revitalisieren. Zudem müssen bis 2030 die negativen Folgen der Wasserkraftnutzung (z. B. Fischwanderhindernisse oder künstliche Abflussschwankungen) beseitigt werden. Weitere Massnahmen wie etwa die Ausscheidung des Gewässerräumen läuft bereits.
Quelle: BAFU
Keywords:
Wasserqualität, Mikroverunreinigungen, Gewässerökosystem, Klimawandel, Revitalisierung
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Kunz M., Schindler Wildhaber Y., Dietzel A. (2016): Zustand der Schweizer Fliessgewässer. Ergebnisse der Nationalen Beobachtung Oberflächengewässerqualität (NAWA) 20112014. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. 1620: 87 S.
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Kontaktadresse:
Stephan Müller
Leiter der Abteilung Wasser
Bundesamt für Umwelt BAFU
CH-3003 Bern
stephan.mueller@bafu.admin.ch
Tel: ++41 (0)79 596 13 65
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