8.3.2016: weitere Publikationen

Energie aus Landschaftspflegegrün

L’énergie des déchets verts de l’entretien des paysages



Georg Müller, Rolf Holderegger und Matthias Bürgi

Welches Energiepotenzial bietet die krautige Biomasse, die beim Biotop- und Grünflächenunterhalt anfällt? Dieser Frage sind Forscher am Beispiel des Kantons Zürich nachgegangen. Die Resultate wurden für die ganze Schweiz hochgerechnet. Unter der Voraussetzung, dass keine sinnvolle Verwertung, beispielsweise als Einstreumaterial in der Landwirtschaft, konkurrenziert werden soll, könnte aus Landschaftspflegegrün rund 1.75% des Biogasbedarfs gemäss Energiestrategie 2050 produziert werden. Das grösste zusätzliche Potenzial liegt im Verkehrsbegleitgrün.

Quel est le potentiel énergétique de la biomasse de plantes provenant de l’entretien des biotopes et des surfaces vertes? Des chercheurs ont examiné la question à travers l’exemple du canton de Zurich. Les résultats ont été extrapolés pour la Suisse entière. A condition qu’aucune utilisation pertinente ne soit concurencée, litière dans l’agriculture p. ex., les déchets verts provenant de l’entretien des paysages pourraient couvrir près de 1.75% de la demande en biogaz selon la stratégie énergétique 2050. L’autre grand potentiel réside dans les déchets verts des axes de transport.


Beim Biotop- und Grünflächenunterhalt fallen grosse Mengen krautiger Biomasse an, sogenanntes Landschaftspflegegrün, woraus sich Biogas herstellen lässt. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL schätzte für den Kanton Zürich das Energiepotenzial des anfallenden Landschaftspflegegrüns der Feuchtwiesen und Riedflächen, des Strassen- und Bahnbegleitgrüns sowie der öffentlichen Grünflächen ab. Um zu bestimmen, wie viel Biomasse nachhaltig (d.h. ohne andere sinnvolle stoffliche Verwertungen zu konkurrenzieren) zur Verfügung steht, wurden die Biomasseströme der verschiedenen Verwertungswege bestimmt (z.B. stoffliche Verwertung in der Landwirtschaft; Entsorgung; Mulch auf der Fläche). Die Ergebnisse wurden anschliessend für die Schweiz hochgerechnet und in Bezug zu den Zahlen der Energiestrategie 2050 gesetzt.
Das theoretische Biomasse-Gesamtpotenzial der untersuchten Biotop- und Grünflächentypen liegt im Kanton Zürich bei rund 11’500 t TM/a, woraus sich rund 52’000 GJ/a Energie gewinnen liessen (hochgerechnet für die Schweiz: 97’300 t TM/a; 445’000 GJ/a). Von der Biomasse gelangt rund 40,7% (primär von Feuchtwiesen und Riedflächen) als Futter und Streu in die Landwirtschaft, womit sie wegen der sinnvollen stofflichen Nutzung und der Substrateigenschaften nicht für eine energetische Verwertung zur Verfügung steht. Die 26,8%, welche entsorgt werden, umfassen mehrheitlich Strassenbegleitgrün, welches sich für eine energetische Verwertung eignet. Von den rund 26,4%, welche als Mulch natürlich zersetzt werden, entfallen ca. 18,8% auf öffentliche Grünflächen, wobei der Mulch hier Düngerersatz ist und somit sinnvoll stofflich genutzt ist. Auch wenn der Mulch der Bahnflächen aus Betriebs- und Kostengründen zur Zeit nicht zur Verfügung steht, wird er zum nachhaltig nutzbaren Potenzial gezählt. Insgesamt liessen sich im Kanton Zürich rund 18’000 GJ und in der Schweiz rund 90’000 GJ Energie pro Jahr gewinnen. Das nachhaltige Potenzial für die Schweiz entspricht rund 1,75% des in der eidgenössischen Energiestrategie 2050 errechneten Energiepotenzials für Biogas und könnte somit einen gewissen – wenn auch geringen – Beitrag zur Energiewende leisten.

Quelle: WSL

Keywords:
Landschaftspflegegrün, Energie, Biogas, Naturschutzgebietspflege, Grünraumpflege

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Müller G., Holderegger R., Bürgi M. (2016): Energie aus Landschaftspflegegrün. WSL Berichte 38: 56 S.
http://www.wsl.ch/more/landschaftspflegegruen

Kontaktadresse:
PD Dr. Matthias Bürgi
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf

matthias.buergi@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 23 54


Zurück zur Liste