21.8.2015: Forschung CH

Blinde Passagiere auf Bootstransporten

Des passagers clandestins sur les coques des bateaux en transit



Eawag

Wenn Freizeitboote über Land transportiert werden, fahren oft am Rumpf festgeklebte Zebramuscheln mit. Die 1960 in die Schweiz eingewanderte Art wird so in verschiedenste Gewässer verschleppt. Eine Studie der Eawag zeigt die Transportrouten auf und nennt Vorsichtsmassnahmen, welche die Invasion zumindest verlangsamen könnten. Erstmals wurde im Rhein in Basel 2015 auch die Quagga-Muschel nachgewiesen.

Quand les bateaux de plaisance sont transportés par voie de terre, ils véhiculent souvent malgré eux des moules zébrées collées à leur coque. Si rien n’est entrepris, le mollusque qui est apparu en Suisse en 1960 peut ainsi se propager d’un lac - ou d’une mer - à l’autre. Une étude de l’Eawag montre les chemins de propagation et indique les mesures de précaution à prendre pour ralentir sinon enrayer l’invasion biologique. C’est d’autant plus urgent qu’un nouveau bivalve invasif, la moule quagga, a été identifié en 2015 dans le Rhin à Bâle.


In einer Masterarbeit wurde gezeigt, dass im Schnitt 60% der Boote, die ganzjährig im Wasser liegen, mit Muscheln bewachsen sind. Boote mit Trockenplatz sind kaum betroffen. Grosse Unterschiede gab es zwischen einzelnen Seen: Während im Zürich- und Bodensee der Muschelbewuchs hoch ist, fällt er im Thuner- oder im Vierwaldstättersee gering aus. Interessant: Zwei Drittel der Boote mit einem Wasserplatz, die mit Anti-foulings behandelt wurden, waren trotzdem mit Muscheln bewachsen. Eine Umfrage unter Bootsbesitzern führte unter anderem zu einer Grafik des Transport-Netzes. Am häufigsten werden die Strecken Zürich-/Bodensee und Genfer-/Neuenburgersee zurückgelegt. Häufig sind auch Transporte ans Mittelmeer. In einem Experiment haben die Forscher zudem nachgewiesen: Je tiefer die Temperatur, umso länger überleben die jungen, noch sehr kleinen Muscheln (0,5-4mm) an den Bootsrümpfen auch an der Luft. Bei 12°C lebte nach 42 Stunden noch immer ein Viertel der Tiere.
Das Fazit der Studie: Boote sollten vor einem Transport gründlich gereinigt oder mehrere Tage lang getrocknet werden. Denn nach der Zebramuschel wartet schon die nächste Art darauf, sich in der Schweiz breit zu machen: Erbgut der rheinaufwärts vordringenden Quagga-Muschel wurde von der Eawag soeben erstmals in Basel nachgewiesen. Zebra- und Quagga-Muschel können beide durch ihr massenhaftes Auftreten einheimische Arten verdrängen und hohe Unterhaltskosten verursachen, wenn sie zum Beispiel Kühlsysteme oder Trinkwasseraufbereitungsanlagen besiedeln. Die Wasserversorger beobachten vor allem die Quagga-Muschel, denn anders als die Zebramuschel wächst sie in Seen auch bis in diejenigen Wassertiefen, aus denen kühles Trinkwasser entnommen wird.

Quelle: Eawag


Keywords:
Gewässer, Neozonen, Transport, Muscheln

Art der Publikation:
Masterarbeit

Literatur:
Eawag-Faktenblatt, Juni 2015: Freizeitboot-Transporte verbreiten gebietsfremde Arten in Gewässern.
http://www.eawag.ch/de/news-agenda/news-plattform/news/news/blinde-passagiere-auf-bootstransporten/?tx_news_pi1[controller]=News&tx_news_pi1[action]=detail&cHash=dadf200e1188fed8f9005067075ce03e
http://www.eawag.ch/fr/news-agenda/actualites/detail/news/blinde-passagiere-auf-bootstransporten/?tx_news_pi1[controller]=News&tx_news_pi1[action]=detail&cHash=dadf200e1188fed8f9005067075ce03e

Kontaktadresse:
Lukas De Ventura
Eawag
Überlandstrasse 133
Postfach 611
CH-8600 Dübendorf

lukas.deventura@eawag.ch
Tel: +41 (0)58 765 68 54


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