13.6.2016: Forschung international
Dramatischer Rückgang von Amphibien in einem afrikanischen Biodiversitätshotspot
Fort recul chez les amphibiens d’un hotspot africain de la biodiversité
Mareike Hirschfeld et al.
Forschende haben einen dramatischen Rückgang von Amphibien aus einem der artenreichsten Lebensräume Afrikas festgestellt, den Vulkanbergen im Westen Kameruns. Der Rückgang vieler Arten ist mit dem erstmaligen Auftreten des Chytrid-Pilzes korreliert.
Des chercheurs ont constaté un recul dramatique des amphibiens dans un des milieux africains les plus riches en espèces, les montagnes volcaniques de l’Ouest du Cameroun. Le recul de nombreuses espèces est en lien avec la première apparition du champignon chytride.
Zerstörung der Lebensräume, Umweltverschmutzung und Krankheiten: Amphibien gelten als die am stärksten vom Artensterben bedrohte Tiergruppe der Welt. Besonders dramatische Rückgänge wurden in den letzten Jahrzehnten in Mittel- und Südamerika und im Nordosten Australiens registriert, wofür besonders der Chytrid-Pilz mitverantwortlich war. Obwohl manche Forscher annehmen, dass dieser Pilz aus Afrika stammt, wurde bislang von dort kein grossflächiger Rückgang der Amphibienbestände gemeldet. Forscher des Museums für Naturkunde Berlin berichten nun erstmalig von einem dramatischen Rückgang von Amphibien aus einem der artenreichsten Lebensräume Afrikas, den Vulkanbergen im Westen Kameruns.
Die Vulkanberge im westlichen Kamerun gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde. Viele Arten, auch viele Amphibien, leben nur hier und sind oftmals auf wenige Quadratkilometer der Bergwälder oder Montansavannen einzelner Berggipfel beschränkt. Mit über 100, teilweise noch wissenschaftlich unbeschriebenen Froscharten, ist der Mount Manengouba besonders vielfältig. Forschende vom Museum für Naturkunde in Berlin untersuchen hier seit 2004 die Amphibienfauna. Im Wissenschaftsjournal PLoS ONE berichten sie nun von einem dramatischen Einbruch der Amphibienbestände. Da die Berliner Forscher und ihre Kollegen aus Kamerun, den USA und England regelmässig die Amphibienbestände an diesem Berg und am Mount Oku verfolgten, konnten sie den Zeitpunkt des Amphibienschwundes exakt bestimmen: Ab dem Jahr 2011 waren einige Froscharten am Manengouba plötzlich extrem selten, andere konnten überhaupt nicht mehr gefunden werden, und dies, obwohl manche dieser Arten in früheren Jahren, sogar in gestörten Lebensräume, extrem häufig anzutreffen waren. Anhand der Analyse von Hautabstrichen der im Freiland gefundenen und von früher gesammelten, in Naturkundemuseen deponierten Fröschen, konnten die Forscher belegen, dass der Rückgang vieler Arten mit dem erstmaligen Auftreten des Chytrid-Pilzes Hand in Hand ging. Andere Bedrohungsfaktoren (z.B. der Verlust von Wäldern, Einsatz von Chemikalien) war weniger ausschlaggebend.
Interessanterweise waren aber nicht alle Froscharten gleichermassen betroffen. Während einige Arten nun sehr selten wurden oder gar verschwunden sind, blieben andere mehr oder weniger gleich häufig, wenige wurden sogar häufiger. Die Forscher vermuten, dass die Überlebenden von artspezifisch unterschiedlichen, von den Fröschen produzierten Substanzen auf der Haut geschützt waren, wie dies auch von einigen anderen Arten schon bekannt ist. Um das Überleben der Verlierer langfristig zu gewährleisten, fordern die Forscher den konsequenten Schutz der wenigen, verbliebenen natürlichen Lebensräumen auf den Kamerunbergen und regen an, die besonders gefährdeten und seltenen Arten zunächst über Zuchten in Gefangenschaft zu erhalten, um sie evtl. später wieder in ihren ursprüngliche Lebensräumen ansiedeln zu können.
Quelle: Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung
Keywords:
Chytrid-Pilz, Amphibien, Krankheiten, Hotspot; Gefährdung
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Hirschfeld M., Blackburn D.C., Doherty-Bone T.M., Gonwouo L.N., Ghose S., Rödel M.-O. (2016): Dramatic Declines of Montane Frogs in a Central African Biodiversity Hotspot. PLoS ONE 11(5): e0155129. doi:10.1371/journal.pone.0155129
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0155129
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Kontaktadresse:
Mareike Hirschfeld
Museum für Naturkunde
Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung
Invalidenstraße 43
D-10115 Berlin
mareike.hirschfeld@mfn-berlin.de
Tel: +49 (0)30 2093 70369
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