14.6.2016: Forschung CH
Vernetzte Kreuzkröten
Des crapauds calamites en réseau
Manuel Frei et al.
In landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen liegen die Vorkommen bedrohter Arten wie die der Kreuzkröte oft weit auseinander und scheinen isoliert zu sein. Anhand von Informationen über die Bewegungsmuster der Tiere (genetische und telemetrische Daten) sowie langjähriger Monitoringdaten der Populationen wurden der Einfluss von Landschaftselementen auf das Wanderverhalten und die Vernetzung der Kreuzkrötenvorkommen im Schweizer Mittelland untersucht. Keines der untersuchten Vorkommen ist genetisch isoliert, die Kreuzkröten wandern regelmässig und legen dabei weite Strecken zurück (bis zu 4 km). Nur Siedlungsflächen und Distanzen von über 2,5 Kilometer beeinflussen den genetischen Austausch tendenziell negativ. Für die langfristige Erhaltung der Kreuzkröte ist es wichtig, die grossen Teilpopulationen zu erhalten, die Landschaft für wandernde Kröten durchlässig zu halten und genügend Laichgewässer anzubieten.
Dans les régions à agriculture intensive, les zones de présence d’espèces menacées comme le crapaud calamite se trouvent souvent éloignées les unes des autres et se retrouvent isolées. A l’aide d’informations sur les mouvements des animaux (données génétiques et télémétriques) et du monitoring des populations sur de nombreuses années, des chercheurs ont étudié l’influence d’éléments paysagers sur le comportement de migration et l’interconnexion des crapauds accoucheurs sur le Plateau suisse. Aucune des populations étudiées n’était isolée génétiquement. Les crapauds accoucheurs migrent régulièrement et peuvent parcourir de longues distances (jusqu’à 4 km). Seules les surfaces bâties et des distances de plus de 2,5 km tendent à influencer négativement l’échange génétique. Pour la conservation à long terme du crapaud accoucheur, il est important de garder des grandes sous-populations , de maintenir des paysages perméables pour les crapauds et d'offrir suffisamment de plans d'eau propice au frai.
Um wirkungsvolle Massnahmen für den Schutz und die Förderung von gefährdeten Arten ausarbeiten und umsetzen zu können, ist es essentiell zu wissen, wie sich Landschaftselemente auf das Wanderverhalten einzelner Individuen und damit auf die Vernetzung potenziell isolierter Populationen auswirken. Das gilt im besonderen Masse für intensiv bewirtschaftete Landwirtschaftsflächen, in denen oft nur noch einzelne, scheinbar voneinander isolierte Populationen vorkommen.
In dieser Studie untersuchten die Forschenden das Bewegungsmuster und die genetische Struktur von Kreuzkröten (Epidalea calamita) im landwirtschaftlich intensiv genutzten oberen Suhrental im Schweizer Mittelland. Das Wanderverhalten und die Vernetzung wurden anhand von molekularen Markern und telemetrischen Daten analysiert. Zusätzlich dienten die im Rahmen des langfristigen Amphibienmonitorings im Kanton Aargau erhobenen Populationsdaten als Grundlage für die Veränderungen der Populationsgrössen in den untersuchten Vorkommen.
Insgesamt konnten 19 Wanderereignisse aufgedeckt werden: 11 durch genetische Assignment-Tests, sechs durch zufällig mehrfach genetisch beprobte Individuen und zwei durch telemetrierte Kreuzkröten. Keines der untersuchten Vorkommen war genetisch isoliert. Bei Distanzen von über 2,5 km zwischen zwei Vorkommen nimmt die genetische Differenzierung jedoch zu. Nebst der geografischen Distanz scheinen auch Siedlungsflächen einen tendenziell negativen Einfluss auf die Vernetzung der Kreuzkrötenvorkommen zu haben. Eine Netzwerkanalyse ergab, dass die beiden grössten Vorkommen als Quellen dienen. Damit wird die Vermutung bestätigt, wonach die Populationsgrösse ein wichtiger Faktor für das Wanderverhalten ist.
Gemäss den Resultaten bilden die Kreuzkröten im oberen Suhrental eine zusammenhängende, gut vernetzte Population. Für den langfristigen Erhalt dieser Population müssen einerseits die grossen Teilpopulationen erhalten bleiben, da diese als Quellen dienen. Andererseits muss sichergestellt werden, dass die intensiv bewirtschaftete Ebene des Suhrentals durchlässig bleibt für wandernde Kreuzkröten und genügend Laichgewässer vorhanden sind.
Quelle: WSL
Keywords:
Landschaftsgenetik, Genetische Struktur, Telemetrie, Vernetzung, Amphibienschutz
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Frei M. et al. (2016): Combining landscape genetics, radio-tracking and long-term monitoring to derive management implications for Natterjack toads (Epidalea calamita) in agricultural landscapes. Journal for Nature Conservation 32: 22-34.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1617138116300231
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Kontaktadresse:
PD Dr. Janine Bolliger, Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf
janine.bolliger@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 23 93
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