13.6.2016: Forschung CH

Fragmentierung von Wiesen beeinflusst Organismengruppen unterschiedlich

La fragmentation des prairies influence inégalement les groupes d’organismes



Brigitte Braschler, Bruno Baur

Oft werden Einflüsse von Lebensraumveränderungen auf die Biodiversität anhand von kurzfristigen Untersuchungen an nur einer Organismengruppe beurteilt. In einem Feldexperiment wurden die Auswirkungen einer kleinräumigen Zerschneidung von Magerrasen auf die Diversität verschiedener Wirbellosengruppen nach sieben Jahren Fragmentierung untersucht. Dabei zeigte sich, dass die verschiedenen Gruppen sehr unterschiedlich reagierten.

L’influence des changements de milieux sur la biodiversité sont souvent jugés à l’aide d’études à court terme d’un seul groupe d’organisme. Dans une expérience de terrain, des chercheurs ont étudié les effets d’un morcellement de prairies maigres en petits espaces sur la diversité de différents groupes d’invertébrés après sept ans. Il en ressort que les différents groupes réagissent très inégalement.


Lebensraumzerschneidung hat grosse Auswirkungen auf die Biodiversität. Welchen Einfluss diese Form der Lebensraumveränderung auf eine Art hat, hängt von deren Ansprüchen und Eigenschaften ab, aber auch von der Zeitspanne seit der Fragmentierung. Veränderungen des Artenreichtums zeigen sich deshalb oft erst verzögert.
Um ein umfassenderes Verständnis der Auswirkungen kleinräumiger Lebensraumzerschneidung auf die Biodiversität von Wirbelosen zu erhalten, haben Forschende Magerwiesen durch regelmässiges Mähen während sieben Jahren im Nordwestschweizer Jura fragmentiert. Es wurden dabei je 12 Fragmente von 1.5 m x 1.5 m und 12 Fragmente von 4.5 m x 4.5 m geschaffen. Parallel dazu wurden entsprechende Kontrollflächen in ungemähten Teilen der Weiden markiert. Die Diversität verschiedener Gruppen von Wirbellosen (Ameisen, Asseln, Grillen, Kurzflügelkäfer, Laufkäfer, Schnecken, Spinnen) wurde nach sieben Jahren Fragmentierung mittels Bodenfallen erfasst.
Die Artendichte und Häufigkeit von Spinnen war in den Fragmenten stark reduziert; Asseln und Grillen reagierten allerdings positiv auf die experimentelle Fragmentierung. Die Artenzusammensetzung in den Fragmenten war für einige der untersuchten Gruppen gegenüber den Kontrollflächen verändert. Arten, die in den Kontrollflächen häufig vorhanden waren, wurden von der Fragmentierung stärker beeinflusst, während Arten mit grosser Körpergrösse in Fragmenten häufiger vorkamen. Es wurden keine Auswirkungen der Fragmentierung auf die Diversität von Ameisen beobachtet. Allerdings war die Ameisendiversität durch veränderte Umweltfaktoren im Randbereich der Fragmente beeinflusst. Als besonders langsam reagierende Gruppe dürften die Ameisen längerfristig ebenfalls von der Fragmentierung betroffen sein.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass es wichtig ist, die potenziellen Auswirkungen von Umweltveränderungen anhand verschiedener Organismengruppen zu beurteilen. Da der Artenreichtum oft nur mit grosser Verzögerung auf Umweltveränderungen reagiert, ist ein Monitoring über längere Zeiträume sinnvoll. Veränderungen in der Häufigkeit von einzelnen Arten in Verbindung mit Lebensraumpräferenzen und der Morphologie der Individuen ermöglichen ein frühzeitiges Abschätzen von Langzeitfolgen.

Quelle: Universität Basel

Keywords:
Arthropoden, Fragmentierung, Landschaftswandel, Lebensraumzerschneidung, Schnecken

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Braschler B., Baur B. (2016): Diverse Effects of a Seven-Year Experimental Grassland Fragmentation on Major Invertebrate Groups. Plos One 11(2): e0149567. doi:10.1371/journal.pone.0149567
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0149567

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Kontaktadresse:
Brigitte Braschler, Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz, Naturschutzbiologie, Departement Umweltwissenschaften, Universität Basel, St. Johanns-Vorstadt 10, CH-4056 Basel
brigitte.braschler@unibas.ch
Tel: +41 (0)61 267 08 56


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