9.5.2016: Aufgegriffen
Wildbienen – neues Faktenblatt fasst praxisrelevante Forschungsergebnisse zusammen
Abeilles sauvages: une nouvelle feuille d’information rassemble les résultats scientifiques pertinents pour la pratique
Lukas Pfiffner, Andreas Müller
Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Wildbienen und andere Wildbestäuber bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen eine entscheidende Rolle spielen. Ihre Häufigkeit und Vielfalt hat in den letzten Jahrzehnten durch den Verlust von Nahrungs- und Nistressourcen jedoch dramatisch abgenommen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Nachhaltige Landwirtschaftsmethoden wie der biologische Landbau tragen nachweislich zur Erhaltung der Wildbienen bei.
Des études actuelles montrent que les abeilles sauvages et d’autres insectes jouent un rôle déterminant dans la pollinisation des plantes sauvages et cultivées. Au cours des dernières décennies, la présence et la diversité de ces espèces a considérablement diminué du fait de la dégradation de leurs ressources alimentaires et de leurs habitats de nidification. Les conséquences sont également visibles sur l’agriculture. Il est prouvé que les systèmes de production agro-écologique durable comme l’agriculture biologique contribuent à préserver les abeilles sauvages.
Rund 80 Prozent der Kulturpflanzen sind auf Bestäuber angewiesen. Der wirtschaftliche Wert ihrer Tätigkeit wird weltweit auf 153 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Etwa 80 Prozent davon wurden bisher den Honigbienen zugeschrieben. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass diese bei der Bestäubung von Kulturen eher eine untergeordnete Rolle spielen. Dies umso mehr, als in den vergangenen Jahren ihre Bedeutung in vielen Regionen durch den starken Rückgang der Imkerei und das Honigbienensterben deutlich abgenommen hat. Aber auch die Wildbienen sind stark rückläufig. Heute sind in Mitteleuropa je nach Land und Region zwischen 25 % und 68 % der Wildbienenarten gefährdet.
Im Rahmen der Intensivierung der Landwirtschaft wurden in den letzten fünfzig Jahren viele blüten- und kleinstrukturreiche Lebensräume zerstört. Die heutige Agrarlandschaft ist vielerorts blütenarm und ausgeräumt. Das geringe Angebot an Nahrungs- und Nistressourcen und die Verinselung blüten- und kleinstrukturreicher Flächen hat auch zu einem starken Rückgang der Häufigkeit und der Artenvielfalt der Wildbienen geführt.
Die verbreitete Anwendung teils systemisch wirkender Insektizide führt zudem dazu, dass Bienen, Schwebfliegen, Käfer und viele andere Blütenbesucher direkt abgetötet werden oder subletal im Verhalten, der Fortpflanzung und der Gehirnentwicklung negativ beeinflusst werden. Insbesondere bei Bienen liegen neueste Daten vor, die aufzeigen, dass sogar die Immunabwehr durch Pestizide gestört werden kann.
Um den Rückgang der Wildbienenbestände zu stoppen, braucht es blühende Landschaften, in denen – zusätzlich zu den bekannten Biodiversitätsförderflächen – massgeschneiderte, bestäuberfördernde Blühflächen eingerichtet werden. Im Vordergrund stehen die Erhaltung blüten- und kleinstrukturreicher Lebensräume, eine enge Nachbarschaft von Nahrungs- und Nistressourcen und ein kontinuierliches Blütenangebot vom frühen Frühling bis in den Spätsommer. Jede Massnahme zur Erhöhung der Menge, Vielfalt und Verteilung von Blütenpflanzen und gut besonnten Kleinstrukturen erhöht die Artenvielfalt und die Populationsgrössen der Wildbienen. Dies führt schliesslich zu einer verbesserten Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen.
Eine weitere Fördermassnahme ist die Beschränkung auf Pflanzenschutzmittel, die keine oder nur mässige Nebenwirkungen auf Nicht-Zielorganismen wie Insekten, andere Kleintiere und Wirbeltiere haben. Dies erfolgt am besten durch eine vielfältige Landnutzung kombiniert mit schonenden Anbauformen wie Low-Input, Bio-Ackerbau und Verzicht auf chemische Hilfsstoffe. Mit der Förderung der Wildbienen, dem Schutz der Honigbiene und der Förderung landwirtschaftlicher Nützlinge werden beträchtliche Synergien erzielt. Der biologischer Landbau ist als Gesamtsystem besonders vorteilhaft für die Erhaltung und Förderung der Wildbienen.
Quelle: FiBL
Keywords:
Wildbienen, nachhaltige Landwirtschaft, biologischer Landbau, Ökosystemleistungen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Pfiffner L., Müller A. (2016): Wildbienen und Bestäubung. Faktenblatt FiBL: 1-8. Herausgeber: Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick. 2. Auflage
Pfiffner L., Müller A. (2016): Abeilles sauvages et pollinisation. Dossier FiBL: 1-8. Editeur: Institut de recherche de lagriculture biologique, Frick. 2ème Edition.
https://shop.fibl.org/de/artikel/c/artenvielfalt/p/1633-wildbienen.html
https://shop.fibl.org/de/artikel/c/artenvielfalt/p/1646-abeilles-sauvages.html
Kontaktadresse:
Dr. Lukas Pfiffner
Research Institute of Organic Agriculture (FiBL)
Department Crop Sciences
Head of Agroecology and Biodiversity
Ackerstrasse 113, Box 219
CH-5070 Frick
lukas.pfiffner@fibl.org
Tel: +41 (0)62 865 72 46
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